Konjunktur

Der Bau nimmt wieder Fahrt auf

21.10.2025

Der Marktforscher Branchenradar hat die heimische Bauwirtschaft analysiert. Er rechnet heuer mit einem Wachstum des Bauvolumens um 0,5 Prozent und 2026 mit einem Plus von 2,4 Prozent.

„Der Bau nimmt wieder Fahrt auf. Alle Anzeichen stehen auf Wachstum.“ Mit dieser durchaus erfreulichen Aussage fasst Andreas Kreutzer aktuelle Analyse der heimischen Baukonjunktur zusammen. Für diese Analyse hat der Geschäftsführer des Marktforschers Branchenradar öffentliche Statistiken verwendet – unter anderem von der Statistik Austria und dem Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen.

Bauproduktion steigt

Gestützt vom Tiefbau wächst die Produktion am Bau 2025 laut diesen Zahlen nominal voraussichtlich wieder leicht um etwa 0,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Hochbau stagniert nominal. Bereinigt um den Anstieg der Baupreise verliert die Bauwirtschaft insgesamt allerdings weitere 0,7 Prozent, der Hochbau knapp ein Prozent. „Im kommenden Jahr bekommt auch der Hochbau Wind in die Segel, nicht zuletzt aufgrund eines expandierenden Wohnungsneubaus“, schätzt Kreutzer.

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Als Indiz dafür sieht er die Baugenehmigungen. Sie steigen im laufenden Jahr in beiden Gebäudetypen – Einfamilienhaus und Mehrfamilienhaus – laut Kreutzer „substanziell um voraussichtlich um mehr als 10 Prozent“. Die Trendwende sei in einigen Warengruppen bereits zu spüren: Bei Fertigteilhäusern, Mauersteinen, Fenster, Sonnenschutz und Dachmaterial wachse die Nachfrage heuer bereits deutlich. Andere Produkte, wie Abdichtungsbahnen, flüssige Bauwerksabdichtungen, Dämmstoffe sowie WDVS „erreichen offenbar die Talsohle“, so der Marktforscher. „Rückläufig entwickeln sich im Beobachtungszeitraum nur noch jene Warengruppen, die im Neubau erst gegen Ende des Bauprozesses zur Anwendung kommen, unter anderem Fliesenkleber, Innentüren oder Wandfarben.“

Für das Jahr 2026 rechnet Kreutzer mit einem nominalen Wachstum der Bauproduktion um 2,4 Prozent und baupreisbereinigt um einen Anstieg des Indexwertes 91,1 auf 91,5. Zum: Auf dem Höhepunkt im Jahr 2021 lag der Wert noch bei 103.8. Der Hochbau sollte um 2,3 Prozent zulegen, der Tiefbau um 2,7 Prozent. Im Hochbau macht vor allem der Wohnbau nach einer längeren Durststrecke wieder Hoffnung. Kreutzer erwartet ein Plus von 3,3 Prozent. Weniger Freude bereitet der Nichtwohnbau, also der Bereich Gewerbe- und Industriebauten. Für dieses Segment rechnet der Marktforscher mit nach einem Minus von 1,1 Prozent in 2025 mit einem leichten Wachstum von 0,9 Prozent in 2026. Den Tiefbau sieht er 2026 bei plus 1,2 Prozent.

Problemfeld Produktivität

Weniger erfreulich ist ein weiterer Befund der Analyse: Die österreichische Bauwirtschaft steht aus Sicht von Kreutzer vor einem wachsenden Produktivitätsproblem. Da die Baupreise in den vergangenen zwei Jahren weniger stark gestiegen sind als die Baukosten, hat sich die Ertragslage der Unternehmen weiter verschlechtert. „Die Unternehmen haben auf die schwache Nachfrage reagiert – anders als in Deutschland, wo die Baupreise weiterhin stark steigen“, sagt Kreutzer. Die reale Bauproduktion sei in Österreich seit 2021 um 12,2 Prozent gesunken, während die Zahl der Beschäftigten nur um 6,9 Prozent zurückging. Die Folge: steigende Lohnstückkosten und eine sinkende Stundenproduktivität.

Problematisch sei, dass trotz des Produktionsrückgangs kaum Personal abgebaut wurde. Kreutzer sieht darin eine übertriebene Zurückhaltung der Unternehmen: „Das Hauptargument dagegen ist, dass man Angst hat, Fachkräfte zu verlieren.“ Zwar sei diese Sorge bei Schlüsselarbeitskräften verständlich, aber nicht auf die gesamte Belegschaft übertragbar. Die Branche müsse dringend die vorhandenen Kapazitäten besser nutzen.in den vergangenen 30 Jahren habe es kaum nennenswerte Produktivitätsfortschritte gegeben – „trotz technischer Fortschritte wie Vorfertigung verhinderten komplexe Baustellenprozesse und zunehmender Bürokratieaufwand weitere Effizienzgewinne“, so Kreutzer

Auch der vielfach beschworene Sanierungsmarkt kann laut Kreutzer derzeit nicht zur Stabilisierung beitragen. „Viele Menschen haben wenig Zukunftsvertrauen und schieben deshalb Sanierungen hinaus.“ Selbst im Bereich der thermisch-energetischen Maßnahmen sei kein nachhaltiger Aufschwung zu erkennen. Die Zahl der geförderten Heizungsanlagen stieg zwischen 2023 und 2024 zwar um 24 Prozent, verglichen mit 2022 jedoch sank sie um acht Prozent. Ähnlich rückläufig sind die Zahlen bei Fenster-, Fassaden- und Dachsanierungen. Zudem würden Förderungen häufig Mitnahmeeffekte erzeugen: „Zwischen 77 und 98 Prozent der Geförderten hätten die Sanierungen auch ohne Förderung vorgenommen“, so Kreutzer. Damit bleibe die gewünschte Lenkungswirkung weitgehend aus.