Umfrage

Der Bau wird grüner

08.07.2025

Die aktuelle Umfrage der Bauzeitung widmet sich der Nachhaltigkeit: Was hält das Baugewerbe von diesem Thema? Der Vergleich mit derselben Umfrage aus dem Vorjahr ergibt ein deutliches Ergebnis: immer mehr.

„Auf einer Skala von null bis zehn wäre meine Einschätzung eine Drei.“ Das ist die Antwort von Thomas Kirmayr, Geschäftsführer der Fraunhofer-Allianz Bau, auf die Frage, wie er den Statuts Quo der Dekarbonisierung der Bauwirtschaft beurteilt. Seine logische Schlussfolgerung: „Der größere Teil liegt also noch vor uns.“ Kirmayr ist überzeugt, dass dieser große Brocken nur bewegt werden kann, wenn es klare Auflagen gibt – mit Freiwilligkeit allein, so der Fraunhofer-Experte, wird es nicht gehen. „Aus meiner Sicht gibt es keinen Zweifel: Ohne verpflichtende Maßnahmen und CO₂‑Bepreisung werden wir die Ziele nicht erreichen.“

Klare Kante

Das nennt man wohl eine klare Aussage. Die Bauzeitung wollte in ihrer aktuellen Umfrage wissen, was die Betriebe des Baugewerbes davon halten, und wie sie es generell mit der Nachhaltigkeit halten. Das Besondere an dieser Umfrage: Exakt dieselben Fragen hatte die Bauzeitung bereits vor einem guten Jahr gestellt. Der Vergleich der Ergebnisse lässt ein eindeutiges Urteil zu: Das Thema Nachhaltigkeit spaltet die Gemüter, aber die Zustimmung nimmt zu.

Advertorial

„Wie stark können die Ausführenden die Nachhaltigkeit eines Bauvorhabens beeinflussen?“, lautete Frage eins. Die meisten Antworten (37 Prozent) entfallen auf „stark“ oder „sehr stark“. Das ist etwas mehr als im Vorjahr. Damals waren es noch 30 Prozent. Dem stehen 33 Prozent gegenüber, die „gar nicht“ oder “kaum“ antworten. Im Vorjahr waren es noch 50 Prozent. „Neutral“ geben heuer 30 Prozent an. Im Vorjahr entschieden sich 20 Prozent für diese Antwort. Das bedeutet: Der Saldo zwischen positiven und negativen Antworten hat sich innerhalb eines Jahres von minus 17 auf plus 4 gedreht.

Diese Tendenz bestätigen die weiteren Umfrageergebnisse. „Wie viel Freiraum haben die Ausführenden bei der Auswahl der Baustoffe?“, wollte die Bauzeitung wissen. Zwar antworten 43 Prozent mit „wenig“ oder „keinen“ und nur 27 Prozent mit „viel“ oder „sehr viel“. Aber das ist deutlicher besser als im Jahr 2024: Damals waren es noch 65 Prozent und 5 Prozent. Die verbleibenden 30 Prozent entfallen in beiden Jahren auf die Antwort „ausgewogen“.

Und auch die Antworten auf Frage drei unterstreichen den Trend. Sie lautetet: „Welche Bedeutung hat die Nachhaltigkeit bei der Beschaffung von Materialien, Werkzeugen und Maschinen bei einem Bauvorhaben?“ Satte 73 Prozent der Befragten geben die Bedeutung mit „ziemlich wichtig“ oder „sehr wichtig“ an. Im Vorjahr waren es 55 Prozent. Darunter auch 5 Prozent, die die Antwort „oberste Priorität“ gewählt hatten. Dennoch: 73 zu 53 Prozent – diese Entwicklung fügt sich stimmig in das Gesamtbild: Nachhaltigkeit hat auf den Baustellen an Bedeutung gewonnen – auch im Baugewerbe.

Dennoch bleibt die Nachhaltigkeit ein Thema, das polarisiert. Dies zeigen die Antworten auf die vierte und letzte Frage: „Was halten Sie davon, dass die Vorgaben zur Nachhaltigkeit am Bau immer strenger werden?“ Zwar überwiegen die positiven Reaktionen. Es gibt aber auch negative, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lassen. „NICHTS“, schreibt ein Teilnehmer in Versalien und begründet dies mit einer gewagten These: „da es in diesem Lande eine Diktatur ist und keine freie Meinung erlaubt ist“. Die anderen Kritiker fassen sich bei ihrer Meinungsäußerung kürzer: „nicht viel“, „nichts“ oder „gar nichts“ heißt es von Ihnen.

Auf der anderen Seite steht eine Vielzahl von positiven Antworten: Sie reichen von „sehr guter Ansatz“ über „könnte mehr sein“ bis hin zu „das geht in die richtige Richtung und ist zu befürworten“. Ein Teilnehmer weist auf einen relevanten Aspekt hin: „Es müssen vorab einheitliche Standards und ein einheitliches Berichtswesen geschaffen werden, da zurzeit noch keiner weiß, wie was wo nachgewiesen werden muss.“