Ein Jahr mit Licht und Schatten
Patrick Weber, Landesinnungsmeister Bau Tirol und Geschäftsführer der Baupuls GmbH, im Interview "Nachgefragt bei". Er spricht über ein schwieriges Jahr 2025 - und erste positive Signale für einen Aufschwung.
Wie verläuft 2025 für das Baugewerbe in Tirol? Gibt es Anzeichen für eine Erholung oder wann rechnen Sie mit einer nachhaltigen Trendwende?
2025 ist für die Tiroler Bauwirtschaft ein Jahr mit Licht und Schatten. Vor allem im Wohnbau und bei Sanierungen bleibt die Auftragslage schwach, viele Betriebe kämpfen mit geringer Auslastung. Gleichzeitig sehen wir erste positive Signale: Einige Unternehmen suchen wieder verstärkt Mitarbeiter – ein Hinweis darauf, dass die Talsohle beim Nachfragerückgang erreicht sein könnte. Von einer nachhaltigen Trendwende gehe ich allerdings nicht vor Mitte 2026 aus.
Einkommen gestiegen
Was stimmt Sie zuversichtlich, was nachdenklich?
Zuversichtlich stimmt mich, dass die Einkommen in den vergangenen Jahren stärker gestiegen sind als die Baukosten. Damit verbessert sich die Leistbarkeit von Wohnraum. Dazu kommen sinkende Zinsen und ein spürbarer Mangel an Eigentumswohnungen in Tirol – beides spricht langfristig für mehr Nachfrage.
Nachdenklich macht mich, dass es für viele Menschen weiterhin kaum möglich ist, Eigentum aus eigener Kraft zu schaffen. Notwendig wären zinsgünstige Wohnbaufinanzierungen, steuerliche Begünstigungen für den Erwerb des ersten Hauptwohnsitzes und auch steuerfreie Zuverdienstmöglichkeiten. Von der Politik gibt es dazu bisher keine Lösungen. Im Gegenteil: Maßnahmen wie Mietpreisbremsen oder höhere Steuern bei Grundstücksumwidmungen verschärfen die Probleme, anstatt sie zu lösen.

Copyright: Die Fotografen
Was erwarten Sie sich von der Politik? Welche Maßnahmen sollte sie setzen, um die Bauwirtschaft zu unterstützen?
Wir brauchen klare Investitionsanreize und bessere Rahmenbedingungen. Dazu zählen etwa:
- eine zinsgünstige Finanzierung für Wohnraum,
- steuerfreie Überstunden,
- attraktivere Abschreibungsmöglichkeiten für den ersten Hauptwohnsitz,
- eine gezielte Sanierungsförderung sowie
- die Ausweitung von Instrumenten wie dem Investitionsfreibetrag.
Nur mit solchen Maßnahmen können wir die Bautätigkeit ankurbeln und Eigentum für junge Menschen und Familien wieder leistbar machen.