Erfahrungsbericht

Origin, die zweite Generation

Testgerät
28.03.2023

Als Shaper 2020 mit der Origin seine mobile CNC-Oberfräse auf den europäischen Markt gebracht hat, gab es viel Euphorie, aber auch Bedenken. Heute gibt es die zweite Generation am Markt. Zeit, die neueste Version unter die Lupe zu nehmen.
shaper origin

Mittlerweile ist es über drei Jahre her, als die erste Origin für Testzwecke geliefert wurde. Nach den ersten Tests stand fest, die Origin bleibt. Der Kauf wurde abgewickelt. Endlich ein Problemlöser für all die Arbeiten, die sich ohne CNC-Technik im Kleinbetrieb nur sehr aufwendig umsetzen lassen. Aber was ist, wenn? So gab es natürlich auch das eine oder andere Fragezeichen, das nach der Investition im Raum stand. Ein jeder hat sicher bereits schon einmal die eine oder andere negative Erfahrung mit digitalen, softwarebasierten Produkten gemacht. Wird die Origin die professionellen Ansprüche in einer Tischlerei erfüllen können? Wie funktioniert der Service, wenn es eben einmal nicht läuft. Wie jeder weiß, tauchen Probleme immer dann auf, wenn man sie am wenigsten gebrauchen kann. 

Die Probleme blieben aus, bislang jedenfalls. Sollte sich jedoch der Fall einstellen, dass der Shaper-Service benötigt wird, hat man laut einer Auskunft des Herstellers folgende Optionen: Bei Problemen mit der Software bekommt der Käufer eine Beratung am Telefon, sodass er die Reparatur quasi selbst unter Anleitung erledigen kann. Bei Problemen mit der Hardware oder der Maschine muss diese eingeschickt werden. Hierfür bekommt der Kunde ein Rücksendeetikett. In der Regel dauern diese Reparaturen ein bis zwei Wochen. Außerhalb der Garantie wird auf Stundenbasis zuzüglich der benötigten Materialien abgerechnet. Für professionelle Anwender hat man mit Shaper Pro Care einen kostenpflichtigen Service geschaffen, der die Lieferung eines Ersatzgerätes beinhaltet. 

Origin Generation 1 vs. Generation 2

Shaper Origin
Optisch ähnlich, aber doch nicht gleich. Links die Aktuelle, rechts der Vorgänger.  

Kommen neue Maschinenmodelle auf den Markt, ist es oft so, dass die Vorgängermodelle ins Abseits geraten. Eine Vielzahl von Veränderungen lassen diese oft sprichwörtlich alt aussehen. Dies möchte Shaper nicht übernehmen. Zukünftige Updates werden so gestaltet, dass sie, solange es technisch möglich ist, auf beiden Modellen laufen. Weiterhin hat sich an den Grundsätzen des Systems nichts geändert. Auch die Gen2 arbeitet auf der Basis vom ShaperTape. Die Motorleistung und auch die Handhabung bleiben gleich. Das ist ein großer Vorteil, wenn die Maschine am Ende des Nutzungszyklus angekommen ist und durch ein neues Modell ausgetauscht werden muss. So können die Anwender ohne große Umstellung mit ihrem Wissen an dem neuen Modell weiterarbeiten. Die einmal erlernten Fähigkeiten können somit auf das neue Modell und dessen Anwendungen übertragen werden.

Shaper Origin Licht
Deutlich mehr Licht bietet die aktuelle Version gegenüber der Gen1.

Verbesserungspotenzial für die Origin gab es durch die fortschreitende Entwicklung im Bereich der Bildschirm- und Kameratechnik. Hier wurde bei der Überarbeitung vom Tower auf ein um 25 Prozent größeres hochauflösendes 5,5-Zoll-Display gesetzt. Das bedeutet ein Mehr an Übersicht und Blickwinkelstabilität, mehr Platz für Icons und Bedienelemente auf dem neuen größeren Bildschirm. Die Kombination von neuem Bildschirm und neuer Kamera verbessert die Bildrate. Ein erweiterter Blickwinkel und somit eine beschleunigte Scanleistung sind eine positive Folge vom Austausch beider Systeme. Zusätzlich wurde die Beleuchtung überarbeitet. Auf den ersten Blick deutlich heller, kann nun auf Baustellen und bei den in unseren Werkstätten vorherrschenden unterschiedlichen Lichtverhältnissen sicherer gescannt werden. Auch am Gehäuse wurden kleinere Anpassungen vorgenommen. Hier wurden die Griffe in das aus Aluminium gefertigte Gehäuse integriert. Für die Gen2 wurde der USB-Anschluss auf USB-C umgestellt. Ein entsprechender Stick mit beiden USB- Anschlüssen ist im Lieferumfang enthalten.

USB-Anschluss

Neuer Produktionsstandort von Festool

Nachdem die Frässpindel der Gen1 von der TTS-Schwester Festool gefertigt wurde, wird nun die Gen2 komplett am neuen Produk­tionsstandort von Festool in Weilheim montiert. Präzision und Liebe zum Detail machen das Schwesterunternehmen zu einem idealen Partner für die Montage der Gen2. So arbeiten die schwäbischen Maschinentüftler gemeinsam mit Shaper am digitalen Wandel in unseren Werkstätten. Außerdem hat Tanos den Systainer überarbeitet und auf die Bedürfnisse der neuen mit 3.540 € netto zu Buche schlagenden Maschine angepasst.

Neue Software für die neue Origin

Display Shaper Origin
Bereits vor dem Fräsen werden die drei Fräsgänge von Autopass angezeigt.

Seit unserem letzten Artikel hat sich einiges im Haus Shaper getan. In Sachen Software-Updates ist nun die Version Jenner für die Maschinen beider Generationen aktuell. Neue Versionen werden auch weiterhin einmal jährlich verfügbar sein. Wer seine Origin nicht über WLAN updaten möchte, kann dies über eine am Rechner heruntergeladene Softwareversion via USB tun. Unter anderem ist nach einem der letzten Updates das manuelle Bestimmen vom Fräsernullpunkt in der Z-Achse möglich. Mit "Studio" ist eine browsergeführte intuitive Zeichensoftware für das Handwerk erhältlich. So können Tischler*innen jederzeit am Rechner, aber auch am Tablet oder Smartphone ihre Ideen digital umsetzen. Auch bereits erstellte SVG- und DXF-Dateien lassen sich mit "Studio" integrieren. Eine große Anzahl an vorgefertigten Motiven steht neben einer Design-Bibliothek zur Auswahl. Neben der Origin können auch weitere Maschinen und Geräte, die mit SVG-Dateien arbeiten, unterstützt werden. Während mit "Studio Lite" eine abgespeckte kostenfreie Version zur Verfügung steht, fallen für das "Studio"-Abo Kosten in Höhe von derzeit 100 € netto im Jahr an. Mit der Funktion AutoPass lassen sich Fräsungen ohne Unterbrechung wie zusätzliches Nachstellen der Frästiefe umsetzen. Einmal eingegeben, muss der Fräsvorgang nicht für jede Nachstellung unterbrochen werden. Egal bei welcher Kontur. Auch das Schlichten für das endgültige Finish kann eingearbeitet werden. In dem Beschlagskatalog von ShaperHub ist diese Funktion bereits eingearbeitet. AutoPass kostet einmalige 199 Euro netto und kann dauerhaft auf dem Gerät genutzt werden. Bei einem Maschinenwechsel besteht die Möglichkeit, AutoPass über den Shaper-Support mit auf die neue Maschine zu übernehmen.

Optimierte Fräswerkzeuge

Fräswerkzeuge
Identische Fräsmotoren, neue Fräser: für besonders saubere Fräskonturen – der mit drei Schneiden ausgestattete Hartmetallfräser links im Bild.   

Für ein mehr an Fräswerkzeugen bietet Shaper ein Spannzangen-Set an. Neben Spannzangen mit 3, 6, 8 mm sind auch eine Spannzange mit 1/8" 3,175 mm und 1/4" mit 6,350 mm erhältlich. Auch in Sachen Fräswerkzeuge hat sich das Angebot erweitert. Neben vielen Fräswerkzeugen für spezielle Einsätze wie Nuten und Gravieren sollten der T-Nutfräser, der Zinkenfräser, der Spiralnutfräser 16 x 16 mm und der 11° schräge konische Radienfräser erwähnt werden. Bei einem Blick auf das Sortiment lässt sich erkennen, dass man auch hier Wert auf nichtalltägliche, außergewöhnliche Anwendungen legt.

Erleichterte Fräsarbeiten

Plate
Auf der Unterseite von Plate sind die Anlegepunkte für die Werkstückausrichtung gut zu erkennen. Eine Anti-Rutschkaschierung hilft beim Fixieren der Fräshilfe.

Mit Plate hat der Hersteller ein weiteres Hilfsmittel in sein Programm aufgenommen. Präzise Fräsarbeiten in kritischen Bereichen werden durch den Einsatz von Plate erleichtert. Die 362 mm breite und 450 mm tiefe Fräsunterlage bietet ähnlich  eine strapazierfähige Shapertape-Oberfläche. Sie ermöglicht jederzeit das Scannen der Oberfläche für diverse Fräseinsätze. So entfällt bei einer Mehrfachnutzung, wie sie durch das Verschieben von Plate, beim Fräsen von mehreren Türbändern, erforderlich ist, das erneute Scannen und Platzieren. Die mit einer Antirutschmatte belegte Unterseite, sorgt für den entsprechenden Halt. Mit den im Lieferumfang enthaltenen Spannzwingen wird eine sichere Spannung garantiert. Die Tischöffnung von 160 x 120 mm dient als Fräs- bzw. Arbeitsbereich. Anschläge und Stützfüße erleichtern das Ausrichten in der gewünschten Position. Mittels Fadenkreuz lässt sich Plate selbst an komplizierten Anlegepunkte präzise, sicher und einfach anlegen. Selbst eine Positionierhilfe für das 32-mm-System ist enthalten. So kann eine Vielzahl der im Shaperhub-Beschlagskatalog enthaltenen Beschläge einfach und mit einer sehr hohen Präzision platziert und gefräst werden. Ganz egal, ob man ein Türband, eine Lochreihe, einen Einleger oder das Runden von Ecken umsetzen will, Plate für 350 Euro netto macht vieles viel einfacher.

Fazit zur Shaper Origin

Generationswechsel bei Hightech-Maschinen sind eine spannende Sache. Sie bieten die Möglichkeit, notwendige Anpassungen vorzunehmen und Produkte entsprechend zu überarbeiten. Bei der Origin der Gen2 ist für uns Anwender der Unterschied zum Vorgänger nicht ganz so umfangreich, wie es auf den ersten Blick scheint. So kommt man als Käufer der Gen1 durch diesen Generationswechsel nicht automatisch auf das Abstellgleis. Solange es technisch möglich ist, wird die Gen1 laut Aussage des Herstellers weiter mit Software-Updates versorgt und das Origin-Prinzip bleibt grundsätzlich auch bei der Gen2 erhalten. So können weiterhin die Fähigkeiten des Anwenders sowie angeschaffte Hilfsmittel wie Fräswerkzeuge, Plate oder die Workstation auch nach einem Wechsel der Maschinengeneration eingesetzt werden. Alles in allem Argumente, die auch zukünftig für das Origin-System von Shaper sprechen. (kk)

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Tischlerei