„Wir denken langfristig“
Schalungs- und Gerüstbau-Unternehmer Markus Ringer findet im Gespräch mit der Bauzeitung „Klare Worte“. Er über die schwierige Marktsituation und den harten Wettbewerb – und wie er damit umgeht.

Markus Ringer über das aktuelle Geschäft – das sich überraschend gut entwickelt:
Das Geschäft läuft deutlich besser als im Vorjahr. Wir rechnen heuer mit einem Umsatzplus von rund 20 Prozent – und das trotz eines weiterhin schwierigen Umfelds. Die Auslandsmärkte tragen dazu bei, aber auch in Österreich verzeichnen wir ein zweistelliges Wachstum.
Sanierung als Treiber
Woher das Wachstum kommt:
Ein wesentlicher Treiber ist die Sanierung. Im Neubau tut sich nach wie vor wenig, insbesondere im Wohnbau herrscht Stillstand. Aber die Sanierungen nehmen zu – und da ist unser Gerüstsystem sehr stark nachgefragt. Vor allem im gewerblichen Bereich sehen wir gute Entwicklungen.
Wie sich der Markt bei Schalungen und Gerüsten entwickelt:
Die Liquidität der Baufirmen ist teilweise schwach, und die Entscheidung fällt öfter zugunsten von Miete statt Kauf. Das verändert unser Geschäft grundlegend. Miete bedeutet deutlich höheren Aufwand: Wenn ich ein Gerüst oder eine Schalung verkaufe, habe ich einen einmaligen Aufwand. Bei der Miete ist das anders: Das Material, das hinausgeht, kommt wieder zurück. Es muss gezählt, gereinigt und gelagert werden. Wir brauchen dafür deutlich mehr Personal, aber der Mietpreis ist durch den Konkurrenzdruck sehr niedrig. In Österreich sind die Mietraten europaweit am schlechtesten.
Wie Ringer auf die aktuelle Lage am Markt reagiert:
Wir setzen stark auf Kundennähe und Service. Mit unserem Standortnetz in Österreich sind wir immer nah beim Kunden – das ist ein entscheidender Vorteil, den wir gegenüber unseren Mitbewerbern haben. Wir betreiben sieben Standorte in Österreich – und das wird auch so bleiben.
Welche weiteren Maßnahmen das Unternehmen derzeit setzt …
Wir agieren bewusst antizyklisch: Wir investieren in neue Produkte und entwickeln leichtere, effizientere Systeme. Unsere Deckentisch Dekplus in Kombination mit der leichten Aludek Deckenschalung ist so ein Beispiel. Außerdem haben wir Anfang des Jahres auf der Bauma unsere neue, leichte Alu-Schalung für den Wohnbau vorgestellt, die 2026 auf den Markt kommt. Die neue Alplus besteht aus besonders hochwertigen Legierungen, die es ermöglichen, mit dünneren Wandstärken zu arbeiten. Durch diese erreichen wir geringere Gewichte. Bei Produktinnovationen ist uns eines sehr wichtig: Die neuen Produkte müssen mit den alten kompatibel sein, damit ein Kunde, der vor fünf Jahren etwas gekauft hat, nicht plötzlich ein Problem bekommt.
… und welche noch:
Gleichzeitig investieren wir in die Automatisierung der Produktion, in dem wir neue Roboteranlagen angeschafft haben. Das ist notwendig, weil Personal schwer zu finden ist. Zudem haben wir vergangenes Jahr eine neue Niederlassung in Deutschland eröffnet – kein leichter Schritt, denn dort hat niemand auf uns gewartet. Aber wir denken langfristig. Wir sind mittlerweile in 15 Ländern mit Standorten oder Partnern aktiv.
Über eine Botschaft, die er an die Branche hat:
Jeder sollte so kalkulieren, dass er mit seinen Aufträgen etwas verdient – und nicht mit Verdrängung. Außerdem wünsche ich mir mehr Regionalität: Eine Baufirma aus dem Bezirk sollte auch im Bezirk bauen. Es ist wenig sinnvoll, wenn Firmen quer durchs Land fahren, nur um den Auftrag zu bekommen. Am Ende leidet die Qualität – und die Straße auch.
Was er sich für das nächste Jahr erwartet:
2026 wird sich die Lage wahrscheinlich leicht verbessern, aber auf niedrigem Niveau. Der große Sprung wird ausbleiben. Solange die Politik keine starken Impulse setzt, wird sich daran auch wenig ändern. Die Wohnbaumilliarde der alten Regierung ist jedenfalls nicht bei uns angekommen.
Und was er sich von der Politik wünscht:
Neben Investitionsförderungen wünsche ich mir mehr Planungssicherheit. Die Menschen halten ihr Geld zurück, nicht weil es fehlt, sondern weil sie keine Perspektive sehen. Es braucht wieder eine positive Grundstimmung. Gute Ansätze sehe ich bei der Pensionsregelung: Niedrige Pensionen an die Inflation anzupassen und hohe Einkommen nur pauschal – das ist ein Schritt in die richtige Richtung.