Besser als der Rest
In Oberösterreich kommt die Bauwirtschaft etwas besser durch die Rezession als in vielen anderen Bundesländern. Das liegt laut Ansicht von Experten auch an einer guten, berechenbaren Wohnbaupolitik. Nun sind zudem erste Anzeichen für eine Erholung spürbar.

So langsam geht es wieder aufwärts am Bau – auch in Oberösterreich. „2025 wird vermutlich schon etwas besser verlaufen als 2024. Wir spüren, dass die privaten Kunden wieder zurückkommen“, beurteilt der Landesinnungsmeister des Baugewerbes Wolfgang Holzhaider die Lage. „Durch die Zinssenkungen wird es wieder interessant, eine Wohnung oder ein Einfamilienhaus zu bauen, bestehende Häuser umzubauen oder energetisch zu sanieren. Das Auslaufen der KIM-Verordnung wird ebenfalls helfen. Ich gehe auch davon aus, dass wieder mehr Bewegung in den frei finanzierten Wohnbau kommt. Der steht derzeit fast völlig. Ab dem Herbst könnte es hier ebenfalls zu einer Belebung kommen.“
Tiefbau schlägt Hochbau
Diese Belebung könnte die oberösterreichische Bauwirtschaft gut gebrauchen. Auch wenn sie sich im Bundesländervergleich im vergangenen Jahr noch relativ gut gehalten hat. Während die Bauproduktion 2024 bundesweit um 6,9 Prozent gesunken ist, hielt sie sich in Oberösterreich mit einem leichten Minus von 0,3 Prozent fast stabil – immerhin. Es gibt aber große Unterschiede in den einzelnen Bereichen: Der Hochbau rutschte um 6,9 Prozent ab. Der Tiefbau mit plus 7,6 Prozent und die vorbereitenden und speziellen Bauarbeiten mit plus 1,2 Prozent verzeichneten dagegen Zuwächse.
Unternehmen, die breit aufgestellt sind, schlagen sich daher deutlich besser als Betriebe, die sich vor allem auf den Wohnbau konzentrieren. „Wir in der Habau Group haben den Vorteil der breit gefächerten Konzernstruktur, in der wir als agiler Komplettanbieter nahezu alle Leistungsbereiche des Bauwesens bedienen“, meint Hubert Wetschnig, CEO der Habau Group. „Während die Nachfrage im Hochbau seit gut einem Jahr rückläufig ist, verzeichnen wir eine sehr gute Auftragslage bei Infrastrukturprojekten wie Brückenbau, Pipelineprojekten, Leitungsbau, Tunnelbau und Großprojekten im Straßenbau. Diese Diversifizierung ermöglicht es uns, die Herausforderungen im Hochbau auszugleichen und auf dem Markt erfolgreich zu bleiben.“
Ähnlich schaut die Lage beim Zement- und Betonhersteller Kirchdorfer aus. „Unsere breite Diversifikation macht sich bezahlt: Während der Hochbau weiterhin herausfordernd bleibt, sehen wir im Infrastrukturbereich – sowohl national als auch international – leichte Verbesserungen. Besonders Bahn-, Straßen- und Tunnelprojekte entwickeln sich positiv. Projekte wie leistbares Wohnen werden intensiv vorangetrieben und sollen künftig zusätzliche Impulse geben“, so Michael Wardian, CEO der Kirchdorfer Gruppe. „Trotz schwieriger Rahmenbedingungen bewegen wir uns auf konstantem Niveau.“
Markus Ringer, Eigentümer des gleichnamigen Schalungs- und Gerüstbau-Anbieters, spürt, „dass sich der Markt etwas entspannt – die Nachfrage zieht langsam wieder an. Im Mietgeschäft steigt die Nachfrage spürbar, da merken wir deutlich mehr Bewegung. Beim Verkauf sind die Kunden noch eher vorsichtig, da ist Zurückhaltung spürbar.“ Zu schaffen machen dem Unternehmen, „die gestiegenen Personalkosten und gleichzeitig der starke Preisdruck im Markt“. Ringer: „Das drückt natürlich auf das Ergebnis.“ Für das Gesamtjahr 2025 rechnet er „mit einem moderaten Wachstum auf dem österreichischen Markt“. Der schwächelnden Ertragssituation begegnet Ringer mit Effizienzsteigerung durch Automatisierung – etwa durch neue Roboteranlagen – und dem Ausbau der regionalen Serviceinfrastruktur. „Dennoch bleibt klar: Unser Anspruch bleibt ein langfristiges, nachhaltiges Wachstum auf gesunder Basis – regional wie international.“ Gerade international – vor allem in Deutschland, Kroatien und Slowenien – entwickle sich das Geschäft deutlich dynamischer.
Die große Frage, die sich die Bauwirtschaft auch in Oberösterreich stellt: Wann legt der Wohnbau wirklich wieder los? Landesinnungsmeister Holzhaider und Schalungsanbieter Ringer verweisen auf erste zarte Effekte durch das Auslaufen der KIM-Verordnung und den Zinssenkungen der EZB. Kirchdorfer-Geschäftsführer Wardian sieht ebenfalls „erste, wenn auch noch verhaltene Anzeichen,“ einer Erholung. „Die Wohnbaufinanzierungen haben im März das höchste Niveau seit 31 Monaten erreicht – ein klares Signal für anhaltenden Bedarf am Bau“, sagt der. „Das Nachlassen der Wirkung der KIM-Verordnung macht sich bemerkbar, auch wenn sich dies noch nicht unmittelbar in der Industrie niederschlägt.“
Und auch Martin Greiner, Landesinnungsmeister des Bauhilfsgewerbes, zeigt sich vorsichtig zuversichtlich. Er verweist auf die „sehr gute Wohnbaubaupolitik“ in Oberösterreich: „Durch die kontinuierliche Förderpolitik ist der Wohnbau nicht so stark eingebrochen wie in anderen Bundesländern“, so Greiner. Er verweist auf die Zahlen: 2023 sind in Oberösterreich rund 13.000 Wohneinheiten gebaut worden. 2024 waren es rund 2024. „Heuer werden es voraussichtlich noch einmal 1.000 weniger sein“, so Greiner. „Das ist angesichts der Rahmenbedingungen eine relativ stabile Entwicklung.“ Er hofft, dass das nun die Nachfrage bei den privaten Häuslbauern wieder langsam anzieht – und hat hier auch einen eindeutigen Rat parat: „Jetzt ist der beste Zeitpunkt zum Bauen. Das Bauen wird nicht billiger – im Gegenteil. Die Baukosten werden weiter steigen. Dafür sorgen allein die Auflagen, die ständig zunehmen.“ Sein Fazit: „Wer ein Projekt plant, sollte es jetzt angehen.“
Von der Politik wünscht sich Greiner vor allem eines: Planbarkeit bei den Förderungen. „Förderungen müssen klar und planbar sein – und möglichst langfristig ausgelegt werden. Das ist weniger oft mehr. Es müssen nicht 70 oder 80 Prozent des Investitionsvolumens gefördert werden. 20 bis 30 Prozent genügen“, meint er und ergänzt: „Aber der Bauwerber und die Bauwirtschaft müssen sich darauf verlassen können, dass die Förderung nicht von einem Tag auf den anderen wieder abgeschafft wird. Ein Förderprogramm sollte zehn bis 20 Jahre laufen.“
Dieser Förderung dürfte kein Vertreter der Bauwirtschaft widersprechen. Kirchdorfer-Geschäftsführer Wardian hat einige weitere Wünsche an die heimische Politik. „Die Industrie braucht endlich wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen. Die angekündigte Verwaltungsreform darf nicht weiter verschleppt werden, Überregulierung und Goldplating gehören abgeschafft“, meint er. Was ihm besonders am Herzen liegt: „Energiekosten und Lohnnebenkosten müssen spürbar sinken – nur so bleibt unser Land auch international wettbewerbsfähig.“