Baumaschinen

Über den Lebenszyklus betrachtet

Antrieb
17.06.2022

Von: Christoph Hauzenberger
Was das Antriebkonzept der Zukunft ist, darüber scheiden sich nicht nur in der Automobil­industrie die Geister. Auch Baumaschinenhersteller müssen Entscheidungen treffen.

Lange galt "Elektro" als einzig erstrebenswertes Ziel, wenn um die Entwicklung von alternativen Antrieben ging. Doch mittlerweile stehen  immer öfter auch Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe im Fokus. Welche Alternative langfristig die Nase vorn haben wird, darüber scheiden sich bei den Baumaschinenherstellern noch die Geister. nach Alternativen für diese Alternative gesucht. Neue Erkenntnisse soll eine Studie der Wirtschaftsberatung Frontier Economics liefern, die im Auftrag der Liebherrgruppe eine Lebenszyklus-Analyse der Treibhausgas-Emissionen von typischen Baumaschinen durchgeführt hat. Dabei ermittelten Expert*innen, wieviel CO2 von der Herstellung über den Betrieb bis zum Recycling der Maschinen entsteht.

Ein und dieselbe Maschine wurden dabei mit unterschiedlichen Antriebslösungen ausgestattet. "Emissions-Analysen beschränken sich meist auf die reine Betriebsphase. Das reicht für unsere Produkte nicht aus, denn auch in den vor- und nachgelagerten Lebensphasen von Baumaschinen entstehen Treibhausgas-Emissionen", so Stephen Albrecht, Mitglied des Direktoriums der Liebherr-International AG. "Um ein vollständiges Bild zu bekommen, haben wir alle Stufen des Lebenszyklus unter die Lupe genommen, inklusive der Energieherstellung und Bereitstellung der Infrastruktur", fährt er fort.

Welcher Antrieb für welche Maschine?

Der Liebherr Mobil-Kran LTM 1160-5.2.
Während Radlader am umweltfreundlichsten mit batterieelektrischem Antrieb unterwegs sind, ist bei Mobilkranen das Potenzial zum Einsparen von CO2-Emissionen mit HVO-Antrieb am höchsten, so die Ergebnisse einer Studie von Frontier Economics.

Die Studie untersuchte drei Baumaschinentypen: Mobilkrane, Fahrmischer und Radlader. Wie die gesammelten Daten belegen, benötigen die drei Typen aufgrund ihrer unterschiedlichen Leistungsanforderungen unterschiedliche Antriebstechnologien, um möglichst viel Emissionen einzusparen.

  • Bei Fahrmischern eignen sich Elektroantriebe am besten, sofern sie einhundert Prozent Ladestrom aus erneuerbaren Quellen nutzen.
  • Bei Mobilkranen zeigt der Betrieb mit hydriertem Pflanzenöl (HVO) das größte Einsparpotenzial. Es sollte jedoch auf zertifiziertes HVO zurückgegriffen werden, das beispielsweise aus Pflanzen- und Speiseabfällen hergestellt wird und auf Palmöl verzichtet. An zweiter Stelle folgt aus CO2-neutralen ­Quellen hergestellter Wasserstoff. Langfristig scheint der Betrieb mit Wasserstoff optimal, da die flächendeckende Verfügbarkeit von HVO noch nicht absehbar ist. Bis die nötige Wasserstoff-Infrastruktur und die Antriebstechnologien bereitstehen, liefert HVO als Übergangstechnologie die besten Ergebnisse, besonders in Bestandsflotten mit bereits verbautem Verbrennungsmotor.
  • Radlader sollten entweder mit einem batterieelektrischen Antrieb, versorgt mit Ladestrom aus erneuerbaren Quellen, oder mit E-Fuels betrieben werden.

Für Hersteller empfiehlt sich daher weiter auf Technologieoffenheit zu setzen. "Die Ergebnisse der Lebenszyklus-Analyse zeigen, dass es keine einheitliche Lösung für klimaneutrale Antriebe von Baumaschinen gibt", erklärt Albrecht. "Unsere Entwickler*innen arbeiten mit der ganzen Bandbreite an klimaneutralen Kraftstoffen und Antriebstechnologien: von zertifiziertem hydriertem Pflanzenöl (HVO) über E-Fuels aus Ökostrom, Wasser und CO2, batterieelektrischen Antrieben und Wasserstoffantrieben, sei es Wasserstoff-Verbrennungsmotoren oder Wasserstoff-Brennstoffzellen".

HVO sei für Liebherr momentan besonders interessant, weil es sich unter anderem als bereits verfügbare Übergangstechnologie eignet. Denn es hat den Vorteil, dass man es auch in älteren Baumaschinen mit Dieselmotoren einsetzen kann, die oft noch lange in vielen Regionen der Welt eingesetzt werden – und dort Emissionen verursachen. Durch die Beimischung von HVO lassen sich diese spürbar reduzieren.

 Der Cat-Elektroumschlagbagger MH22.

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