Bauprozesse

Durchbruch für BIM?

18.06.2025

Am 1. Jänner 2026 wird ein Tool auf den Markt gebracht, das dem BIM-Modell in Österreich zum lang ersehnten Durchbruch verhelfen soll. Der Name des Hoffnungsträgers: BIM-T.

Die Erwartungen sind nicht gerade klein: „BIM-T löst eines der zentralen Probleme der BIM-Welt, es schafft die Grundlage für echte, unternehmensübergreifende Zusammenarbeit“, meint Peter Krammer, CEO des heimischen Baukonzerns Swietelsky und Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Bautechnikvereinigung (ÖBV). Seine Prognose: „Dies wird für die Akzeptanz von BIM ein echter Gamechanger für die Bauwirtschaft.“

Marktstart am 1. Jänner 2026

Bei BIM-T handelt es sich um ein Tool, das Building Information Modeling – der ausgeschriebene Name des Kürzels BIM – in Österreich endlich zum Durchbruch verhelfen soll. BIM-T wird derzeit im Rahmen eines FFG-Forschungsprojekts unter Leitung der ÖBV entwickelt. Ende August soll eine sogenannte Beta-Version verfügbar sein, die von Usern getestet werden kann. Für Anfang 2026 ist der Marktstart geplant.

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Bis jetzt hat BIM die Erwartungen, die es bei seiner Einführung vor rund zehn Jahren geweckt hatte, nicht erfüllt. Laut einer Studie der Baumanagement-Plattform Plan Radar aus dem Jahr 2021 setzen nur 20 Prozent der österreichischen Bauunternehmen BIM ein. Experten vermuten, dass sich daran bis heute nicht viel geändert hat. Damit liegt Österreich auf einem Level mit der Schweiz und Kroatien, aber hinter Polen und Deutschland. Spitzenreiter bei der BIM-Nutzung in Europa ist Großbritannien mit einer Quote von 80 Prozent.

Die Idee hinter BIM ist an sich bestechend: Sie sieht vor, dass ein dreidimensionales digitales Modell  des geplanten Bauwerks erstellt wird. Auf dieses Modell, dem sogenannten „Digital Twin“, haben alle Projektbeteiligten Zugriff – vom Planer über die ausführenden Bauunternehmen bis hin zu den Betreibern. Das BIM-Modell verschafft ihnen Zugang zu allen relevanten Informationen. Das lässt sich am Beispiel einer Betonwand verständlich erklären: Man sieht nicht nur, wo diese steht, sondern auch, welche exakten Abmessungen sie hat, dass sie aus Beton ist und welche Eigenschaften der Beton oder auch die Wand hat.

Mithilfe des dreidimensionalen BIM-Modells sind Planer und Ausführende jederzeit am gleichen Wissensstand, und die Informationen der gelieferten Dokumente sind konsistent. Teure Fehler können vermieden werden. Der Stahlträger, der genau dort steht, wo der Lüftungsschacht verlaufen soll, wird im BIM-Modell rasch entdeckt. Das Modell lässt sich mit Bauzeitplänen ebenso verknüpfen wie mit Kosten und Ressourcen – egal ob Baumaterialien, Maschinen, Fahrzeugen oder Personal. Logistische Prozesse können so geplant und gesteuert, Kosten kalkuliert und Abrechnungen durchgeführt werden.

So bestechend das Konzept in der Theorie ist – in der Praxis gibt es ein großes Problem: Die einzelnen Unternehmen verwenden beim Einsatz von BIM-Modellen unterschiedliche Systematiken und Prozesse. Die Folge: Sie verstehen einander nicht. Da kann es durchaus um Kleinigkeiten gehen, die aber gravierende Folgen haben. René Holzer vom Planungsbüro FCP, der das IT-Entwicklungsteam des BIM-T-Projekt leitet, beschreibt das Problem anhand der erwähnten Betonwand: „Die Informationsanforderungen, die es zu dieser Wand gibt, sind in allen Unternehmen etwas anders.“ Was bei Unternehmen A „Betongüte“ heißt, wird bei B „Betonguete“ geschrieben. Das Ergebnis: „Die Systeme verstehen einander nicht. Das ist wie bei Excel oder Word: Wenn die Schreibweise nicht exakt ident ist, funktioniert der Befehl ‚suchen und ersetzen‘ nicht.“

Wollen Bauherr und Bauunternehmen gemeinsam ein BIM-Modell benutzen, müssen sie bislang in mühsamer Kleinarbeit dafür sorgen, dass ihre Systeme einander verstehen. Dafür werden oftmals sogenannte IFC-Dateien verwendet, die auf einem ISO-Standard basieren. In diesen IFC-Dateien werden sämtliche relevante Informationsanforderungen eines Bauwerks erfasst: also beispielsweise die besagte Betonwand, ihre Abmessungen und ihre Eigenschaften – von der Betongüte über den Bewehrungsgehalt bis zur Oberflächenbeschaffenheit.

Der Auftraggeber stellt dem Ausführenden seine IFC-Datei zur Verfügung. Nun gleicht das Bauunternehmen seine IFC-Systematik mit der des Auftraggebers ab und erstellt in einem sogenannten „Mapping“ die notwendigen Übersetzungen. „Der Wert für die Betonfestigkeit, der bei einem ‚C25/30‘ heißt, wird beim anderen ‚C25_30‘ geschrieben. Nach dem Mapping verstehen beide Systeme einander.

Diese mühsame Übersetzungsarbeit soll in Zukunft BIM-T übernehmen. Zwar ist auch hier beim Mapping ein gewisser Aufwand notwendig. Aber es gibt einen großen Vorteil: „Wir bringen das Mapping von der Projektebene auf die Unternehmensebene“, so IT-Manager Holzer. „Das bedeutet: Die beteiligten Unternehmen müssen nicht bei jedem Projekt von vorn anfangen und die Kompatibilität herstellen. Sie können auf das bestehende Mapping in BIM-T zugreifen und dabei jene Informationsanforderungen auswählen, die sie für das konkrete Projekt benötigen – bei einem Neubau gibt es zum Beispiel andere Anforderungen als bei einer Sanierung.“

Die Zeitersparnis durch diese Form der Automatisierung ist enorm. Experten schätzten, dass das Mapping bei einem großen Projekt derzeit ohne weiteres zwei bis drei Wochen in Anspruch nehmen kann, da tausende von Informationsanforderungen abgeglichen werden müssen. Die Erfolgsaussichten des neuen Tools dürften daher groß sein. Dafür spricht auch, dass fünf Schwergewichte der heimischen Auftraggeber gleich beim Start mit an Bord sind und ihre IFC-Daten auf der BIM-T-Plattform zur Verfügung stellen. Mit dabei sind die Asfinag, die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG), die MA 34 der Stadt Wien, die ÖBB und die Wiener Linien – mehr geht in Österreich nicht.