Lehre

Meisterprüfungen sollen kostenlos werden

Berufsausbildung
16.03.2023

Angesichts des hohen Fachkräftemangels möchten Bundeskanzler Karl Nehammer und Arbeitsminister Martin Kocher, dass die Kosten für Meisterprüfungen und Befähigungsnachweise vom Staat übernommen werden. Genaue Pläne gibt es dazu jedoch noch nicht.
Die Lehre ist in etlichen Belangen gegenüber den Abschlüssen auf Fachhochschulen und Universitäten noch immer benachteiligt.
Die Lehre ist in etlichen Belangen gegenüber den Abschlüssen auf Fachhochschulen und Universitäten noch immer benachteiligt.

Österreichs duale Ausbildung, sprich die Lehre, genießt weltweit hohes Ansehen. Die heimische Lehrausbildung ist tatsächlich ein Erfolgsmodell. Dennoch ist die Lehre in etlichen Belangen gegenüber den Abschlüssen auf Fachhochschulen und Universitäten noch immer benachteiligt.

Zwar wurde die Meisterprüfung im September 2018 im NQR-Qualifizierungsregister dem Niveau 6 zugeordnet, wodurch sie gleichwertig wie ein Bachelor-Abschluss ist, doch die Möglichkeiten für zusätzliche Befähigungen nach der Lehre sind noch immer eingeschränkt. So können beispielsweise in nur 70 von 215 Lehrberufen Meisterprüfungen abgelegt werden. Um das zu ändern, hat die Regierung am 23. Februar 2022 im Ministerrat Pläne für eine höhere berufliche Bildung vorgestellt. Das Ziel dahinter ist, den Lehrabsolvent*innen, vergleichbar mit der akademischen Bildungskarriere, einen neuen Weg der Weiterbildung zu ermöglichen. Das würde, gerade in Zeiten des Fachkräftemangels, die Karriere-Chancen verbessern und so die Lehre attraktiver machen. Die Wirtschaft war begeistert. Etwas mehr als ein Jahr ist vergangen, definitive Pläne liegen aber bis dato noch keine am Tisch.

Hohe Kurs- und Prüfungskosten

Bei seiner Rede "Zur Zukunft der Nation" am 10. März 2023 ließ Bundeskanzler Karl Nehammer nun mit der Idee der kostenlosen Meister- und Befähigungsprüfungen aufhorchen. Die Meisterprüfung ist die wichtigste Qualifikationsform für handwerkliche Berufe und damit ein relevanter Befähigungsnachweis für die selbständige gewerbliche Berufsausübung in Österreich. Darüber hinaus ist für eine große Anzahl von weiteren reglementierten Gewerben zur selbstständigen Ausübung des Gewerbes eine Befähigungsprüfung vorgeschrieben. Pro Jahr absolvieren rund 4.800 Personen eine Meister- bzw. Befähigungsprüfung.

Der Besuch von vorbereitenden Kursen ist nicht verpflichtend. Das entscheidet jede einzelne Prüfungskandidatin und jeder einzelne Prüfungskandidat individuell für sich selbst. Um sich bestens auf die Prüfung vorzubereiten, nehmen jedoch viele die Kurse in Anspruch. Diese werden aber nicht von staatlicher Seite, sondern nur von privatrechtlichen Institutionen, wie Wifi oder bfi, angeboten. Viele der Kurse sind mit hohen Kosten im 4- bzw. 5-stelligen Bereich verbunden. Eine  bundesweite Unterstützung gibt es nicht, nur teilweise einzelne Länderförderungen.

Stärkung der Berufsausbildung

Die Meister- und Befähigungsprüfungen können also ordentlich ins Geld gehen. Beispielsweise für die Befähigungsprüfung zum Baumeister bzw. zur Baumeisterin belaufen sich die Kosten für die Vorbereitungskurse auf 11.450 Euro, zuzüglich der 1.906 Euro Prüfungsgebühr kommt man auf Gesamtkosten von 13.356 Euro. Im Gegensatz dazu: Auf vielen Bildungswegen für schulische und akademische Abschlüsse unterstützt der Staat die Ausbildung.

"Angesichts des hohen Fachkräftebedarfs der kommenden Jahre ist es wichtig, dass wir die duale Ausbildung noch attraktiver machen. Genauso wie bei einem Studium soll auch die Prüfung zur Meisterin oder zum Meister kostenlos sein", bekräftigt nun Arbeitsminister Martin Kocher die Idee der staatlichen Kostenübernahme. Zuspruch gibt es auch seitens der Wirtschaftskammer Österreich. Für WKÖ-Generalsekretärin Mariana Kühnel bedeuten die kostenlosen Meister- und Befähigungsprüfungen eine maßgebliche Stärkung der Berufsbildung, gleichzeitig sieht sie darin einen Teil der so wichtigen höheren Berufsausbildung. "Die internationalen Erfahrungen etwa aus der Schweiz zeigen, dass ein öffentlicher Finanzierungsbeitrag die Attraktivität der Ausbildung steigert und dadurch zu höheren Zahlen von Absolvent*innen beiträgt", so Kühnel.

Lehre so wertvoll wie ein Studium

Positiv auch die Reaktionen der branchenübergreifenden Lehrlingsinitiative zukunft.lehre.österreich (z.l.ö.) und der Bundessparte Gewerbe und Handwerk. Spartenobfrau Renate Scheichelbauer-Schuster sieht in der finanziellen Gleichstellung der Meisterprüfungen mit den Studienabschlüssen einen sehr, sehr wichtigen Schritt. Dazu kommt die Freude, dass es damit endlich zur Umsetzung einer langjährigen Forderung kommen würde. Auch für z.l.ö.-Geschäftsführer Mario Derntl sind die kostenlosen Meister- und Befähigungsprüfungen ein weiterer Schritt zur Verbesserung von Ansehen und Image der Lehre, um so die dringend notwendigen qualifizierten Fachkräfte für die heimischen Unternehmen zu gewinnen.

Jetzt heißt es Daumenhalten, dass die staatliche Kostenübernahme der Meister- und Befähigungsprüfungen gleich ein Bestandteil der in Ausarbeitung befindlichen höheren beruflichen Bildung wird.