Interview "Klare Worte"

“Die Zinsen sind normal”

08.07.2025

Bernhard Mucherl, Geschäftsführer des Bauchemieherstellers Murexin, findet im Gespräch mit der Bauzeitung „Klare Worte“. Er spricht über normale Zinsen, die Verunsicherung der Menschen – und wie er sein Unternehmen durch die Wohnbauflaute steuert.

Bernhard Mucherl über die Lage im Geschäft:
Der überwiegende Teil unserer Produkte geht in den Wohnbau. Wir spüren daher den dramatischen Rückgang, der 2023 eingesetzt hat und bis heute anhält. In den vergangenen Monaten seit April hat sich der Markt allerdings etwas stabilisiert. Es gibt nicht mehr dieses starke Auf und Ab wie noch im letzten Jahr.

Bodenbildung in Sicht

Mit welchem Ergebnis er für das laufende Geschäftsjahr rechnet:
Ich rechne für heuer mit einer stabilen Entwicklung bei uns: keine großen Zuwächse, aber auch keine weiteren Rückgänge. Das hat vor allem zwei Gründe: Zum einen dürfte in den Märkten und Produktgruppen, in denen wir Marktführer sind, eine Bodenbildung eingetreten sein. Zum anderen profitieren wir von Produktentwicklungen der vergangenen Jahre, die uns helfen, den Einbruch im Neubau besser zu verkraften.

Advertorial
Bernhard Mucherl.Copyright: Murexin GmbH
Bernhard Mucherl.
Copyright: Murexin GmbH

Über eine wichtige strategische Entscheidung, die man bei Murexin vor einigen Jahren getroffen hat:
Wir haben die Flaute im Wohnbau in dieser Form nicht vorhergesehen. Aber uns war bewusst, dass wir mit unseren Produkten stark vom Neubau abhängig sind. Wir haben daher strategisch entschieden, gezielt auf Sanierungsprodukte zu fokussieren, um verstärkt auch Modernisierungen und Renovierungen bedienen zu können und so die Nachfrage breiter abzusichern. So haben wir über alle Sparten hinweg, von der Klebetechnik über Fliesenverlegetechnik, Abdichtungstechnik bis hin zur Mörteltechnik ein umfassendes Sortiment etabliert.

Wie Murexin gezielt neue Marktsegmente bedient, um die Abhängigkeit vom Wohnungsneubau zu reduzieren:
Wir haben eine neuartige Abdichtung entwickelt, die universell, vom Fundament bis zum Dachfirst und auch im Unterwasserbereich eingesetzt werden kann. Sie basiert auf der umweltfreundlichen SMP-Technologie, die vor einigen Jahren den Parkettkleber revolutioniert hat. Mit der Abdichtung haben wir neue Kundensegmente erschlossen, die über den klassischen Parkettleger und Fliesenleger hinausgehen. Ein weiteres wichtiges neues Segment, das wir bedienen, ist der Tiefbau: Hier haben wir neue Produkte auf den Markt gebraucht, die beim Neubau und der Sanierung eingesetzt werden können – zum Beispiel für die Beschichtung von Flächen in Parkhäusern oder bei der Sanierung von Brücken. Hier ist das Potenzial enorm. Das bedeutet: Wir behalten unseren Fokus auf das, wofür Murexin steht, aber wir stellen uns etwas breiter auf.

Wann er im Wohnbau wieder aufwärtsgeht:
Die Banken berichten von einer gestiegenen Kreditnachfrage. Aber, bis das in Form von Aufträgen bei der Bauchemie ankommt, dauert es ein Jahr. Ich rechne daher erst im zweiten Halbjahr 2026 mit spürbaren Effekten für unsere Branche. Und die Erholung im Wohnbau wird sich langsam vollziehen. Einen Boom wie nach Corona sehe ich so schnell nicht. Also: Trendwende ja, Boom nein.

Warum die Krise im Wohnbau so hartnäckig ist …
Es gibt eine Reihe von Gründen für die Krise: Die KIM-Verordnung gehört dazu. Das gestiegene Zinsniveau sicher auch. Hier höre ich oft in meinem Bekanntenkreis: „Ich warte, bis die Zinsen wieder normal sind.“ Die Wahrheit ist: Sie sind normal. Die Zinsen befinden sich derzeit auf einem Niveau, das früher völlig üblich war. Die Menschen haben sich an die Nullzinspolitik gewöhnt. Die kommt aber so schnell nicht wieder. Das muss man ihnen erklären.

… und was das größte Problem ist:
Die Zinsen sind aber nicht das größte Problem. Das sehe ich in der allgemeinen Stimmungslage: Ob Krieg in der Ukraine, Konflikt im Iran oder globale Zollpolitik: Es prasseln laufend negative Meldungen auf die Menschen ein. Das verunsichert natürlich viele. Sie zögern mit Investitionen. Daher ist es wichtig, ihnen Sicherheit und Stabilität zu geben. Und immerhin: Nach der Wahl und der langen Regierungssuche hat sich die Lage in Österreich stabilisiert. Ich hoffe, dass die Regierung ihre Vorhaben nun konsequent umsetzt.