Umfrage

Lean im Lot

20.10.2025

Eine Reihe von heimischen Baubetrieben setzt mit Erfolg die Lean Management-Methode ein. Die aktuelle Leser*innen-Umfrage der Bauzeitung zeigt: Sie ist auch im Baugewerbe angekommen: Rund die Hälfte hat bereits erste Erfahrungen gesammelt oder wendet sie bereits umfassend an.

In der Autoindustrie wird es schon seit Jahrzehnten mit großem Erfolg eingesetzt. Nun findet es auch verstärkt seinen Weg in die Bauwirtschaft: Lean Management. Auch in Österreich setzen immer mehr Unternehmen die fernöstliche Management-Methode ein – dazu gehören die Porr, das Wiener Bauunternehmen Sedlak oder die niederösterreichischen Unternehmen Leyrer + Graf und Handler.

Klar und einfach

„Es geht darum, den komplexen Vorgang des Bauens in einzelne Bausteine herunterzubrechen und diese klar und einfach darzustellen. So schafft man Transparenz“, erläutert Julia Meisel, Lean Managerin bei Sedlak. Diese Transparenz, so die Lean-Expertin weiter, biete die Basis für das weitere Vorgehen. Das wesentliche Ziel: „Weniger Verschwendung, mehr Fokus auf Wertschöpfung. Das ist das Erfolgsrezept von Lean Construction. In der Bauwirtschaft bedeutet das kürzere Projektlaufzeiten, effizientere Abläufe und eine optimierte Nutzung von Ressourcen.“ So versteht man bei der Porr den Ansatz.

Advertorial

Der Ansatz klingt vielversprechend – aber wie weit ist Lean Management auch im heimischen Baugewerbe angekommen? Die aktuelle Leser*innen-Umfrage der Bauzeitung zeigt ein durchaus positives Bild: 13 Prozent der befragten Betriebe setzten die Methode schon umfassend ein. 38 Prozent haben erste Erfahrungen gemacht und 12 Prozent planen den Einstieg. Dem steht gut ein Drittel gegenüber (37 Prozent), das bislang noch keinerlei Berührungspunkte mit der Methode hatte.

Schaut man auf die Umsetzung einzelner Lean-Prinzipien, zeigt sich ein klarer Trend zur praktischen Anwendung. Zwei Drittel der Befragten arbeiten bereits mit standardisierten Prozessen (67 Prozent). 58 Prozent setzen auf die Reduktion von Verschwendung, 50 Prozent Drittel auf kontinuierliche Verbesserung. Prinzipien wie das Pull-System oder visuelles Management sind hingegen weniger verbreitet. Die Zahlen legen nahe: Es geht vielen Betrieben vor allem um pragmatische Ansätze mit rascher Umsetzbarkeit – tiefgreifendere Veränderungen im Sinne eines umfassenden Lean-Denkens sind seltener.

Auch bei den erhofften Vorteilen gibt es eine interessante Diskrepanz. Zwar nennen 50 Prozent eine höhere Produktivität als positiven Effekt, und auch eine bessere Kommunikation im Team wird von 25 Prozent genannt. Doch bemerkenswert: Kein einziges Unternehmen sieht in Lean Management bislang einen Beitrag zu verkürzten Bauzeiten – eigentlich ein zentrales Versprechen der Methode. Das könnte daran liegen, dass echte Effizienzgewinne oft erst bei durchgängiger Umsetzung sichtbar werden – und die stehen vielerorts noch aus.

Die größten Herausforderungen bei der Einführung sind laut den Umfrageteilnehmer*innen weniger technischer, sondern vor allem kultureller Natur. Wiederholt genannt werden Widerstände auf Führungsebene, die Trägheit etablierter Strukturen und die mangelnde Akzeptanz bei jenen, die auf der Baustelle arbeiten. Auch die Bereitschaft, Aufwand in Kauf zu nehmen, der sich erst später amortisiert, wird als Hürde empfunden. „Zu wenig Ressourcen, Trägheit der Baubranche gegenüber neuem, kein Lebenszyklusdenken, gewachsene starre Strukturen & Befindlichkeiten“, lautet ein Kommentar; „Akzeptanz, dass eine Änderung auch mit Aufwand verbunden ist, der erst im Nachhinein, dafür intensiv sichtbar ist“, ein anderer; „die Bereitschaft aller am Projekt beteiligten, mitzumachen“, ein weiterer. Eine Stellungnahme verdeutlicht, dass die mentalen Widerstände, die in vielen Betrieben noch vorhanden sind, rechtlich plastisch: „Es ist einfach ein weiterer Humbug, der nur den Beratern etwas bringt!