Die Segel richtig setzen
Die GC-Gruppe reagiert antizyklisch auf die aktuell schwierigen Marktbedingungen: Der Sanitärgroßhändler investiert gezielt, um seine Marktposition ausbauen – die Krise als Chance.
„Eine Krise ist die größte Chance, um zu realisieren, was wirklich zählt“, meint Hans-Peter Moser, geschäftsführender Gesellschafter der GC-Gruppe Österreich. Mit dieser Haltung hat der Sanitärgroßhändler seinen neuen Logistik-Hub in Wien-Donaustadt eröffnet – ein Projekt, das mitten in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten umgesetzt wurde. Während viele andere Marktteilnehmer ihre Infrastruktur verkleinern oder geplante Investitionen verschieben, setzt die GC-Gruppe bewusst auf Expansion. Für Moser ist dieser Schritt Ausdruck einer langfristigen Strategie. „Wir investieren, weil wir nicht nur an heute denken, sondern auch an morgen und übermorgen“, sagt er. Das antizyklische Vorgehen ist dabei bewusster Teil der Strategie.
Angepasst an die Zeit
Die Eröffnung des Standorts wurde bewusst in einem schlichten Rahmen gefeiert – keine großen Feste, sondern ein „Logistikfest“ mit Bierzeltgarnituren in der Halle. Für Moser geht es dabei um ein klares Signal: Investitionen ja, aber angepasst an die Zeit.
Das neue Logistikzentrum im 22. Wiener Gemeindebezirk ist für die GC-Gruppe ein wichtiger Baustein, um die Versorgung im Osten Österreichs zu sichern und zu verbessern. Auf 3.000 Quadratmetern Lagerfläche werden Produkte für die Gebäudetechnik bereitgestellt und von dort direkt an Installateurbetriebe in Wien und den angrenzenden Regionen ausgeliefert. Durch die Nähe zu den Kund*innen verkürzen sich Transportwege und Reaktionszeiten, die Abläufe werden effizienter. „Mit diesem Hub setzen wir neue Maßstäbe für Effizienz, Schnelligkeit und Kundennähe“, so Moser.
Profitieren sollen davon vor allem die zahlreichen kleinen und mittleren Installationsbetriebe. Sie bilden nach Einschätzung von Martin Szeidl, geschäftsführender Gesellschafter der GC Gebäudetechnik, das Rückgrat der Branche und letztlich auch der Wirtschaft. Gerade für diese Zielgruppe bietet der neue Standort entscheidende Vorteile: kürzere Wege, mehr Flexibilität und eine moderne, ressourcenschonende Logistik. Nachhaltigkeit spielt dabei eine zentrale Rolle. So erfolgt die Anlieferung der Waren teilweise mit einem elektrisch betriebenen LKW, gespeist aus erneuerbaren Energien. In Wiener Neustadt betreibt die GC-Gruppe zudem eine Photovoltaikanlage mit 2.000 Quadratmetern Fläche, die den Strom für den E-LKW liefert.
Die Logistik-Investition reiht sich in ein umfassendes Expansions-Programm ein, das die GC-Gruppe Österreich vor einiger Zeit beschlossen hat. Man habe die Mittel frühzeitig reserviert und setze die Projekte nun planmäßig um, erklärt Moser. Notwendig seien die Investitionen auch deshalb, weil die bisherigen Strukturen an ihre Grenzen gestoßen seien. „In guten Zeiten sind wir so intensiv gewachsen, dass wir es mit der bestehenden Infrastruktur nicht mehr abarbeiten konnten.“ Gerade für den Osten Österreichs sei der neue Hub daher ein wesentlicher strategischer Baustein.
Mit Blick auf die nächsten Jahre sieht Moser Herausforderungen und Chancen zugleich. Während die auslaufenden Förderungen im Wärmepumpenbereich das Geschäft kurzfristig belasten werden, seien neue Programme ab 2026 bereits fixiert. Auch im Tiefbau rechnet er mit weiteren Investitionen, da Infrastrukturprojekte vorgezogen würden, um die großen Baufirmen auszulasten. Sorge bereitet ihm hingegen die Entwicklung am Arbeitsmarkt. Die steigende Arbeitslosigkeit sei wenig überraschend, da viele Unternehmen die Gelegenheit nutzen würden, überfällige Personalanpassungen vorzunehmen.
Trotz der grundsätzlichen Zuversicht spart Moser nicht mit Kritik an den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Fehlendes Vertrauen in die Regierung, steigende Inflation und ein hohes Budgetdefizit seien ernsthafte Probleme. Vor allem die Entwicklung am Bau sieht er mit Sorge. Aggressive Preiserhöhungen und steigende Zinsen hätten leistbares Wohnen de facto unmöglich gemacht. „Meine Kinder haben gute Jobs und eine solide Ausbildung, aber eine Eigentumswohnung können sie sich nicht leisten“, sagt er. Junge Menschen würden daher zunehmend bestehende Häuser umbauen, anstatt neu zu bauen.
Dennoch ist für ihn klar: Das Geschäft muss weitergehen, und dafür gilt es, die Segel richtig zu setzen. „Ich halte mich da an Aristoteles. Der hat sinngemäß gesagt: Ich kann den Wind nicht ändern, aber ich kann die Segel anders setzen.“ Für die GC-GRUPPE bedeutet das konkret, gezielt mit Serviceverbesserungen in den Markt zu gehen – unter anderem durch die Verdichtung des Netzwerks. Dabei ist eines entscheidend: Neue Standorte werden nur dort errichtet, wo eine ausreichende Kundenstruktur vorhanden ist. Abex-Abholmärkte oder Elements-Schauräume entstehen nur dann, wenn sie im Tagesgeschäft Sinn ergeben. „Abex generiert kein neues Geschäft. Es macht nur dort Sinn, wo es schon Geschäft gibt“, sagt Moser.
Ein weiterer entscheidender Faktor ist das Team. Die Rückmeldungen aus der Kundschaft zeigten, dass die ruhige und verlässliche Art der GC-Gruppe im Wettbewerb auffällt. „Je ruhiger wir werden, desto unruhiger wird der Wettbewerb“, meint Moser. Für ihn sind Stabilität, Loyalität und Verlässlichkeit die Basis für langfristigen Erfolg. Deshalb ist er überzeugt: Größe allein zählt nicht. „Ich bin zufrieden, wenn ich nicht der größte Großhändler bin, sondern der profitabelste. Denn nur Profitabilität sichert Arbeitsplätze und macht Investitionen möglich.“
Doch Moser betont, dass es ihm nicht darum gehe, mit allen Mitteln Marktführer zu werden, sondern nachhaltig und gesund zu wachsen. Dabei helfe auch die internationale Vernetzung innerhalb der GC-Gruppe, die in 17 Ländern vertreten ist. Kooperationen mit großen Herstellern wie Geberit wären ohne diese Anbindung nicht möglich. Gleichzeitig bleibt die regionale Verankerung ein zentraler Bestandteil der Unternehmensidentität. „Wir sind rot-weiß-rot in der Seele gefärbt, aber wir profitieren klar von der Stärke der Gruppe.“




