Unternehmensführung

Nachhaltigkeit als Strategie

08.07.2025

Der Schalungsanbieter Doka setzt auf Nachhaltigkeit. Das Thema ist bei Doka weder ein Modetrend noch reine Pflichtaufgabe, sondern fester Bestandteil der Strategie – und eine Möglichkeit, sich am Markt zu differenzieren.

„Sich nicht mit Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen, ist aus unternehmerischer Sicht fahrlässig.“ Mit dieser Aussage verdeutlicht Harald Zulehner, Geschäftsführer von Doka Österreich, den Stellenwert, den das Thema Nachhaltigkeit im Unternehmen einnimmt. Für Zulehner geht es dabei nicht nur um ökologische Verantwortung, sondern auch um langfristige Wettbewerbsfähigkeit: „Nachhaltigkeit ist ein strategischer Fokus. Wer heute nicht handelt, gefährdet morgen seine Existenzfähigkeit.“

Bis 2040 Net-Zero

Der führende Schalungs- und Gerüstebauanbieter hat sich ein klares Ziel gesetzt: Bis 2040 will das Unternehmen das Net-Zero-Ziel bei den CO₂-Emissionen erreichen – und zwar in allen drei Emissionsbereichen, den sogenannten Scopes. Dazu zählen direkte Emissionen, die das Unternehmen selbst erzeugt (Scope 1), indirekte Emissionen, etwa durch zugekauften Strom (Scope 2) sowie alle weiteren Emissionen entlang der Wertschöpfungskette (Scope 3). „Diese Zielsetzung ist in unserer Unternehmensstrategie verankert – unabhängig von wirtschaftlichen Schwankungen oder Marktdynamiken“, so Zulehner.

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Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu diesem Ziel betrifft die Energieversorgung. In Österreich decken bereits alle Doka-Standorte ihren Strombedarf aus erneuerbaren Quellen. Der Strombedarf wird entweder durch Photovoltaikanlagen selbst erzeugt oder über zertifizierte Anbieter gedeckt. „Strom aus fossilen Brennstoffen ist für uns kein Thema mehr“, sagt Zulehner. Auch beim Thema Mobilität ist das Unternehmen schon ziemlich weit. Die Pkw-Flotte ist fast vollständig elektrifiziert, die Staplerflotte größtenteils umgestellt. Die Umstellung der Lkws gestaltet sich technisch etwas schwieriger. Im Raum Wien beliefern man die Kunden zum Teil mit einem elektrischen LKW. Zudem testet Doka den verstärkten den Einsatz von Hybrid-Fahrzeugen.

Besondere Bedeutung gibt Doka der Produktentwicklung. Die jüngste Innovation: die Schalungsplatte Xlife Top, die man im Frühjahr auf der Baumaschinenmesse Bauma in München vorgestellt hat. Ihr Kern besteht vollständig aus recyceltem Kunststoff. Nach der Nutzungsdauer wird die Platte zurückgenommen und vollständig in den Recyclingkreislauf eingespeist – ein geschlossener Kreislauf nach dem „Closed-Loop“-Prinzip. Durch die besonders langlebige und kratzfeste Oberfläche lassen sich Sanierungskosten senken, Reinigungsvorgänge vereinfachen und die Lebensdauer deutlich verlängern. Zulehner: „Wir verbinden ökologische Verantwortung mit nachweisbarer Kosten- und Zeitersparnis für unsere Kunden.“

Ein weiteres neues Produkt, mit dem man nachhaltig punkten will, ist die intelligent beheizbare Schalung (IHF). Sie soll ein Problem lösen, das beim Einsatz von neuartigen, CO₂-reduzierten Betonsorten auftritt: Diese Betone sind zwar sehr leistungsfähig, sie benötigen aber mehr Zeit für das Aushärten, vor allem bei niedrigen Temperaturen. Die beheizbare Schalung soll hier Abhilfe leisten. Gekoppelt mit intelligenter Sensorik ermöglicht sie, die Betonhärtung präzise zu steuern. „Damit CO₂-arme Betone breiter zum Einsatz kommen können, braucht es passende Technologien – und genau da setzen wir mit Concremote oder Dokaxact an“, erklärt Zulehner.

Neue Technologien sind aber nicht der einzige Ansatz, den Doka verfolgt. Manchmal setzt man das Unternehmen einfach nur auf eine Portion Geduld – und zwar bei der Reinigung von Schalungssystemen, die aus der Vermietung zurückkommen. „Wir achten darauf, dass wir die Komponenten schonend reinigen. Es macht einen Unterschied, ob sie mit einem Wasserdruck von 500 Bar arbeiten oder von 1.500 Bar. Mit 1.500 Bar geht es vielleicht etwas schneller, aber sie beschädigen unter Umständen die Verzinkung der Elemente“, meint Zulehner. „Das reduziert die Lebensdauer – und Nachhaltigkeit bedeutet auch, die Produkte möglichst lange im Einsatz zu behalten.“

Auch bei der Auswahl der Lieferanten achtet Doka auf die Nachhaltigkeit. Ein wesentlicher Faktor dabei ist die Qualität und Transparenz der Produktionsprozesse. „Viele unserer Produkte fertigen wir in Österreich. Das erleichtert es uns, die Prozesse zu steuern. Bei Zukäufen achten wir besonders darauf, wie sauber die Lieferketten sind“, betont Zulehner. Das Ziel sei es, den CO₂-Fußabdruck nicht nur intern, sondern über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg zu senken.

Ein zentrales Anliegen ist dem Doka-Manager der Schulterschluss innerhalb der Branche. „Die Notwendigkeit zum Handeln ist allen klar. Die Bauwirtschaft verursacht 37 Prozent der globalen CO₂-Emissionen“, sagt Zulehner. Damit sich neue Technologien und Materialien – etwa CO₂-reduzierter Beton – durchsetzen, müssten alle Beteiligten gemeinsam agieren: Planer*innen, Bauunternehmen, Betonhersteller und Schalungsanbieter.

Zur Diskussion über die CO₂-Bepreisung hält sich Zulehner bedeckt. „Eine verlässliche und langfristige CO₂-Bepreisung kann Investitionen in klimafreundliche Technologien erleichtern, solange sie Planungssicherheit für die gesamte Wertschöpfungskette bietet. Unser Beitrag liegt darin, unseren Kunden schon heute Lösungen anzubieten, die den CO₂-Ausstoß messbar reduzieren – unabhängig von der konkreten Ausgestaltung politischer Instrumente.“

Ob das Ziel einer dekarbonisierten Bauwirtschaft bis 2040 realistisch ist? „Es ist sehr ambitioniert – und mit der aktuellen Geschwindigkeit schwer zu erreichen“, meint Zulehner. Dennoch zeigt er sich zuversichtlich: „Es ist notwendig, dass die Bauwirtschaft es schafft. Und es ist machbar.“ Dazu ist es aus seiner Sicht aber wichtig, dass die Branche umdenkt. Der Doka-Österreich-Chef kritisiert, dass Klimaschutz noch zu oft als reiner Kostenfaktor verstanden wird. „Wir müssen uns von der Vorstellung lösen, dass Nachhaltigkeit nur Geld kostet.“ Sie ist aus seiner Sicht die „Grundlage zukunftsfähigen Wirtschaftens: Es geht darum, die Nachhaltigkeit so zu nutzen, dass sie zu einem strategischen Vorteil wird.“