Förderfrust in der Heizungsbranche
Die heimische Heizungsbranche hat im ersten Halbjahr noch von Förderaufträgen aus dem Vorjahr profitiert. Für den Rest des Jahres schaut es aber nicht mehr so rosig aus. Was alle Hersteller fordern: weniger Bürokratie und mehr Planbarkeit bei Förderungen.

„Wir sind mit den verkauften Stückzahlen im ersten Halbjahr in Österreich zufrieden. Das erste Quartal war gut, da hier noch viele Aufträge aus der Förderaktion ‚Raus aus Öl & Gas‘ von 2024 umgesetzt wurden. Im zweiten Quartal sind dann die Aufträge kontinuierlich nach unten gegangen, wobei das erste Halbjahr dadurch ausgeglichen war.“ Der Kommentar von Markus Hargassner, Geschäftsführer des Heizungsherstellers Hargassner, ist bezeichnend für die aktuelle Lage der heimischen Heizungshersteller – auch sein Ausblick auf den Rest des Jahres 2025: „Das zweite Halbjahr ist sehr schwer einzuschätzen, da zwar viele offenen Förderanträge noch da sind, aber keiner weiß, wie viele davon noch umgesetzt werden. Die neue Förderung kommt erst 2026 und dadurch entsteht ein Förderloch.“
Abruptes Ende der Förderungen
Die Branche hat im ersten Halbjahr noch von Aufträgen aus der Förderaktion zur grünen Transformation profitiert, die Ende 2024 abrupt eingestellt wurde. Wie es nun weitergeht, ist aber unklar. Der Wohnungsneubau schwächelt weiter, Umbau und Sanierung können das nur teilweise kompensieren.
Dieser Tenor zieht sich durch die Stellungnahmen aus der Branche: „Der Umsatz mit den Home Comfort Marken Bosch und Buderus in Österreich hat sich im ersten Halbjahr 2025 positiv zum Vergleichszeitraum des Vorjahres entwickelt. Das ist maßgeblich auf die Abarbeitung von Förderaufträgen aus 2024 zurückzuführen“, meint etwa Helmut Weinwurm, Österreich-Chef des deutschen Bosch-Konzerns.
„Das erste Halbjahr 2025 stand noch stark im Zeichen der Bearbeitung der Aufträge von erneuerbaren Heiztechnologien, wo sich Kundinnen und Kunden Ende des Vorjahres noch die Förderung der Regierung sichern konnten. Das Marktsegment der Wärmepumpen war demnach von Dynamik geprägt“, bestätigt Christian Buchbauer, Leiter Marketing und Technical Pre-Sales bei Vaillant Österreich. Ihm behagt das plötzliche Ende der Förderungen ebenfalls nicht: „In diesem Zusammenhang muss jedoch klar vermerkt werden, dass das plötzliche Auslaufen der ‚Raus aus Öl und Gas‘-Förderung für alle überraschend kam und die Bevölkerung verunsichert hat, ob und wann eine Nachfolgeförderung durch die neue Bundesregierung ins Leben gerufen wird.“
Ein ähnliches Bild zeichnet Christian Hofer, Geschäftsführer von Hoval in Österreich. „Im ersten Halbjahr konnten wir deutlich über dem Vorjahreszeitraum abschließen – maßgeblich getrieben durch die ‚alten‘ Förderungen. Seit dem Sommer beobachten wir jedoch eine spürbare Abkühlung in den bisher geförderten Segmenten Wärmepumpe und Pellets. Öl ist auf Vorjahr, Gas etwas über Vorjahr“, berichtet er und ergänzt: „Diese Entwicklung entspricht unseren Erwartungen angesichts der veränderten Rahmenbedingungen, und wir passen unsere Aktivitäten entsprechend an.“
Weniger Neubau, mehr Modernisierungen – so lassen sich die Aussagen von Thomas Mader, Geschäftsführer von Stiebel Eltron Österreich, zur aktuellen Lage im Heizungsgeschäft zusammenfassen. „Trotz eines insgesamt herausfordernden Marktumfelds konnten wir im ersten Halbjahr 2025 wieder eine positive Entwicklung verzeichnen. Die Nachfrage nach nachhaltigen Heizlösungen bleibt mittel- bis langfristig intakt, insbesondere im Bereich der Gebäudemodernisierung“, sagt er. „Der Einbruch im Wohnbau ist auch für uns spürbar, da ein Teil unserer Projekte auf den Neubausektor entfällt. Allerdings sind wir durch unsere strategische Ausrichtung auf die Gebäudesanierung und andere Produkte wie Haustechnik-Lösungen weniger stark betroffen als andere.“
Martin Hagleitner, CEO von Austria Email sieht die Entwicklung im ersten Halbjahr als erstes Anzeichen für eine Erholung am Markt. „Die Auftragslage im ersten Halbjahr 2025 signalisiert in Österreich nach der Stagnation im Jahr 2024 eine Tendenz zur Erholung“, sagt er. „Austria Email konnte trotz aller Herausforderungen Marktanteile in strategisch wichtigen Produktgruppen ausbauen und der Anteil von ‚Green Products‘ am Gesamtumsatz hat sich erhöht. Das Geschäft mit smarten, energieeffizienten Elektrospeichern, Fernwärmespeichern sowie Pufferspeichern, und auch der Sortimentsbereich der Brauchwasserwärmepumpen zeigen ein deutliches Wachstum.“ Es ist allerdings nicht alles eitel Sonne: „Die Perspektiven für Heizungswärmepumpen bleiben aber wegen fehlender Planungs- und Investitionssicherheit unter den Erwartungen“, meint der Austria Email-Chef.
Wann kommt es zur nachhaltigen Erholung am Heizungsmarkt? Das ist die große Frage, die die Branche beschäftigt. Heiztechnik-Unternehmer Hargassner hofft aus einem wachsenden Schub: „Da viele Bundesländer verstärkt Maßnahmen für den Wohnungsbau setzen, hoffen wir, dass sich dieser Bereich in den nächsten Monaten wieder erholt.“ Stiebel Eltron Österreich-Geschäftsführer Mader erwartet erst ab 2026 eine „spürbare Erholung“ – Nachsatz: „Vorausgesetzt, es gibt verlässliche politische und finanzielle Rahmenbedingungen für Bauherren, Bauträger und Investoren.“ Hoval Österreich-Chef Hofer ist noch vorsichtiger: „Kurzfristig ist nicht mit einer Entspannung zu rechnen. Wir gehen davon aus, dass sich die Situation frühestens 2026, wahrscheinlich aber erst 2027, wieder erholen wird.“
Bis die Lage am Markt sich wirklich bessert, ist also möglicherweise Geduld gefragt – und tatkräftiges Handeln, um die Auswirkungen der schwachen Nachfrage im Wohnungsneubau abzufedern. Die Hersteller setzten auf Effizienzsteigerungen, Produktinnovationen und Verbesserung des Service. „Wir nutzen jede sich bietende Chance und bringen im Herbst gezielte Innovationen auf den Markt“, meint beispielsweise Bosch-Österreich-Chef Weinwurm.
Was auch immer sie unternehmen – die Schwäche am Markt können sie damit nur bedingt kompensieren. Sie haben daher eine klare Erwartungshaltung Richtung Politik: weniger Bürokratie und mehr Planbarkeit. „Um den flächendeckenden Umstieg auf nachhaltige Technologien zu ermöglichen, braucht es bezahlbare Energie, den Abbau von Bürokratie und eine nachvollziehbare, verlässliche Förderpolitik“, fordert Weinwurm. Stiebel Eltron Österreich-Chef Mader unterstützt diese Forderung: „Ein zentrales Anliegen ist die Schaffung langfristig verlässlicher Förderstrukturen – insbesondere im Sinne eines klaren Fokus auf die Wärmewende im Gebäudesektor. Fördermittel müssen planbar, einfach zugänglich und technologieoffen gestaltet sein“, sagt Mader. „Darüber hinaus braucht es aber auch strukturelle Maßnahmen: etwa schnellere Genehmigungsverfahren, klare gesetzliche Vorgaben für den Ausstieg aus fossilen Heizsystemen sowie Bildungsinitiativen, um den Fachkräftemangel im Bereich erneuerbarer Energien zu lindern.“
„Langfristig wünschen wir uns eine integrierte Energie- und Klimapolitik, die nachhaltiges Wirtschaften und Wettbewerbsfähigkeit in Österreich gleichermaßen unterstützt und uns hilft, die nach wie vor zentralen und gültigen Klimaziele zu erreichen“, betont auch Vaillant-Marketing Manager Buchbauer – und findet Unterstützung beim Mitbewerber Hargassner: „Neben dem Thema „Förderung“ ist es natürlich wichtig, dass die Regierung langfristige Ziele in der Energiepolitik festlegt, damit sich die Endverbraucher orientieren können“, meint dessen Firmenchef.
Wenig Hoffnung hat hier Hoval Österreich-Chef Hofer: „Mich wundert, dass es auch in unserer Branche noch Stimmen gibt, die nach langfristigen Förderprogrammen rufen – spätestens heute sollte allen klar sein, dass Zusagen über eine Legislaturperiode hinaus unrealistisch sind“, mein er – und ergänzt: „Was wir sehr wohl erwarten dürfen, ist ein konsequenter Abbau des überbordenden Bürokratismus.“
Das erwartet auch Austria Email-Boss Hagleitner. „Wir haben der Politik wiederkehrend Vorschläge unterbreitet, mit welchem Mix an Maßnahmen und Reformen die Sanierungsrate, und damit auch die Konjunktur, mit weit weniger Förderungen und mit treffsicheren Anreizen gesteigert werden kann“, so Hagleitner. Seine klare Forderung: „Es braucht dringend Reformen und attraktive Rahmenbedingungen zur Steigerung von Produktivität, Innovationskraft und Investitionsfreude. Entscheidend für das Abwenden weiterer Rezessionsjahre sind schnell umsetzbare, messbare und sichtbare Verbesserungen.“