Weniger Klinker bei Kirchdorfer
Kirchdorfer setzt auf Nachhaltigkeit: Das oberösterreichische Unternehmen bietet ab 1. Juli seinen ersten klinkerreduzierten CEM II/C-Zement an. Der Vorteil: rund 10 bis 15 Prozent weniger CO₂-Emissionen.

Die OIB-Zulassung ist da. Ab 1. Juli soll der neue Zement für die Kunden verfügbar sein. Seine exakte Bezeichnung: LEOCem CEM II/C-M(S-LL) 42,5 N. Das Produkt ist der erste klinkerreduzierte CEM II/C-Zement aus dem Hause Kirchdorfer. Und dort ist man durchaus stolz auf die Entwicklung. Der Klinkeranteil wurde um bis zu 40 Prozent reduziert, was zu einer Reduktion der CO2-Emissionen von zehn bis 15 Prozent führt. Weitere wichtige Information für die Kundschaft: Die Eigenschaften des Zements sind jenen der Hauptsorten für den Transportbeton ebenbürtig. Es gibt kaum Kompromisse beim Einsatz. Nur die Frühfestigkeit kann sich bei niedrigen Temperaturen, wie bei klinkerreduziertem Zement üblich, etwas reduzieren.
Gezielte Innovation
„Dieser Erfolg ist das Ergebnis gezielter technischer Investitionen und Innovationen der vergangenen Jahre. Damit liegt unser neuer CEM II/C-Zement im absoluten Spitzenfeld. Die geprüften Eigenschaften und die OIB-Zulassung bestätigen, dass dieser Zement auch bei anspruchsvollen Bauvorhaben zuverlässig eingesetzt werden kann“, zeigt sich Kirchdorfer-Geschäftsführer Joao Paulo Pereira erfreut.
Die große Herausforderung bei CO₂-reduzierten Zementsorten ist es, die bautechnischen Eigenschaften trotz des geringeren Klinkeranteils stabil und vorhersehbar zu halten. „Umfangreiche Laborversuche und breit angelegte Testreihen auf der Baustelle zeigen, dass der neue CEM II/C-Zement diese Anforderungen erfüllt. Die Verarbeitung bleibt einfach, die Festigkeitsentwicklung und die Dauerhaftigkeit entsprechen den Anforderungen für den Hochbau“, meint Alexander Bauer, Leiter Marketing und Vertrieb im Kirchdorfer Zementwerk.
Bauer rechnet damit, dass sich die Nachfrage nach dem nachhaltigen Produkt zunächst vor allem auf die öffentlichen Auftraggeber konzentrieren wird. Das liegt daran, dass der klinkerreduzierte Zement um fünf bis zehn Prozent mehr kostet als vergleichbare konventionelle Sorten. „Da wir den Klinker reduzieren, benötigen wir Ersatzstoffe, die wir am Markt zukaufen müssen. Das ist teurer als den Kalkstein aus dem eigenen Steinbruch zu verwenden. Zudem sind die Kosten für die Entwicklung beträchtlich.“
Öffentliche Auftraggeber wie die ÖBB oder die Asfinag beziehen den CO₂-Fußessabdruck bereits bei ihren Ausschreibungen mit ein. Experten wie Bauer gehen davon aus, dass diese Praxis in den kommenden Jahren deutlich zunehmen wird – auch außerhalb der öffentlichen Hand. Hier könnten die Wohnbaugenossenschaften den Anfang machen. Bauer: „Wenn man die Klimaziele erreichen willen, die im Green Deal der EU vereinbart sind, dann wird man verstärkt nachhaltigere Materialien einsetzen müssen.“
Das Kirchdorfer Zementwerk hat in den vergangenen Jahren gezielt in moderne Umwelt- und Produktionstechnologien investiert. Die jüngsten Innovationen umfassen einen sogenannten Flash-Dryer für kunststoffreiche Brennstofffraktionen und eine hochmoderne Ausbrandstrecke, die eine weitere Reduktion der CO-Emissionen um 10 bis 15 Prozent bei höchstem Ersatzbrennstoffeinsatz ermöglicht. Diese Anlage erlaubt den Einsatz von bis zu 95 Prozent alternativer Brennstoffe und die Verarbeitung gröberer Ersatzbrennstoffe.
Nachhaltigkeit hat bei Kirchdorfer durchaus Tradition: Bereits 1958 wurde der erste Elektrofilter installiert, der Staubemissionen deutlich reduziert. Weitere Maßnahmen wie moderne Tuchfilter, Schalldämpfer und die stufenweise Erweiterung der Wärmerückgewinnung folgten. Auch in Zukunft will das Unternehmen im Umweltschutz Vorreiter bleiben und investiert weiter in Innovationen zur Emissionsreduktion.