Bauen unter 2.000 Euro
Die heimischen Baukonzerne Porr und Strabag wollen den Wohnbau wieder erschwinglich machen: Sie haben Konzepte mit Kosten von unter 2.000 Euro pro Quadratmeter vorgelegt. Erste Projekte sollen rasch umgesetzt werden.

„Das war eine Ankündigung – und der lassen wir nun Taten folgen.“ Karl-Heinz Strauss, CEO der Porr, meint damit ein Vorhaben, das er vor einigen Monaten präsentiert hat: Wohnraum zu Kosten unter 2.000 Euro pro Quadratmeter zu bauen. Ein Versprechen, das angesichts massiv gestiegener Baukosten auf bis zu 3.000 Euro pro Quadratmeter durchaus als ambitioniert bezeichnet werden darf – und doch, so Strauss, „technisch machbar ist“.
Bauen mit Elementen
Die Porr setzt dabei auf eine sogenannte „Elementbauweise“ – ein Ansatz, bei dem nicht starr auf ein einziges Material gesetzt wird, sondern mehrere Baustoffe kombiniert werden. Ziel ist es, mit industriell vorgefertigten Bauteilen rasch, effizient und gleichzeitig hochwertig zu bauen. „Wir arbeiten nicht mit einem geschlossenen System wie reinem Holz-, Ziegel- oder Betonbau“, erklärt Strauss. „Stattdessen nehmen wir von jedem Material das jeweils Beste und setzen es mit vorgefertigten Elementen zusammen.“
Dieser modulare Ansatz ermöglicht es, Gebäude mit bis zu sechs Geschossen zu errichten – inklusive Balkon, Photovoltaikanlage und moderner Haustechnik. In den kommenden Monaten will die Porr bereits die ersten Projekte realisieren. Tiefgaragen oder aufwändige Außenanlagen seien in den angegebenen Baukosten zwar nicht enthalten, wohl aber voll ausgestattete Wohngebäude mit Heiz- und Kühlsystemen wie etwa Mini-Wärmepumpen.
Zielgruppe dieser Bauweise sind vor allem gemeinnützige Bauträger und öffentliche Auftraggeber in Österreich und Deutschland. Sie sollen mit dem Projekt einen „Beweis in der Praxis“ erhalten, dass moderne, nachhaltige Wohngebäude zu Kosten unter 2.000 Euro pro Quadratmeter tatsächlich machbar sind. „Damit schaffen wir leistbaren Wohnraum, bis zu sechs Geschosse hoch, mit allem, was ein modernes Wohnbaukonzept heute braucht“, erläutert der Porr-Chef. Auch die Nachhaltigkeit sei ein integraler Bestandteil des Konzepts – allerdings immer in Relation zur Leistbarkeit. „Das muss natürlich in einem vernünftigen Preis-Leistungs-Verhältnis bleiben“, betont Strauss.
Österreichs größter Baukonzern, die Strabag, bleibt beim Thema leistbares Bauen ebenfalls nicht untätig. Das Unternehmen hat vor Kurzem ihr serienreifes Produkt für den Wohnbau unter 2.000 Euro auf den Markt gebracht. Unter dem Namen Tetriqx bietet der Baukonzern ein serientaugliches Bausystem an, das speziell für den urbanen Wohnbau entwickelt wurde. Der Ansatz: vorgefertigte Module, standardisierte Grundrisse und ein hoher Grad an industrieller Fertigung sollen Wohnraum schneller und günstiger ermöglichen – bei gleichbleibend hoher Qualität.
Tetriqx funktioniert laut Strabag wie ein Baukasten. Es bietet drei fertig geplante Gebäudetypen für unterschiedliche Anforderungen und Grundstücksgrößen. Die Grundrisse sind auf Flächen von rund 44 bis 88 Quadratmetern optimiert und lassen sich zu Gebäuden mit bis zu sieben Stockwerken kombinieren. Die Bauweise ist so konzipiert, dass sie sich für eine Vielzahl von Grundstücken und Nachverdichtungsprojekten eignet.
Markus Engerth, Vorstandsmitglied der Strabag AG Österreich, sieht in Tetriqx eine konkrete Antwort auf die strukturelle Wohnbaukrise: „Leistbares Wohnen ist machbar – aber nicht mit den Rezepten von gestern. Wir müssen schneller, nachhaltiger und standardisierter bauen, ohne dabei die Wohnqualität einzuschränken.“ Mit dem neuen System könnten laut Strabag Baupreise ab 1.950 Euro pro Quadratmeter realisiert werden – ein Wert, der deutlich unter den aktuellen Marktdurchschnitten liegt.
Ein wesentliches Merkmal des Tetriqx-Systems ist die drastisch verkürzte Bauzeit. Dank der industriellen Vorfertigung und klar definierten Prozesse lasse sich die Bauzeit im Vergleich zu konventionellen Methoden um bis zu vier Monate reduzieren, so die Strabag. In Summe könne sich die gesamte Projektlaufzeit sogar halbieren. Das bringe nicht nur Investoren Vorteile, sondern reduziere auch die Belastung für Anrainer*innen durch kürzere Baustellenzeiten.
Auch in puncto Nachhaltigkeit will die Strabag mit Tetriqx punkten. So setzt man für Heizung und Kühlung auf die Bauteilaktivierung. Dadurch lassen sich Gebäude im Winter effizient heizen und im Sommer angenehm kühlen, ohne dass zusätzliche Installationen erforderlich sind. Der Energiebedarf werde so um mindestens 22 Prozent gesenkt.
Darüber hinaus reduziert die serielle Fertigung in Verbindung mit dem Einsatz nachhaltiger Materialien laut Strabag den CO₂-Ausstoß über den gesamten Lebenszyklus der Gebäude um bis zu 50 Prozent. Für Engerth ist klar: „Mit Tetriqx liefern wir eine Lösung, die Baupreise ab 1.950 Euro pro Quadratmeter für hochwertige Immobilien möglich macht. Das ist ein echtes Mittel gegen die drohende Wohnbaukrise.“ Bereits im kommenden Jahr sollen erste Wohnbauten mit dem Tetriqx-System umgesetzt werden.
Sowohl bei Porr als auch bei Strabag setzt man damit auf einen Paradigmenwechsel in der Bauwirtschaft: weg von handwerklich dominierten Einzelprojekten hin zu industriell organisierten, standardisierten Bauabläufen. Die Ziele sind dabei klar definiert – niedrige Kosten und kurze Bauzeiten, verbunden mit hoher Nachhaltigkeit. Ob sich die beiden Konzepte am Markt behaupten können, wird sich in den kommenden Monaten zeigen. Die Voraussetzungen dafür sind geschaffen – und die Erwartungen in Politik und Immobilienwirtschaft hoch.