Österreich heizt immer noch fossil
78,1 Prozent der Wohnungen in Österreich werden immer noch mit fossilen Brennstoffen geheizt. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Erhebung von Techem.

„Acht von zehn Wohnungen werden in Österreich immer noch mit fossilen Brennstoffen geheizt.“ Zu diesem Ergebnis kommt eine umfangreiche Datenerhebung von Techem. Der Serviceanbieter für nachhaltiges Energie- und Gebäudemanagement hat im „Techem Atlas für Energie, Wärme & Wasser“ erstmals auch umfassende Daten für Österreich erfasst. Es wurden Verbrauch sowie Kosten für Heizung und Warmwasser aus rund 250.000 österreichischen Wohnungen in rund 13.000 Mehrfamilienhäusern ausgewertet und mit Daten aus neun anderen europäischen Ländern verglichen – darunter Deutschland, Ungarn und Italien.
Große Potenziale
„Der Atlas unterstreicht die Bedeutung klimafreundlicher Maßnahmen in der Wärmeversorgung und zeigt Potenziale auf, um den Umstieg auf emissionsarme Energieträger für Verbraucher*innen zu erleichtern“, meint Techem Austria Geschäftsführer, Karl Moll. Denn Österreich heizt laut der Erhebung immer noch vorwiegend mit fossilen Brennstoffen wie Erdgas und Heizöl, ähnlich wie Deutschland, die Schweiz und die Niederlande. Beim Blick auf den Anteil erneuerbarer Energien wie etwa Holz belegt Österreich im europäischen Vergleich allerdings die Spitzenposition.
In Österreich gibt es einen breiten Mix an Energieträgern: Erdgas (42,1 Prozent), Fernwärme (39,7 Prozent), Heizöl (11,9 Prozent), Holz (5,1 Prozent) und Strom (1,1 Prozent). 78,1 Prozent der österreichischen Mehrfamilienhäuser heizen mit fossilen Energieträgern. „Im Vergleich liegt Österreich damit rund neun Prozentpunkte unter dem Wert von Deutschland (87 Prozent), bleibt aber auf hohem Niveau und bietet somit noch hohes Potenzial für die Verbesserung der Öko-Bilanz der Gebäude“, erläutert Arne Kähler, Leading Expert des Techem Research Institute on Sustainability (Trios). Positiv steche hervor, dass die Fernwärme in Österreich niedrige Emissionsfaktoren aufweise – „was nahelegt, dass für die Erzeugung erfreulicherweise bereits auf regenerative Komponenten wie beispielsweise Bio-Methan zurückgegriffen wird“, so Techem.
Betrachtet man die Ergebnisse in den Bundesländern, so zeigen sich deutliche Unterschiede: In Vorarlberg (70,1 Prozent), Wien (62,4 Prozent), dem Burgenland (57,1 Prozent) und Tirol (48,3 Prozent) wird besonders viel Erdgas genutzt, während in der Steiermark (60,8 Prozent), Oberösterreich (60 Prozent), Kärnten (59,4 Prozent) und Salzburg (48,1 Prozent) die Fernwärme überwiegt. In Niederösterreich sind die Anteile von Erdgas (42,2 Prozent) und Fernwärme (39,9 Prozent) ausgeglichen.
Heizöl kommt vorwiegend noch in Tirol (20,1 Prozent), Kärnten (17 Prozent) und Salzburg (10 Prozent) zum Einsatz, während Holz im Burgenland (14,3 Prozent) und Niederösterreich (11,8 Prozent) eine Rolle spielt. Strom ist – wie auch in der Auswertung für Gesamtösterreich – mit Ausnahme von Wien innerhalb der Bundesländer der am wenigsten genutzte Energieträger.
Sauberes Heizen ist möglich
Ökologisches Heizen ist laut Techem möglich und bedarf keines großen Aufwands. Dazu Techem Austria-Geschäftsführer Moll: „Mit gezielten Investitionen und dem Engagement aller Beteiligten kann die Nutzung fossiler Energieträger in österreichischen Mehrfamilienhäusern deutlich reduziert werden. Praktische Lösungsansätze bietet etwa der Umstieg auf Wärmepumpen.“ Sie nutzen, so Moll weiter, thermische Energie in der Umwelt als Wärmequelle, operieren lokal schadstofffrei und sind im Betrieb wesentlich kostengünstiger als Öl oder Gas. „Wärmepumpen nehmen eine Schlüsselrolle auf dem Weg zur klimaneutralen Wärmeversorgung ein. 30 Prozent der Heizungsanlagen im Gebäudebestand sind bereits heute für Wärmepumpen geeignet, mit Heizkörpertausch sogar 60 Prozent.“
Er verweist auf Techem Geräte wie Kälte- und Wärmezähler, Heizkostenverteiler und Wasserzähler, die präzise messen und per Funk fernauslesbar sind. „Beim effizienten Umgang mit Energie ist die Digitalisierung ein wesentlicher und bestimmender Faktor. Die Möglichkeit, den Energieverbrauch laufend einzusehen und gegenzusteuern gibt den Verbraucher*innen individuellen Spielraum für nachhaltiges Handeln mit den verschiedenen Energieressourcen“, so Moll. Aktuell sind rund 82 Prozent der Techem Messgeräte in Österreich fernauslesbar. Damit liege Österreich zwar gut, aber noch hinter Ländern wie den Niederlanden oder Frankreich. Bis zur flächendeckenden Fernablesbarkeit (1. Jänner 2027) aller Geräte, wie vom Bundes-Energie-Effizienzgesetz (EEffG) gefordert, seien weitere technische Maßnahmen und Optimierungen in der Ausstattungsbasis nötig.