Meinung: Martin Pechal

Wenn viele kleine Steine ein Bild ergeben …

Martin Pechal
17.10.2025

Der langjährige SHK-Fachjournalist Martin Pechal ist 2025 als Lehrer an die Berufsschule für Installateure in Wien gewechselt. Hier schreibt er über seine Erfahrungen mit den Fachkräften der Zukunft.

Mein heuriges Jahr war ein erkenntnisreiches – teuer, nervenaufreibend, aber erkenntnisreich. Die Chance, als Lehrer in der Ausbildung junger InstallateurInnen zu arbeiten und diese Chance auch zügig umsetzen zu können, erschien mir als sehr erstrebenswert und attraktiv. Diesem Wunsch folgend, wollte ich den Beruf so schnell wie möglich ausüben. Für viele ist es mehr als ein Beruf – es ist eine Berufung, eine Herzensangelegenheit und opferreiche Aufgabe. Ich wünschte mir würde diese Berufung inne liegen – tut sie allerdings nicht …

Wenn viele Steinchen ein Bild ergeben, ist es gut, wenn man dieses erkennt. Meist benötigt der Betrachter einen bestimmten Grundabstand, um das Mosaik in seiner ganzen Klarheit wahrnehmen zu können; ansonsten sind es eben nur viele Steinchen, die das Auge nicht deutlich ein- bzw. zuordnen kann. Was nun zu meiner Entscheidung, die ich für mich sehr schnell treffen konnte, geführt hat, sind eben viele kleine derartige Steine – viele Argumente, die ein großes Ganzes ergaben. Die KollegInnen, das muss ich sofort und an dieser Stelle unterstreichen, waren es
nicht; sie alle haben mich herzlich und hilfsbereit in ihr kleine, feine verschworene Gruppe hinter den Türen des Konferenzzimmers aufgenommen, mich mit Ratschlägen unterstützt und mir Material für den Unterricht angeboten. Ihnen allen gebührt nicht nur mein Dank, sondern größte Hochachtung für ihre täglichen Bemühungen, von uns allen!

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Die Schüler, die ich im ersten und vermutlich einzigen Lehrblock meines Lebens zu unterrichten hatte, waren es auch nicht – zumindest nicht konkrete Personen. Im Gegenteil: die meisten hatte ich schnell ins Herz geschlossen. Sie waren liebenswert und interessiert; diskussionsfreudige Rohdiamanten, für die ich allesamt Sympathien hegte. Die Vorstellung allerdings, immer wieder die gleichen – oder zumindest ähnliche – Diskussionen zu führen, Arbeitsaufträge fünfmal geben zu müssen (obwohl man sie laut und deutlich formuliert hatte) und teilweise extrem trockenen Unterricht (sorry an alle AWL-LiebhaberInnen hier) wieder und wieder, an die in diesem Falle und aus meiner Sicht, zurecht desinteressierten Schüler*Innen bringen zu müssen, waren nur einige wenige der Negativ-Argumente. Angewandte Wirtschaftslehre geht aus meiner Sicht einfach nicht cool, spannend und unterhaltsam – da bin ich zu nahe an denjenigen, denen ich das Beibringen sollte, als dass es auf lange Sicht Freude machen könnte, diese Inhalte zu vermitteln. Selbst in jenen Fächern, in denen es vermeintlich leicht erscheint und die Möglichkeiten der Wissensvermittlung grenzenlos wirken, ist es mitunter ein ziemliches Stück Arbeit, die jungen Herren und Damen zum Mitarbeiten zu bewegen. But: Who said it was gonna be easy?!
Na gut, anders formuliert: Die Vorstellung, dass alle sechs-sieben Wochen eine neue Welle an Auszubildenden brandet, dass ich „meine Schützlinge“, mit denen ich mich über wenige Wochen zusammenraufen konnte, dann erst in einem Jahr wiedersehen würde und somit der dünne Faden dieser Verbindung wieder gekappt ist, sowie die unzähligen Probleme und riesigen Herausforderungen, vor denen einzelne dieser jungen Menschen stehen, haben mich tatsächlich emotional überfordert. Das musste ich – und konnte es mir glücklicherweise schnell –
eingestehen. Das Mosaik-Bild flott zu erkennen und diese Entscheidung rasch zu treffen, nämlich, dass der von mir so angestrebte Lehrberuf doch nichts für mich ist, dass er mich zu schnell frustrieren und mürbe machen würde, das zu sehen, veranlasste meine schnelle Handlung; zum Gespräch mit dem Direktor, der nicht nur verständnisvoll reagierte, sondern ebenfalls die überraschende aber rasche Einschätzung meiner Sichtweise verstand und glücklicherweise noch ein Bewerberfenster am selben Tag öffnen konnte, wodurch relativ rasch Ersatz gefunden war.

Die Ferien, die viele den Lehrern nicht gönnen, sind definitiv kein Argument, das ausreicht, um diesen Beruf (bzw. diese Berufung!) ausüben zu können, wenn man es nicht wirklich hundertprozentig will und kann. Außerdem: was bringen einem Ferien, in der Zeit, in der es am teuersten ist und sämtliche Menschen verreisen wollen? Azyklisches Reisen ist der Hit, aber als LehrerIn unmöglich, da man an die Schulferien gebunden ist. Mein Idealismus ist also an der Realität zerschellt – zumindest in Hinblick auf die Ausübung dieses Berufs – und was weiter wird? Wir werden es sehen. Ich möchte allerdings die abschließenden Worte an meine (bzw. eigentlich sämtliche) Schüler*Innen richten: Geht euren Weg, baut euch geduldig ein gutes Geschäft auf und passt gut auf euch wie auch auf andere auf – wir schaffen das – ihr schafft das!

Stefan Böck

Stefan Böck ist Redaktionsleiter beim Österreichischen Wirtschaftsverlag