Start-up

Am Anfang war der Eierbecher

Clemens Schmidberger designt, entwickelt und produziert Wohnaccessoires aus hochwertigem Furnier und Möbel aus Massivholz in seiner Wiener Werkstatt. Freude bereiten sollen die hochwertigen Stücke „mindestens für langfristig“.
Heita Showroom
Im Showroom in Wien präsentiert Clemens Schmidberger seine Wohnaccessoires, die Kleinmöbelserie und Beispiele, wie ein individuell gefertigtes Möbelstück aussehen könnte. Auf Wunsch gibt es auch eine Führung durch die angeschlossene Werkstatt.

Inspiriert von seiner Arbeit als Produktentwickler für High-End Interieur von Privat-Flugzeugen, hat es sich Clemens Schmidberger zum Ziel gesetzt, das Potenzial des Materials Holz auszuloten und zu erweitert. Daran arbeitet der studierte Holztechnologe mit familiärem Tischler-Hintergrund schon seit 2016 in seiner Werkstatt im 15. Wiener Gemeindebezirk, die Unternehmensgründung 2022 war der logische Schritt nach langer Entwicklung und Tüftelei. "Vor gut zwei Jahren habe ich es gewagt, meine Vision von der Selbständigkeit, die ich schon lange vor Augen hatte, umzusetzen. Jetzt entwickle und produziere ich Produkte, die mehr mit der Lebensrealität der breiten Bevölkerung zu tun haben", so Schmidberger. Der erste Teil des Markennamens Heita – Contemporary Wood erinnert bewusst an das Wort "heiter", das Leichtigkeit und Freude signalisiert. Das "a" am Ende ist ein Hinweis auf den Oberösterreich-Background des 36-Jährigen.

Holz anders zeigen

Clemens Schmidberger
"Ich stelle Produkte her, die Bestand und einen Wert haben, und die mindestens eine Anschaffung für langfristig – wenn nicht für ewig – sind", sagt Clemens Schmidberger von Heita – Contemporary Wood.

"Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, Gegenstände, die früher aus Holz hergestellt wurden, wieder mit diesem Material umzusetzen, vom Design her modern zu interpretieren und in die Gegenwart zu holen", erzählt Clemens Schmidberger. Einen wichtigen Anstoß dafür gab ein kunstvoll gedrechselter Eierbecher aus Holz, der dem Designer zufällig in die Hände fiel. Um diesen Alltagsgegenstand moderner und leichter zu machen, begann er mit Furnieren zu experimentieren. So war die Produktion des aus drei Furnierschichten bestehenden Eierbechers "Taiga" quasi der Startschuss für die Accessoires-Serie: "Durch das Arbeiten an diesem Produkt habe ich viel über die Vielfalt des Materials gelernt und gesehen, welches Potenzial darin liegt, Holz einmal anders zu zeigen." Am Anfang war also der Eierbecher. Danach wurden die Produkte sukzessive größer, der Entwickler wagte sich an Schüsseln, Übertöpfe, Aufbewahrungs- und Brotdosen und erweitert nach wie vor laufend sein Sortiment. "Mein besonderes Highlight ist die dreidimensional geformte Griffmulde bei den Brotdosen, die mir trotz der Sprödheit des Materials so gut gelungen ist."

Hohe Qualität entsteht auf kleinem Raum

Der Maschinenraum der Werkstatt ist mit kleinen Maschinen wie einer Handkreissäge, einer Schleifmaschine und einer Presse ausgestattet. Zum Schneiden der Materialien geht Schmidberger quasi fremd und verwendet anstatt der üblichen großen Furnierscheren eine Papierschneidemaschine. "Für meine Dimensionen funktioniert dieses System perfekt. Für das Zuschneiden von großflächigen Möbelfurnieren würde es allerdings nicht ausreichen." Werden größere Maschinen für die Massivholzverarbeitung gebraucht, kann Schmidberger nach Oberösterreich "ausweichen" und die voll ausgestattete Tischlerwerkstatt seines Vaters in Pasching bei Linz nützen.

Schicht für Schicht

Modellbau
Mit einer geschickten Kombination aus Handwerk und modernen Fertigungstechnologien entstehen Muster und Modelle, bis schlussendlich die perfekte Form, der beste Fertigungsprozess und die angenehmste Haptik gefunden wurde.

Die Korpusse entstehen Schicht um Schicht aus mehreren miteinander verleimten Furnier-Lagen. Dank dieser Technik sind die Produkte fein und leicht, aber auch äußerst stabil. Die äußeren Furnierschichten werden mit der traditionellen Schwalbenschwanzverbindung zusammengefügt. Die Oberflächen sind mit lebensmittelechtem Hartwachsöl behandelt.Sowohl für die Böden und Deckel als auch für Hocker und Regale verarbeitet Schmidberger so weit als möglich aus dem Schnitt heraus: "Zum einen sind die stehenden Jahrringe für mich ein optisches Qualitätsmerkmal, zum anderen haben diese Riftbretter den Vorteil, dass sie sich kaum verziehen."

Ein Fan der Esche

Brotdose
Die Brotdose "Yili" aus Eschen- und Ahornfurnier gibt es in vielen Farben. Besonderheiten sind der Massivholzdeckel, der auch als Schneidbrett genützt werden kann, sowie die dreidimensional geformten Griffmulden.

Besonders gerne verarbeitet Schmidberger Eschen- und Ahornfurniere. "Ich bin ein großer Fan der Esche. Mir gefallen Farbe und Maserung, sie passen perfekt zu meinem schlichten aber edlen Stil. Beide Furniere eigenen sich aufgrund ihrer hohen Strapazierfähigkeit auch besonders gut für das, was ich mache. Sie sind äußerst widerstandsfähig gegen Verformungen." Gerade tüftelt er an der Möglichkeit, Furnier großflächig dreidimensional zu verformen, ohne dass das Material reißt. Ziel ist es, das Sortiment an Schatullen und Aufbewahrungsdosen zu erweitern und diese "um eine weitere Spur schöner und exklusiver zu gestalten", so Schmidberger. Die verwendeten Furniere kommen z. B. aus Österreich oder Belgien, gefärbte und gemusterte Varianten werden vor allem in Italien gefertigt. Bei der Wahl fühlt sich Clemens Schmidberger beinahe wie ein Modedesigner, der sich für seine Kollektion aus einer Vielzahl an Stoffen das Passsende aussucht: "Bei der Furnierauswahl ist es ähnlich. Da gibt es allein von einem Hersteller an die 600 verschiedene Muster, Farben und Holzarten. Da finde ich garantiert immer das, was ich suche."

Viel Zeit und Leidenschaft

Regal Mori
Das modulare Massivholzregal "Mori" ist neu im Programm. Eine Besonderheit sind die klappbaren Halterungen für die Regalböden.

In den aufwendigen Produkten steckt sehr viel Arbeit drin, so haben sie natürlich auch ihren Preis. Diesen sind die Kund*innen, die eine hohe Wertschätzung für das Handwerk, eine regionale Produktion und Design mitbringen, auch bereit zu zahlen. Dennoch hatte der Gründer in den 2,5 Jahren des Bestehens von Heita immer wieder Phasen des wirtschaftlichen Zweifelns, ob die Konzentration auf die Wohnaccessoires langfristig ausreichen würde. Eine Auslagerung der Produktion, um die Spanne zu erhöhen, kommt für Clemens Schmidberger allerdings nicht in Frage – schließlich sei diese Art der Herstellung sein Alleinstellungsmerkmal. "Deswegen habe ich mich Ende letzten Jahres entschieden, neben der Kleinmöbelserie auch größere Stücke als Auftragsarbeit zu realisieren. Und das macht großen Spaß und läuft durch Mundpropaganda auch sehr gut an." Die Heita-Produkte können Kund*innen vor Ort im Atelier erwerben, zudem vertreibt Schmidberger über Designmessen wie Blickfang oder Wohnen & Interieur und er ist gerade dabei, den Online-Verkauf und die Präsenz in Concept-Stores zu forcieren. Im Mai ist er mit seinen Stücken auch bei der Ausstellung Wood Land im Schloss Hollenegg for Design in der Steiermark mit dabei.

Branchen
Tischlerei