Wie sichern wir die Fachkräfte?
Harald Kopececk, Geschäftsführer der Zukunftsagentur Bau (ZAB) und der Bauakademie BWZ OÖ, im Interview „Nachgefragt bei“ mit der Bauzeitung. Er spricht über weniger Bürokratie und mehr Ausbildung.
Worin sehen Sie die größten Herausforderungen für das Baugewerbe?
„Die größten Herausforderungen liegen in der Sicherung von Fachkräften, in der Steigerung der Produktivität sowie im konsequenten Umgang mit Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Massiv belastend wirkt zudem die zunehmende Überregulierung und Bürokratie: Hier braucht es dringend Entlastung, um die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe zu sichern.“
Einzigartiges Ausbildungssystem
Was sind die größten Herausforderungen in der Aus- und Weiterbildung?
„Die Bauwirtschaft verfügt mit den Bauakademien über ein einzigartiges und umfassendes Aus- und Weiterbildungssystem, von der Baukarriere als Facharbeiter bis hin zum Top-Baumanager, vom Fachseminar bis zu erfolgreichen Studienprogrammen. Die zentrale Herausforderung ist, dieses Angebot laufend an neue Anforderungen, etwa in den Bereichen Digitalisierung und Nachhaltigkeit, anzupassen. Gleichzeitig gibt es große Unterschiede bei den Zielgruppen: Während Top-Betriebe unsere Weiterbildungen aktiv als Erfolgsfaktor nutzen, arbeiten andere zunehmend mit Fachkräften, die nicht in Österreich ausgebildet wurden und unsere Programme oft gar nicht besuchen. Das schafft ein Ungleichgewicht, das die gesamte Branche vor neue Aufgaben stellt.
Darüber hinaus müssen wir junge Menschen für das Baugewerbe begeistern, digitale und nachhaltige Inhalte stärker verankern und gleichzeitig die bestehenden Fach- und Führungskräfte kontinuierlich weiterqualifizieren.“

Was stimmt Sie zuversichtlich, was nachdenklich?
„Nachdenklich stimmt mich die Entwicklung beim Eigenpersonal: Sowohl die Zahl der Lehrlinge als auch die der Führungskräfte ist rückläufig. Wenn die Bauwirtschaft nach den schwierigen Jahren wieder anspringt, könnte genau hier ein Engpass entstehen, der die Betriebe massiv fordert. Zusätzlich belastet die Überregulierung unsere Unternehmen wie auch deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Laufend veränderte Rahmenbedingungen lassen sich kaum zeitgerecht schulen und wirken zunehmend demotivierend. Hier braucht es ein Umdenken seitens der Behörden bis hin zu mehr Vereinfachungen und klarer Deregulierung. Zuversichtlich stimmt mich hingegen, dass viele unserer Baubetriebe der Aus- und Weiterbildung einen hohen Stellenwert beimessen und eine bemerkenswerte Innovations- und Veränderungsbereitschaft zeigen. Das macht die Branche zukunftsfähig. Besonders begeistern mich die Menschen am Bau: Wir verfügen über ausgezeichnete Fach- und Führungskräfte, die unsere Bauwirtschaft aktuell auf hohem Niveau halten.“