Energiewende

Kärnten ist Bioenergie-Klassenprimus

Heizung
21.04.2023

Von: Redaktion Gebäudeinstallation
Im jetzt vom Biomasse-Verband veröffentlichten "Bioenergie-Atlas Österreich 2023" steht Kärnten an der Spitze des Energiewende-Rankings.
Biomasse-Verband

Mit diesem Bioenergie-Atlas stehen die wichtigsten Daten und Fakten sowie Projektreportagen zur Bioenergie in Österreich zur Verfügung. "Die Darstellung der Biomassebranche auf Bundesländer- und Themenkarten sowie die Präsentation der vielseitigen regionalen Praxisprojekte sind ein Vorzeigeschild für den gesamten Bioenergiesektor", erklärt Franz Titschenbacher, Präsident des Österreichischen Biomasse- Verbandes. "Biomasse ist in Österreich mit einem Anteil von 55 Prozent der bedeutendste erneuerbare Energieträger, in der Steiermark liegt ihr Beitrag unter den Erneuerbaren sogar bei 70 Prozent. Mittelfristig könnte die Bioenergie sogar Erdöl und Erdgas als bundesweit bedeutendster Energieträger überholen".

In Kärnten ist Bioenergie mit einem Anteil von 34,5 Prozent am Bruttoinlandsverbrauch Energie bereits meistgenutzter Energieträger. "Die derzeit eingesetzte Bioenergie stammt überwiegend aus Koppelprodukten der Forst- und Holzwirtschaft", informiert Titschenbacher. "Die Bioökonomie könnte vor allem in der Landwirtschaft neue Reststoffpotenziale eröffnen." Im Bioenergie-Atlas präsentiert der Österreichische Biomasse-Verband Szenarien, in denen der Biomasseeinsatz bis 2045 von derzeit knapp 250 PJ auf 450 PJ gesteigert werden könnte.

Große Potenziale liegen vor allem in der Nutzung landwirtschaftlicher Biomasse, wie etwa Miscanthus, Kurzumtriebsflächen, Wirtschaftsdünger, Getreide-, Mais- und Rapsstroh sowie Landschaftspflegeheu.

Tabelle

Vorreiter bei nachhaltiger Waldbewirtschaftung

Kürzlich hat die EU die Zielvorgabe für die Erzeugung von erneuerbarer Energie in der Erneuerbare- Energien-Richtlinie (RED III) bis 2030 auf 42,5 Prozent erhöht. Dies dürfte nur mit Bioenergie möglich sein, die im Jahr 2021 EU-weit einen Anteil von 59 Prozent unter den erneuerbaren Energien erzielte. 2021 lag der Anteil erneuerbarer Energien am Bruttoendenergieverbrauch EU-weit bei 21,8 Prozent und in Österreich bei 36,4 Prozent.

Innerhalb der EU 27 erzielte Österreich damit den fünfthöchsten Erneuerbaren- Anteil hinter Schweden (62,6 Prozent), Finnland (43,1 Prozent), Lettland (42,1 Prozent) und Estland (38,0 Prozent). Diese fünf Vorreiterländer zeigen, wie die positive Kombination von Bioenergieausbau, Waldflächenausweitung und Holzvorratsaufbau mit nachhaltiger, aktiver Waldbewirtschaftung funktioniert.

Kärnten ist Österreichs Erneuerbaren-Spitzenreiter

Dank des hohen Biomasse-Anteils ist Kärnten in Österreich mit einem Anteil von 58,8 Prozent auch Erneuerbaren-Champion. Auf den Podestplätzen folgen das Burgenland (53,1 Prozent) und Salzburg (52,7 Prozent); auch in diesen beiden Bundesländern deckt die Bioenergie jeweils mehr als ein Viertel des gesamten Energieverbrauchs. Bioenergie wird in Österreich überwiegend zur Wärmegewinnung eingesetzt. So war der Wärmemarkt 2021 mit einem Anteil von 84 Prozent das zentrale Einsatzfeld, gefolgt von Biotreibstoffen mit neun Prozent und der Ökostromerzeugung aus Biomasse und Biogas mit 7 Prozent. Zum Raumwärmeverbrauch privater Haushalte in Österreich steuert die Bioenergie 41 Prozent bei. Den höchsten Anteil am Raumwärmeeinsatz hat sie in Kärntner Wohnungen, wo Scheitholz, Hackgut oder Pellets in Einzelfeuerungen zusammen mit Biomasse-Fernwärme für 62 Prozent der Raumwärmeenergie sorgen. Dahinter folgen die Steiermark und Salzburg mit je etwa 49 Prozent. Im Jahr 2022 wurden in Österreich etwa 31.000 moderne Pellets-, Scheitholz- und Hackgutzentralheizungen installiert, so viele wie nie zuvor. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einer Steigerung um rund zwei Drittel.

Bioenergie schafft heimische Wertschöpfung

Erneuerbare Energien werden netto zu 100 Prozent in Österreich erzeugt und kommen der heimischen Wertschöpfung zugute. Dem Einsatz von Bioenergie verdankt Österreich etwa 24.000 Vollzeitstellen. Mehr als jeder zweite Arbeitsplatz der Branche Erneuerbare Energie ist im Bereich der Nutzung fester Biomasse angesiedelt. Der Großteil dieser Arbeitsplätze resultiert aus der Bereitstellung der Brennstoffe (Stückholz, Pellets, Hackgut, Sägenebenprodukte).

Mit fast 3,1 Milliarden Euro leistet der Sektor Biomasse unter den Erneuerbaren den größten Beitrag zum Gesamtumsatz (38 Prozent). Für die Netto-Einfuhren von Öl, Gas, Kohle und Strom wendete Österreich 2022 dagegen fast 20 Milliarden Euro auf, die der heimischen Wirtschaft dafür verlorengingen. Im Vergleich zu 2020 entspricht dies einer Vervierfachung des Energie-Außenhandelsdefizites.

Deutlicher Zuwachs bei Bioenergie

Da im Jahr 2021 im Vergleich zum von Ausgangs- und Reisebeschränkungen geprägten Pandemiejahr 2020 wieder deutlich mehr Erdöl eingesetzt wurde, ist der Anteil erneuerbarer Energieträger in Österreich und den meisten Bundesländern zurückgegangen. Dass die Erzeugung erneuerbarer Energie 2021 um zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr gesteigert wurde, ist hauptsächlich der Bioenergie zu verdanken, deren Einsatz sich um 7,1 Prozent auf den Rekordwert von 247 PJ (68,6 TWh) erhöhte.

Dagegen verzeichneten die Wasserkraft, Windenergie und Solarthermie 2021 Rückgänge. Wasserkraft, Österreichs wichtigste Stromquelle, erlebte in den Jahren 2021 und 2022 aufgrund von Hitzeperioden, Trockenheit und niedriger Pegelstände der Flüsse einen gewaltigen Einbruch. Gegenüber 2020 sank die Stromerzeugung aus Wasserkraftwerken um 21 Prozent (-9,6 TWh) auf knapp 36 TWh, den niedrigsten Wert seit 2003. Im Juli und August 2022 war Österreich sogar Nettoimporteur von Strom. Vor diesem Hintergrund scheint das Erreichen der geplanten Steigerung der Ökostromproduktion bis 2030 um 27 TWh im Vergleich zu 2020 fraglich.

Salzburg, Tirol und Kärnten konnten vor allem dank der Wasserkraft im Jahr 2021 eine Ökostromquote von 100 Prozent vorweisen, allerdings wird in der zugrundeliegenden Berechnung nach der EU-Erneuerbaren- Richtlinie die Wasserkraft "normalisiert", also auf 15 Jahre gemittelt. Energieverbrauch und Treibhausgasemissionen wieder so hoch wie vor Corona Im Vergleich zum Vorjahr ist der Bruttoinlandsverbrauch Energie in Österreich 2021 wieder um 5,8 Prozent gestiegen, die Treibhausgasemissionen um 4,9 Prozent. Ursachen sind eine höhere Stahl- und Roheisenproduktion, die Zunahme von Pkw- und Lkw-Verkehr und der verstärkte Einsatz fossiler Heizungen aufgrund der kühleren Witterung. Bei den Sektoren außerhalb des Emissionshandels waren die Emissionen im Jahr 2021 um 14 Prozent niedriger als 2005.

Damit ist Österreich von der nach EU-Effort-Sharing bis 2030 verpflichtenden Reduktion um 36 Prozent bzw. gemäß Fit-for-55-Paket künftig 48 Prozent noch ein großes Stück weit entfernt. Die österreichischen Treibhausgasemissionen verteilen sich 2021 auf die Sektoren Industrie und Energie (44 Prozent), Verkehr (28 Prozent), Gebäude (12 Prozent), Landwirtschaft (11 Prozent), Abfallwirtschaft (3,0 Prozent) und Fluorierte Gase (2,4 Prozent).

Größere Wohnungsflächen gleichen Kesseltauscheffekte aus

Die Treibhausgasemissionen aus Gebäuden in Österreich sind zwischen 1990 und 2021 um 30 Prozent gesunken. Allerdings ist seit 2014 wieder ein Anstieg um 17 Prozent zu verzeichnen. Einsparungen durch verbesserte Energieeffizienz der Gebäude und die Umrüstung von fossilen auf erneuerbare Heizsysteme werden durch emissionserhöhende Faktoren überlagert. So hat der Endenergieeinsatz in Gebäuden zwischen 1990 und 2020 trotz wärmerer Witterung um 19 Prozent zugenommen. Dies liegt zum einen daran, dass die Bevölkerung seit 1990 um 16 Prozent gewachsen ist. Vor allem aber hat sich bundesweit die Anzahl der Hauptwohnsitze von 1990 bis 2020 um 36 Prozent und die gesamte Nutzfläche der Hauptwohnsitze um 50 Prozent erhöht. Die durchschnittliche Nutzfläche pro Wohnung ist im Vergleichszeitraum von 90 m2 auf 100 m2 gestiegen.

Hohe Energiepreise wirken emissionssenkend

Für 2022 geht das Umweltbundesamt von einem Absinken der Emissionen um etwa fünf Prozent aus, das vor allem durch die Energiekrise und den damit verbundenen Rückgang des Diesel- und Erdgasverbrauchs bedingt ist. Um in Österreich 2040 Klimaneutralität zu erzielen, sind neben dem Ersatz fossiler durch erneuerbare Energie weitreichende Transformationsschritte zur Reduktion des Gesamtenergieeinsatzes unverzichtbar.

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