Interview "Klare Worte"

“Leichter wird es nicht”

10.07.2025

Helmut Weinwurm, Vorstandsvorsitzender der Robert Bosch AG und Repräsentant der Bosch-Gruppe in Österreich, findet im Gespräch mit der Gebäude Installation „Klare Worte“. Er spricht über seine Erwartungen für das Jahr 2025 und seine Wünsche an die Politik.

Helmut Weinwurm über die Entwicklung der Bosch-Gruppe in Österreich im Vorjahr.
Der weltweit rückläufige Automobilmarkt und erhebliche Marktschwankungen in manchen Branchen haben sich 2024 auch auf Bosch in Österreich ausgewirkt. Das EBIT war gut, aber beim Umsatz lagen wir mit 1,25 Milliarden Euro um 9,4 Prozent unter dem Vorjahr.

Marktposition gut behauptet

Wie sich der Bereich Energy and Building Technology geschlagen hat:
Hier haben wir den Umsatz beträchtlich steigern können. Mit den Marken Bosch und Buderus konnte der Geschäftsbereich Home Comfort seine Marktposition gut behaupten und erneut Marktanteile gewinnen. Das Geschäft mit Industriekesseln, die im Bosch-Werk in Bischofshofen gefertigt werden, hat sich nach einem leichten Nachfragerückgang zur Jahresmitte vor allem im vierten Quartal ebenfalls positiv entwickelt.

Bosch-Österreich-Chef Helmut Weinwurm im Gespräch mit Journalisten.Copyright: Bosch-Apa-Fotoservice Juhasz
.Bosch-Österreich-Chef Helmut Weinwurm im Gespräch mit Journalisten.
Copyright: Bosch-Apa-Fotoservice Juhasz

Und wie es 2025 weitergeht:
Leichter wird es nicht. 2025 wird mindestens so herausfordernd wie 2024. Wir stellen uns auf ein sehr anspruchsvolles Umfeld mit hohen Unsicherheiten ein – auch was die Folgen zusätzlicher Zölle und möglicher Infrastrukturpakte betrifft. Zu Jahresbeginn hat sich noch eine leichte Verbesserung der Konjunktur in Österreich abgezeichnet. Seit März steigt aber die Verunsicherung. Wir lagen beim Umsatz im ersten Quartal unter dem Vorjahr. Mit konjunkturellem Rückenwind ist wohl erst 2026 zu rechnen.

Worüber er sich besonders freut:
Ich bin stolz darauf, dass wir trotz des Umsatzrückgangs im Vorjahr weiter rund 200 Millionen Euro in Forschung & Entwicklung investiert haben. Mit einer F&E-Quote von 16 Prozent des Umsatzes zählen wir zu den innovativsten Unternehmen Österreichs. Und wir haben uns auch innerhalb der Bosch-Gruppe als wichtiger F&E-Standort etabliert. Wir treiben in Österreich wichtige Innovationen voran und gestalten Zukunftstechnologien in Wachstumsfeldern wie Wasserstoff und Elektrifizierung mit. Damit sichern wir den Standort und Arbeitsplätze ab.

Über zwei innovative Produkte im Bereich Gebäudetechnik, die in Österreich heuer auf den Markt kommen:
Wir werden heuer eine neue Sole-Wasser-Wärmepumpe auf den Markt bringen. Und wir werden in Österreich ein Hybridsystem anbieten, das wir bereits erfolgreich in Deutschland eingeführt haben. Dabei handelt es sich um eine Luft-Wasser-Wärmepumpe, die man mit einem Brennwertkessel kombinieren kann, der mit Öl oder Gas betrieben wird. Das System verkauft sich in Deutschland sehr gut. Es bietet die Möglichkeit, verschiedene Energieträger zu nutzen und ist vor allem für jene Kunden interessant, die noch nicht genau wissen, wie sie künftig ihr Haus heizen wollen – und zwar auch deshalb, weil sie noch keine Klarheit über die Entwicklung der Energiepreise haben.

Was es braucht, damit die Kunden flächendeckend auf nachhaltige Lösungen wie Wärmepumpen und Biomasse-Heizkessel umsteigen:
Es braucht eine gute, nachvollziehbare und verlässliche Förderpolitik. Da Wärmepumpen oder Biomasse-Kessel teurer sind als Öl- und Gasheizungen, werden die Verbraucher nur umsteigen, wenn es diese Förderung gibt. Aber sie muss nicht 75 Prozent betragen, 30 Prozent genügen auch. Wichtig ist nur: Die Verbraucher müssen sich auf die Förderung verlassen können. Ein Programm sollte mindestens fünf Jahre laufen, besser wären zehn. Ein Hin und Her hilft niemandem. Es verunsichert die Kunden und führt zu Lieferengpässen oder Einbrüchen bei den Herstellern.

Und was er sich für den Wirtschaftsstandort wünscht:
Wir sind global mit massiven Umbrüchen konfrontiert. Europa wird sich hier nur behaupten können, wenn es selbstbewusst und geschlossen handelt. Wir müssen unsere Industrie wieder wettbewerbsfähig machen, wenn wir unseren Wohlstand verteidigen wollen. Dazu müssen wir die industriepolitischen Rahmenbedingungen schaffen. Dazu zählen die Vollendung des Binnenmarkts, weniger Bürokratie und bezahlbare Energie. Unsere Ausgangsposition ist nicht schlecht: Wir haben einen riesigen Markt mit 400 Millionen Menschen, sehr qualifizierte Mitarbeiter und ein hervorragendes Ausbildungssystem.