Kein Kontakt – viel Geschäft
Auch die Hersteller von Sanitärarmaturen kämpfen mit der Flaute im Wohnbau. Davon ausgenommen ist das Segment der berührungslosen Armaturen. Hansa Armaturen berichtet von zweistelligem Wachstum.

„Das Geschäft läuft in diesem Produktsegment sehr gut: Wir haben den Umsatz im Vorjahr zweistellig steigern können. Und ich rechne auch heuer mit einem zweistelligen Wachstum – trotz der durchaus herausfordernden Situation am Markt.“ Bei dem Produktsegment, von dem Bernhard Ahrer, Österreich-Geschäftsführer von Hansa Armaturen, hier spricht, handelt es sich um den Bereich der berührungslosen Sanitärarmaturen. Sie sind ein echter Lichtblick in einem Jahr, in dem die Sanitärbranche unter der anhaltenden Flaute im Wohnbau leidet. Ahrer zur Gesamtsituation: „Es gibt das ein oder andere positive Signal. Aber von einem echten Aufschwung kann noch nicht die Rede sein. Wir fahren derzeit alle auf Sicht im Nebel.“
Wachstum trotz Flaute
Im Segment der berührungslosen Armaturen ist das anders. Es profitiert von seiner Kundenstruktur und ist nur eingeschränkt vom Wohnbau abhängig. Der Großteil des Absatzes entfällt auf Kunden aus dem öffentlichen oder teil-öffentlichen Bereich. Die Palette reicht von Flughäfen und Büros, Schulen und Kindergärten bis hin zu Krankenhäusern und Pflegeheimen. Hier wird nach wie vor investiert – trotz der Wirtschaftsflaute.
Der Grund für die Beliebtheit der kontaktlosen Armaturen in den öffentlichen und halböffentlichen Gebäuden liegt auf der Hand. Sie können hier ihre Stärken ausspielen: Mit ihnen lassen sich Wasser und Energie sparen, da sie sich automatisch nach einer bestimmten Laufzeit abschalten. Und sie sind besonders hygienisch, da die Benutzerinnen und Benutzer nicht mit den Oberflächen und daher auch mit nicht mit Keimen in Kontakt kommen, die es sich auf diesen gemütlich gemacht haben.
Moderne berührungslose Armaturen können aber noch viel mehr. Sie sind mit intelligenter Steuerungstechnik ausgestattet, die dem Betreiber eines Gebäudes eine Vielzahl von Funktionen bietet. Ein Beispiel dafür ist die neueste Ausführung der „Hansaelectra“-Serie, die Hansa unlängst auf den Markt gebracht hat. Herzstück der Armatur ist der integrierte Sensor in seiner mittlerweile vierten Generation. Der Aufbau mit drei Linsen ermöglicht laut Hersteller „eine verbesserte Detektion und Auslösegenauigkeit auch bei schwierigsten Umgebungssituationen“. Das ist aber noch nicht alles. Der Sensor lässt sich zudem mit digitalen Tools verbinden.
Und diese Digitalisierung biete völlig neue Möglichkeiten, die vor einiger Zeit noch nicht denkbar gewesen waren: Die Armaturen können miteinander vernetzt und aus der Ferne zentral gesteuert werden. Die smarte Hansaelectra lässt sich in ihrer höchsten Ausbaustufe sowohl über eine Bluetooth-Verbindung mit der „Hansa 360 App“ einzeln oder mit einer sogenannten Gateway-Anbindung zentral über die cloudbasierten „Hansa Digital Services“ steuern. „Damit kann der Zustand jeder einzelnen Armatur innerhalb eines Gebäudes zentral abgefragt und individuell beeinflusst werden. Ohne vor Ort sein zu müssen“, meint Österreich-Geschäftsführer Ahrer. So können zentral automatische Spülvorgänge, die aus Hygienegründen vorgeschrieben sind, programmiert werden. Fehlfunktionen überprüft oder fällige Wartungsarbeiten gesteuert werden. „Die smarte Technik hilft, Prozesse zu verbessern. Das spart Kosten und Zeit und erleichtert, Hygienevorschriften zu erfüllen“, meint Ahrer.
Das Thema Hygiene ist im Gesundheitswesen – also in Krankenhäusern oder Pflegeheimen – besonders wichtig. Hier werden große Anstrengungen unternommen, um die gefährlichen Krankenhauskeime zu bekämpfen. Dazu setzen die Hygieniker auch auf umfangreiches Monitoring – und dies ist mit modernen Armaturen wie der Hansaelectra möglich: „Wir können zentral auswerten, wann welche Armatur benutzt wurde, wie viel Wasser geflossen ist oder welche Temperatur das Wasser hatte. Früher mussten derartige Auswertungen händisch durchgeführt werden“, erläutert Hansa-Manager Ahrer.
Ahrer weist zudem auf eine weitere Funktion hin, die für Gesundheitseinrichtungen aber auch andere große Liegenschaften mit öffentlichen Sanitäranlagen nützlich ist: In Deutschland schreibt eine Norm vor, dass eine Armatur, die nicht verwendet wurde, spätestens nach 72 Stunden für 30 Sekunden gespült werden muss. So soll das Aufkommen von Keimen und Legionellen in den Leitungen vermieden werden. In Österreich gibt es diese Norm zwar nicht, man hält sich aber an die Regelung. Was früher in mühsamer manueller Arbeit durchgeführt werden musste, passiert nun automatisch. Man kann außerdem nicht nur die Laufzeit der Spülung programmieren, sondern auch die gewünschte Literleistung, um sicherzugehen, dass die Leitungen auch wirklich gründlich gesäubert werden. Und natürlich ermöglicht die Digitalisierung, dass diese Spülvorgänge exakt dokumentiert werden.
Als „echtes Alleinstellungsmerkmal“ verweist Ahrer bei der Hansaelectra auf einen speziellen Sensor, der die Temperatur in Echtzeit überwacht und das Wasser automatisch abschaltet, sobald eine voreingestellte Mischwasser-Temperatur überschritten wird.“ Ahrer: „Dieser Verbrühungsschutz sorgt für zusätzliche Sicherheit, beispielsweise in Kindergärten.“
In ihrer neuen Generation bietet das Unternehmen die Armatur neben der klassischen Ausführung in Messing erstmals auch in einem Verbundwerkstoff an. Diese Ausführung bietet die gleichen Features, ist aber um 30 Prozent günstiger. „Optisch ist kein Unterschied erkennbar“, so Ahrer. Er erhofft sich durch die neue Generation der Hansaelectra ein weiteres kräftiges Wachstum bei den berührungslosen Armaturen: „Wir erwarten hier auch in den kommenden Jahren ein zweistelliges Wachstum.“