Bilanz
Strabag hat das zweites Covid-Jahr gut gemeistert
Einen Tag nach der Porr präsentierte auch die Strabag SE ihre Bilanz für das Geschäftsjahr 2021 und diese erweist sich auch im zweiten Jahr der Covid-Pandemie als sehr zufriedenstellend. So stieg die Leistung um vier Prozent an und liegt damit nur noch knapp unter dem Ergebnis von 2019. Sowohl der Auftragsbestand als auch das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) liegen auf Rekordniveau, die Ebit-Marge ist mit 5,9 Prozent laut eigenen Angaben außergewöhnlich hoch.
„So sehr uns der Rückblick auf dieses erfolgreiche, vergangene Jahr freut, müssen wir uns doch auf die gegenwärtigen Herausforderungen konzentrieren“, mahnt Thomas Birtel, Vorstandsvorsitzender der Strabag SE. „Im Sinne unseres Unternehmens und in Hinblick auf die Verantwortung für unsere 74.000 Mitarbeitenden setzen wir jeden rechtlich möglichen Schritt, um uns klar von unserer russischen Aktionärin zu distanzieren und jedwede Einflussnahme zu unterbinden.“ Das habe man nicht zuletzt mit dem frühzeitigen Entschluss keine Dividende an Rasperia auszuzahlen getan.
Birtel mahnt aber auch, trotz der Ukraine Krise nicht auf ein weiteres wichtiges Problem zu vergessen, den Klimawandel: "Es müssen heute die richtigen Weichen gestellt werden, sonst ist es zu spät!“ Auch der Fachkräftemangel ist ein wiederkehrendes Problem, das sich auch bei der Strabag gerade in der letzten Zeit verstärkt hat: "Wir haben um die 3500 offenen Stellen, Vor allem Techniker und Facharbeiter sind rar." Um dem entgegenzutreten wurde in Ybbs an der Donau eine neue Strabag-Ausbildungsstätte geschaffen, an der jährlich bis zu 250 Lehrlinge ausgebildet werden können.
Leistung, Umsatz und Auftragsbestand
Der Strabag SE-Konzern verbuchte im Geschäftsjahr 2021 eine um vier Prozent höhere Leistung von 16,1 Milliarden Euro. Der konsolidierte Konzernumsatz des Geschäftsjahrs 2021 betrug 15,4 Milliarden Euro – wie bei der Leistung wurde damit ein leichtes Plus von vier Prozent verzeichnet. Zum Umsatz trugen die operativen Segmente Nord + West 48 Prozent, Süd + Ost 32 Prozent sowie International + Sondersparten 20 Prozent bei. Der Auftragsbestand lag mit 22,5 Milliarden Euro um 22 Prozent über jenem des Vorjahrs und damit ein weiteres Mal auf Rekordniveau. Besonders in den Heimatmärkten Österreich und Deutschland aber auch in anderen osteuropäischen Ländern nahm der Auftragsbestand dank zahlreicher neuer Projekte zu.
Ertragslage
2021 übertraf das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) mit 1.445,72 Milliarden Euro zum dritten Mal in Folge die Marke von einer Milliarde Euro, die Ebitda-Marge stieg von acht auf 9,5 Prozent. Die Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerte und Sachanlagen haben sich im Vergleich zum Vorjahr um 5,81 Millionen Euro auf 549,61 Millionen minimal erhöht. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) stieg infolge zahlreicher positiver Ergebniseinflüsse in allen Segmenten um 42 Prozent auf 896,11 Millionen Euro. Dies entspricht einer Ebit-Marge von 5,9 Prozent nach 4,3 Prozent im Jahr 2020.
Das Zinsergebnis mit -12,57 Millionen Euro verbesserte sich um 8,03 Millionen, was auf den Wegfall von Zinsaufwendungen zurückzuführen ist. Das negative Kursergebnis fiel mit -3,88 Millionen Euro etwas geringer aus als im Vorjahr (2020: -5,35 Millionen Euro). Die Ertragsteuerquote lag bei 32,5 Prozent und war damit im Vergleich zum Vorjahr etwas tiefer. Das Ergebnis nach Steuern betrug 596,40 Millionen, was einem Anstieg gegenüber 2020 um 197,34 Millionen entspricht. Auf Minderheitsgesellschafter entfiel ein Anteil am Ergebnis von 10,69 Millionen. nach 3,84 Millionen im Vorjahr. Das Konzernergebnis 2021 lag damit bei 585,71 Millionen Euro dies entspricht einer Zunahme um 48 Prozent. Das Ergebnis je Aktie belief sich auf 5,71 Euro (2020: 3,85 Euro).
Vermögens- und Finanzlage
Die Bilanzsumme blieb im Vergleich zum Vorjahr mit 12,2 Milliarden beinahe unverändert. Erwähnenswert ist der leichte Anstieg der liquiden Mittel um 106,30 Millionen auf 2.963,25 Millionen trotz der Ausschüttung der erhöhten Dividende für das Jahr 2020. Das Eigenkapital blieb mit 4.071,82 Millionen wie im Jahr zuvor weiterhin über der Marke von vier Milliarden Euro ging allerdings etwas zurück. Dies schlug sich in einem Rückgang der Eigenkapitalquote von 33,9 Prozent auf 33,3 Prozent nieder.
Am 31.12.2021 wurde wie gewohnt eine Netto-Cash-Position verzeichnet, die angesichts der geringeren Abfertigungs- und Pensionsrückstellungen und der erhöhten liquiden Mittel auf 1,9 Milliarden Euro gesteigert werden konnte. Der Cashflow aus der Geschäftstätigkeit verschlechterte sich trotz des gestiegenen Cashflows aus dem Ergebnis von 1.279,66 Millionen leicht auf 1.220,56 Millionen Euro. Hauptgrund dafür war ein im Vergleich zum Vorjahreszeitraum weniger starker Abbau von Working Capital. Die Erwartung einer deutlichen Verringerung der Anzahlungen im Jahr 2021 und eines damit einhergehenden Anstiegs des Working Capitals auf gewohnte Niveaus materialisierte sich neuerlich nicht.
Der Cashflow aus der Investitionstätigkeit war wieder etwas stärker negativ, nachdem 2020 die Investitionen in immaterielle Vermögenswerte und Sachanlagen Covid-19-bedingt zurückgefahren worden waren. Der Cashflow aus der Finanzierungstätigkeit wies einen Wert von -743,90 Millionen Euro nach -495,89 Millionen Euro im Vorjahr auf, was im Wesentlichen auf die Dividendenausschüttung zurückzuführen ist.
Ausblick
Vor Ausbruch des Ukraine- Kriegs wurde basierend auf dem neuerlichen Rekordauftragsbestand zum Jahresende 2021 von rund 22,5 Milliarden Euro noch eine Leistung von 16,6 Milliarden Euro angepeilt. Dies entspräche dem hohen Niveau von 2019, der Zeit vor der Pandemie. Birtel: "Nun sehen wir bereits kriegsbedingte Materialengpässe und Preissteigerungen, und deren Dynamik ist dabei noch wesentlich stärker als im Vorjahr." Die Auswirkungen dieser Entwicklungen auf das Geschäft können aktuell noch nicht konkret beziffert werden. Trotzdem sei der Blick in die Zukunft positiv. Birtel abschließend: „Wir hoffen dennoch, auch diese Krise wieder mit unserer bewährten Strategie der Diversifizierung und Regionalität bewältigen zu können. Daher bleiben wir zum heutigen Zeitpunkt bei unserer Guidance.“
[uw]