Interview "Klare Worte"

“Die Zukunft der Baustelle ist digital”

06.05.2025

Stefan Kuhn, Geschäftsführer des Baumaschinenhändlers Kuhn, findet im Gespräch mit der Bauzeitung „Klare Worte“. Er spricht über die aktuelle Zurückhaltung am Markt, die Zukunft der Baustelle und einen Wunsch, der vielleicht nicht in Erfüllung geht.

Stefan Kuhn über die aktuelle Lage im Geschäft:
Unsere Kunden haben Arbeit und sind gut ausgelastet. Wir sehen das an den Telemetriedaten der Maschinen. Das ist eine positive Nachricht. Aber bei Investitionsgütern ist auch der positive Blick in die Zukunft sehr wichtig: Wie schätze ich die Entwicklung des Marktes ein? Und hier spüren wir schon eine gewisse Zurückhaltung. Weniger bei den großen Unternehmen. Die tätigen ihre Erstinvestitionen auf normalem Niveau. Aber die kleineren und mittleren Kunden sind doch vorsichtiger. Sie denken sich: Ich kann die Maschine vielleicht auch zwei oder drei Jahre länger fahren als geplant. Das wird sich wieder ändern, aber wir wissen nicht, wann. Ich rechne daher damit, dass der Markt beim Kauf und der Vermietung von Baumaschinen heuer auf dem Niveau des Vorjahres bleiben wird. Und 2024 ist er um rund 30 Prozent zurückgegangen.

Geduld ist gefragt

Kuhn-Geschäftsführer Stefan Kuhn. Copyright: Kuhn
Kuhn-Geschäftsführer Stefan Kuhn.
Copyright: Kuhn

Wann er mit einer Belebung des Wohnbaumarktes rechnet:
Die Maßnahmen sind eingeleitet. Das Auslaufen der KIM-Verordnung wird helfen, ebenso wie die Senkung der Zinsen. Aber bis unsere Kunden das auf den Baustellen in Form von mehr Aufträgen spüren, wird es noch dauern.

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Ob man die Nachfrage nach Baumaschinen in der derzeitigen Lage mit Innovationen beleben kann:
Das glaube ich nicht. Die Nachfrage muss vom Markt kommen. Das kann man derzeit nur schwer stimulieren. Aber natürlich sind Innovationen sehr wichtig – auch für die Hersteller, die wir vertreten. Komatsu bietet bereits seit mehreren Jahren Lösungen im halbautonomen Bereich. Auf der Bauma hat Komatsu die Version 3.0 des intelligenten Baggers PC220LCi-12 vorgestellt. Man kann dort ein Geländemodell in die Software einspielen, die in die Hydraulik eingreift und den Schwenklöffel mitsteuert. Selbst ungeübte Fahrer können damit schwierige Aufgaben wie das Planieren bewältigen.

Wie stark die halbautonome Technologie schon von den Kunden nachgefragt wird …
Das ist in den einzelnen Märkten unterschiedlich. In Österreich liegt der Anteil bei den Planierraupen bei 70 Prozent, bei den Baggern bei 20 bis 30 Prozent. In anderen Ländern ist der Anteil aber noch höher. Es hängt wesentlich davon ab, wie stark die Baustellen digitalisiert sind und BIM-Modelle im Tiefbau eingesetzt werden. Hier hat Österreich sicher noch Nachholbedarf.

… und wie es bei der Digitalisierung der Baustellen weitergeht:
Die Digitalisierung wird immer wichtiger. Die Zukunft der Baustelle ist digital. Komatsu hat gemeinsam mit Sony und dem japanischen Telekomunternehmen NTT das Joint Venture Smart Construction gegründet. Das ist ein Dienst, mit dem wir unseren Kunden helfen, mithilfe von digitalen Daten die Baustelle zu optimieren. Dazu gehört die Simulation von Erdbewegungen, um diese möglichst effizient organisieren zu können, die Überwachung des Baufortschritts mit Drohnenflügen oder das Monitoring der Baumaschinen, um ihre Auslastung zu steuern. Die Daten werden erfasst, ausgewertet und dazu genutzt, die Baustellen optimal zu koordinieren.

Wie es um den Einsatz von alternativen Antrieben steht:
Die Baumaschinen-Hersteller bieten bereits eine ganze Reihe von batterieelektrisch betriebenen Maschinen an. Komatsu hat sich vorgenommen, bis 2050 CO₂-neutral zu sein. Wir können jetzt schon batterieelektrische Bagger bis zu 14 Tonnen anbieten. Aber die Nachfrage ist in Österreich noch gering. Das liegt vor allem daran, dass diese Maschinen das Dreifache kosten. Um die Verbreitung zu forcieren, müssten die Regularien verändert werden – so wie das in Skandinavien oder den Niederlanden bereits der Fall ist. Dort wird in den Ausschreibungen für Baustellen in Städten Abgasneutralität vorgeschrieben.

Was er sich von der Politik wünscht …
Österreich braucht Investitionen in die Infrastruktur. Lücken im Autobahnnetz und bei den Schnellstraßen müssen geschlossen werden – Stichwort Lobautunnel. Und auch im niederschwelligen Bereich bei den Bundesstraßen und Landstraßen sind Investitionen notwendig.

… und was noch:
Ich weiß nicht, ob das mit dieser Regierung geht. Aber ich würde mir eine unternehmerfreundliche Politik wünschen. Die Eingriffe in die Mietpreisregelung sind zum Beispiel kontraproduktiv. Österreich braucht dringend mehr Wohnraum. Derartige Eingriffe erschweren das.