Gut angeschlossen

Anschlüsse
27.10.2014

An allen Stellen, an denen die Dachhaut endet oder sie von Bauteilen durchbrochen wird, muss die Konstruktion sorgfältig angepasst und die handwerkliche Ausführung besonders akribisch ausgeführt werden.  
Anschlussfuge eines Kaminkopfs mit Bleischürze.

Auch wenn gerade Anschlüsse zeitaufwändig sind, müssen durch falsche konstruktive Maßnahmen nicht nur Verunstaltungen vermieden, sondern auch der Bildung von Bauschäden vorgebeugt werden. Gewisse Probleme können sich dadurch ergeben, dass verschiedene Handwerker an solchen Punkten zusammenwirken. Dabei kann es vorkommen, dass die Ausführung des Dachdeckers unterbrochen wird, weil etwa der Spenglerkollege zwischendurch notwendige Arbeiten ausführt. Sind die bautechnisch notwendigen Gewerke am Dach nicht sorgfältig aufeinander abgestimmt, kommt es nicht nur zu zeitlichen Verschiebungen der Fertigstellung, sondern auch zu höheren Kosten. Kosten und Zeitaufwand lassen sich auch dadurch sparen, dass mit möglichst vielen vorgefertigten Bauteilen, wie sie die Industrie heute für alle Dachbereiche anbietet, gearbeitet wird.   

Traufausbildungen

Für die Ausbildung der Traufe ist maßgebend, ob ein Dach mit oder ohne Dachüberstand ausgeführt wird. Ein entsprechend dimensionierter Dachüberstand schützt die Außenwand weitgehend vor Regen und Schnee. Er hat auch den Vorteil, dass der Baukörper nicht genau auf die Deckmaße der Dachziegel oder Dachsteine abgestimmt werden muss. Dieser Vorteil macht sich auch bei einer späteren Sanierung bemerkbar, vor allem dann, wenn die ursprüngliche Dacheindeckung nicht mehr lieferbar ist – ein Sachverhalt, der bei Altbauten oft auftritt. Ein Dachüberstand erlaubt bei Neubauten, die Dachkonstruktion an die vorgegebenen Maße der Dacheindeckung anzupassen. Zudem besitzt bereits während der Bauzeit, bevor alle Dachanschlüsse fertig sind, der Baukörper einen gewissen Witterungsschutz. Mangelhafte Ausführung der Dachanschlüsse sowie auch nachträglich entstehende Baumängel wirken sich in diesem Bereich nicht unmittelbar nachteilig auf den Baukörper aus. 

Eine sehr einfache Ausführung der Traufe ist mit Bretterschalung möglich. Dabei wird die Traufbohle keilförmig zugeschnitten. Sie muss so dick sein, dass die untere Dachpfannenreihe die gleiche Neigung wie die übrigen Pfannenreihen erhält. Ein Traufblech – kann auch stattdessen ein entsprechend geformter, dicker Kunststoffwinkel sein – deckt die Traufbohle ab und schützt den Sparrenfuß vor Einwehen von Spritzwasser bei einer tiefer hängenden Rinne, im Winter zusätzlich vor Schneeeintrieb. Die Rinnenhalter werden in die Traufbohle eingeklinkt. Um zu verhindern, dass der Wind die Eindeckung im Traufbereich nicht abhebt, muss eine Bretterschalung angebracht werden. Die Fugen zwischen den Schalbrettern verhindern, dass sich über die Auflageleiste und über der Traufbohle ein Wassersack bildet und bei Frost ein Eiskeil entsteht. Deshalb müssen die Oberkanten der Schalbretter immer bündig vernagelt werden. Die Zuluft für die Dachlüftung gelangt durch mindestens drei Zentimeter hohe Zuluftschlitze zwischen den Sparrenbereichen in den Dachraum. Die Zuluftschlitze müssen mit Insektenschutzgittern gesichert werden. 
Eine Variante dieser Konstruktion ist die Traufe mit Bretterschalung und Keilstück. Die Konstruktion ist ähnlich der vorher beschriebenen. Jedoch wird statt der Traufbohle ein Keilstück auf die Sparren gesetzt. Damit kann das Traufblech höher an die Dacheindeckung herangeführt werden. Außerdem gibt die vor das Keilstück gesetzte Stirnplatte einen optisch sauberen Abschluss. 

Statt der Bretterschalung können auch Dachlatten verwendet werden. Die Fugen zwischen den Dachlatten machen das Einhängen der Dachpfannen möglich. Bei schmalen Fugen müssen die Dachlatten oben abgefast werden. 
Handwerklich gibt es noch mehr Varianten der Traufausbildung. Welche angewendet wird, hängt neben der vom Bauherrn gewünschten Optik auch von der Kostensituation ab. Je aufwändiger die Konstruktion ist, desto größer ist auch die notwendige handwerkliche Leistung. Im objektbezogenen Einzelfall empfehle ich deshalb eine grundsätzliche Abstimmung mit dem zuständigen Bauherrn.

Konstruktion des Ortgangs

Bitte beachten Sie, dass ich aus Platzgründen in diesem Beitrag nur einzelne Konstruktionsvarianten vorstellen kann. Es gibt wesentlich mehr konstruktive Lösungen, die kostengünstig und auch optisch ein anderes Bild am Dach ergeben.
Bei der einfachen Konstruktion wird unter die Dachlatten ein Hängebrett genagelt und daran das Zahnbrett befestigt. Das Zahnbrett darf nicht direkt auf das Hirnholz der Dachlatten genagelt werden. Das Zahnbrett wird an die Abtreppung der Unterkante der Pfannen zahnförmig angepasst. Das Hängebrett wird – je nach Arbeitsablauf – vor dem Verputzen der Außenwand angebracht und ist vor Mörtelspritzern zu schützen. Sehr wichtig ist, dass der Wandputz und das Hängebrett durch einen Kellenschnitt dauerhaft voneinander getrennt sind. Eine Mörtelsperrschicht auf dem Mauerwerkskopf isoliert die Dachlatten und dient auch als Gleitschicht für Bewegungen aus der Dachkonstruktion. Grundsätzlich dürfen an keiner Stelle Verbindungen zwischen Holzteilen und Mauerwerk entstehen.
Eine Variante ist die Ausführung mit Strinbrett und Ortgangpfanne. Die Konstruktion ist ähnlich der vorher beschriebenen. Das Stirnbrett ist dabei durch die Ortgangpfanne besser vor Regen geschützt. Dagegen wird das Hängebrett nach dem Putzauftrag befestigt. Zwar ist der Arbeitsaufwand bei dieser Variante höher,doch wird das saubere Anpassen des Hängebretts an den Putz ermöglicht. Damit ist die Fuge Hängebrett/Putz optisch sauber abgedeckt. 

Die Industrie liefert für jede Ziegel- und Dachsteinart die jeweils zugehörigen Ortgangziegel. Diese haben breite geformte Lappen, womit die Dachlatten gemeinsam mit dem Hängebrett abgedeckt werden. Die Ortgangpfanne wird auch mit einer Abschlussplatte, je nach Hersteller, geliefert. Statt des Strinbretts werden im gleichen Material Abschlussplatten eingehängt. Damit sind alle Holzteile optimal vor Regen geschützt. Die Dachlatten werden in Form eines Rostes angebracht. Sie werden, soweit nicht Dachpfannen an ihnen hängen, bis zum zweiten Sparren durchgeführt. Die Dachlattenenden werden mit einer Hängelatte ausgerichtet. Die Trennung von Latten und Außenputz durch einen Kellenschnitt oder einer Schattenfuge ist unabdingbar. 

Beim Ortgang mit Stirn- und Abdeckbrett wird unter die Dachlatten ein 35 Millimeter starkes Hängebrett genagelt, um die breite Ortgangkonstruktion sicher zu befestigen. Daran sind Stirnbrett und Futterholz gemeinsam befestigt. Bei schwächeren Dachlatten sollte man jeweils in den Lattenzwischenfeldern ein Befestigungsbrett zusätzlich einfügen. Es ragt, wie die Dachlatten, über das Giebelmauerwerk hinaus. Die Oberkante von Stirnbrett und Futterholz ist leicht angeschrägt und Auflager für das Abdeckbrett. So wird durch ein leichtes Gefälle das Regenwasser vom Stirnbrett weg zur Dachfläche geleitet. Es sollte aus Kernholz hergestellt und gut imprägniert sein, damit es sich nicht verformt. Dachlatten und Giebelmauerwerk müssen unbedingt konstruktiv voneinander getrennt sein. 
Mehr Witterungsschutz bietet eine kleine Blechrinne, die unter der Krempe der Dachpfanne angeordnet ist. Sie muss in die Dachrinne entwässert werden. Das Abdeckbrett ist mit einem Abdeckblech geschützt. 
Auch am Ortgang kann eine Dachrinne angeordnet werden. Bei dieser Konstruktion mit Stirnbrett, Ort­gangrinne und Ortgangpfanne werden Stirn- und Hängebrett durch Ortgangrinnhaken gehalten, die auf die Sparren aufgeschraubt sind. Kann die Ortgangrinne nicht tiefer als die Dachlattendicke ausgebildet werden, muss das Rinnenblech so weit unter die Dacheindeckung geführt werden, dass diese eine mindestens zwei Zentimeter hohe Aufkantung zulässt. Die Ort­gangrinne muss direkt in die Traufrinnen entwässert werden. Um die Ortgangrinne auch säubern zu können, muss der Spalt zwischen Stirnbrett und Ortgangpfanne mindestens vier Zentimeter betragen. 

Dachanschlüsse an Wänden

Bei Anschlüssen von Dachflächen unmittelbar an Wänden – beispielsweise Brandwand, Nachbarhaus, Dachgaube oder Kaminkopf – ist zu beachten, dass sich die Dacheindeckung und die Wand entsprechend ihres Baustoffs bei Temperaturschwankungen unterschiedlich verhalten. Sie werden sich immer der Temperatur entsprechend ausdehnen oder zusammenziehen. Deshalb dürfen die an diesen Berührungen notwendigen Fugen keine Spannungskräfte übertragen. Relativ einfach ist der Dachanschluss an Mauern, an die eine Dachfläche mit der höchstgelegenen Kante oder mit dem First anstößt. Je nach Dachbaustoff (Betondachpfanne, Dachziegel, Metall­eindeckung, Faserzementplatte, Holzschindel u. Ä.) muss die Verbindungsfuge fachgerecht mit einem Metallstreifen, einem Bleiblech, einer Kunststofffolie, einer Abdichtungsbahn oder einem speziell für den Fugenanschluss vorgefertigten Fugenband hergestellt werden. Die Anschlussstreifen dürfen nicht fest mit der Wand und der Dacheindeckung verbunden sein, da es sonst zu einer Kraftübertragung kommt und Bauschäden entstehen können. Sowohl die Betondachstein- als auch die Ziegelindustrie bietet für solche Anschlüsse spezielle Formpfannen an. 

Bei Kaminköpfen oder handwerklich hergestellten Dachgauben werden die jeweiligen Anschlussfugen – soweit es technisch möglich ist – durch auskragende Wandteile überdeckt. Verlaufen Anschlussfugen parallel zum Dachgefälle, wie bei Kaminköpfen, und meist kurz sowie im oberen Bereich eines Dachs, werden sie ebenfalls durch auskragendes Mauerwerk überdeckt. Fertigteilkaminköpfen sind dafür entsprechend ausgebildet. Die Fuge zwischen der Auskragung und der Dacheindeckung muss abgedichtet werden. Entweder mit gut formbaren Walzbleistreifen oder speziellen Fugenstreifen aus anderen Materialien, die über ein angepasstes Befestigungssystem verfügen.
Industriell hergestellte Dachgauben und Dachflächenfenster werden bereits bei der Herstellung werkseitig mit Dachanschlusssystemen geliefert. Eine regendichte Verbindung zwischen Dacheindeckung und Baukörper kann damit handwerksgerecht hergestellt werden. 

Luftdichte Ausbildung

Unabhängig von der Dacheindeckung muss an allen Durchdringungen der Dachfläche bei der Fugenausbildung zwischen den Bauteilen unbedingt auf die absolut luftdichte Ausbildung geachtet werden. In den meisten Fällen werden solche Fugen mit speziellen Klebebändern hergestellt. Aus meiner Sachverständigenpraxis ist mir bekannt, dass bedauer­licherweise noch immer zu oft diese Fugenausbildung etwas lax gehandhabt wird. 
Gerade erst habe ich einen solchen Fall erlebt, der einen Dachdecker fast in den finanziellen Ruin getrieben hat: Beim nachträglichen Einbau mehrerer Dachflächenfenster zeigten zu viele Klebestellen keine haftende Verbindung zwischen den Bauteilen. Ergebnis war eine Durchfeuchtung der Dachdämmung mit Folgeschäden in den Räumen und die daraus resultierende notwendige Sanierung von rund 4.000 Quadratmetern Dachfläche.  

Fazit

Dass Sie als Fachhandwerker über die notwendige Kenntnis und das fachliche Know-how verfügen, wie man Dachanschlüsse herstellt, ist meine Überzeugung. Deshalb geht es in meinem Beitrag nicht darum, Ihnen Neuheiten vorzustellen, sondern diese Möglichkeiten in Erinnerung zu rufen. Darüber hinaus bietet die Industrie mittlerweile eine Fülle unterschiedlicher Lösungen, um Durchdringungen an Dachflächen fachgerecht herzustellen. 

Branchen
Dach + Wand