“Der Green Deal als Chance”
Werner Steininger, Geschäftsführer des oberösterreichischen Herstellers von Forstmaschinen Westtech, findet im Interview mit der Bauzeitung „Klare Worte“. Er spricht darüber, wie man aus der Krise Vorteile ziehen kann – und was das für die europäische Wirtschaftspolitik bedeutet.
Werner Steininger über das Geschäft im laufenden Jahr:
Wir sind mit dem aktuellen Geschäftsjahr sehr zufrieden. Natürlich spüren auch wir, dass in Mitteleuropa – und auch in Österreich – die Investitionsfreude etwas nachgelassen hat. Das merkt man in vielen Branchen, nicht nur im Maschinenbau. Aber wir profitieren davon, dass wir sehr breit aufgestellt sind. Unser Exportanteil liegt bei 95 Prozent. 80 Prozent unseres Umsatzes entfallen auf Europa, die übrigen 20 Prozent auf Übersee. Diese Märkte entwickeln sich weiter sehr gut: Trotz aller geopolitischen Diskussionen, etwa um Zölle in den USA, akzeptieren unsere Kunden dort höhere Preise, weil es kaum vergleichbare Technik zu unseren Maschinen gibt.
Innovation als Vorteil
Welche Rolle Produktinnovationen spielen:
Unsere Strategie ist es, laufend neue Produkte zu entwickeln – entweder komplette Neuentwicklungen oder Ergänzungen bestehender Serien. Dadurch entsteht ein rundes, breites Programm. Gerade in einem technisch anspruchsvollen Umfeld ist Innovationskraft ein entscheidender Wettbewerbsvorteil.

© Westtech
Was der Klimawandel für seine Branche bedeutet:
Der Klimawandel ist eine Herausforderung und eine Chance. Wir sehen eine Zunahme an Umweltkatastrophen. Wie etwa Stürme in Nordamerika, die massive Schäden anrichten. Unsere Maschinen werden dann zur Aufarbeitung benötigt. Gleichzeitig geraten durch Klimaverschiebungen Baumarten unter Stress, was wiederum zu Gefahren für die Infrastruktur führen kann. Auch hier werden unsere Geräte gebraucht. Das Geschäft verändert sich also.
Wie man aus einer Krise Vorteile zieht:
Die Materialknappheit vor einigen Jahren war ein Weckruf für uns. Viele Komponenten waren nicht mehr verfügbar – das hat uns dazu gebracht, verstärkt auf Eigenfertigung zu setzen. Heute produzieren wir viele Teile im Haus: von Hydraulikkomponenten über Schweißteile bis zu komplexeren Baugruppen. Wir haben in die CNC-Technik und automatisierte Schweißsysteme investiert. Das war ein Kraftakt, sowohl in Bezug auf Technik als auch auf Personal. Aber es hat sich gelohnt. Wir sind flexibler, unabhängiger von Lieferketten und können schneller auf Kundenwünsche reagieren. Und wir haben unsere Produkte dadurch auch technisch verbessern können.
Was er sich von der Politik wünscht:
Die Bürokratie innerhalb der EU ist für produzierende Betriebe oft eine große Belastung. Wir alle arbeiten mit dem Euro – ob in Spanien, Italien oder Österreich. Aber die Auflagen für Betriebe sind längst nicht überall gleich. Ich würde mir wünschen, dass hier mehr Gleichklang herrscht. Ein weiterer Punkt betrifft die Besteuerung von Arbeit: Wer mehr leisten will, sollte dafür nicht bestraft werden. Überstunden sollten steuerlich entlastet werden, um Anreize für Leistung zu schaffen – das wäre im Interesse der Unternehmen und der Mitarbeiter.
Was er vom Deal der EU hält …
Ich sehe den Green Deal klar als Chance. Europa ist stark von externer Energieversorgung abhängig. Wenn ich es mit einem Eigenheim vergleiche: Wer seine Energie selbst erzeugen kann, ist weniger anfällig für Preisschwankungen. Dasselbe gilt für Europa. Der Ausbau erneuerbarer Energien, der Aufbau von Speichern und Netzen – das sind Investitionen in die Zukunft und in die Unabhängigkeit. Fossile Energien sind endlich, und es ist sinnvoll, rechtzeitig Alternativen zu schaffen. Wenn wir das klug machen, können wir als Standort sogar gestärkt daraus hervorgehen.
… und wo die europäische Wirtschaftspolitik ansetzen sollte:
Gerade die jüngsten Störungen globaler Lieferketten haben gezeigt, wie anfällig wir in Europa geworden sind. Wenn sich ein Schiff im Suezkanal querstellt, steht plötzlich halb Europa still. Für mich ist klar: Ein gewisser Anteil an Produktion muss wieder zurück nach Europa. Mit modernen Fertigungstechniken – etwa durch Automatisierung – können wir auch hier wettbewerbsfähig sein. Vielleicht ist es nicht immer der billigste Weg, aber langfristig der nachhaltigste. Es geht um Versorgungssicherheit und auch darum, Arbeitsplätze und Know-how im eigenen Wirtschaftsraum zu halten.