Interview

“Sie sind gute Kaufleute”

27.06.2025

Guido Salentinig, Geschäftsführer von Geberit Österreich, im Interview mit der Gebäude Installation. Er spricht über die aktuelle Lage im Geschäft, warum viele Installateure derzeit gut ausgelastet sind – und mit welcher Strategie Geberit in Zukunft wachsen will.

Herr Salentinig, wie läuft das Geschäft derzeit? Ich vermute mal, es könnte besser sein?
Guido Salentinig: Das könnte es. Wir sind aber mit Blick auf die Rahmenbedingungen zufrieden. Wir sind als Geberit so wie die gesamte Sanitärbranche natürlich von der Flaute im Wohnbau betroffen. Es gibt aber auch Bereiche, die sich gut entwickeln. Unser Umfeld ist insgesamt leicht rückläufig. Am stärksten unter Druck sind die Preise. Das betrifft alle in der Kette – von den Baufirmen über die Hersteller bis zu den Installateuren. Dennoch liegen wir im laufenden Geschäftsjahr beim Absatz und beim Umsatz leicht über dem Vorjahr. 2024 wiederum hatten wir eine flache Entwicklung – sie war allerdings eine Spur besser als erwartet.

Förderung wirkt nach

Was sind denn die Bereiche, die sich gut entwickeln?
Das ist einerseits der Bereich Heizung. Die 75-Prozent-Förderung für „Raus aus Öl und Gas“ ist zwar im Dezember 2024 ausgelaufen. Aber man hat zwölf Monate Zeit für die Umsetzung von genehmigten Anträgen. Damit sind viele Installateure noch für den Rest des Jahres gut beschäftigt. Sie sind kluge Kaufleute und haben das gut getimt. Für uns als Geberit ist der Heizungstausch ein wichtiges Geschäft: Denn wenn man eine neue Heizung einbaut, braucht man auch neue Rohre, also die Technik hinter der Wand beziehungsweise in den Heizräumen.

Advertorial
Guido Salentinig: weiter wachsen.Copyright: Anna Stoecher
Guido Salentinig: weiter wachsen.
Copyright: Anna Stoecher

Wie schaut es mit der Sanierung aus?
Das ist ein weiterer Bereich, der sich positiv entwickelt. Die Sparquote ist in Österreich historisch hoch. Das bedeutet: Es gibt die Kaufkraft, um den Bestand nachhaltig zu sanieren. Das versuchen wir beim Thema Badsanierung abzuholen. Und die Nachfrage ist durchaus vorhanden. Wir hören von unseren Partnern im Großhandel, dass die Besuche in den Schauräumen zunehmen und die Zahl der Beratungen und Badplanungen steigt. Bei der Sanierung sind zudem die Immo-Transaktionen ein wichtiger Faktor: Wenn eine Immobilie verkauft wird, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie saniert wird – nicht zuletzt die Sanitärinstallationen. Und die Zahl der Immo-Transaktionen, ausgenommen der Grundstücksverkäufe, zeigt aktuell ein schönes einstelliges Wachstum. Das ist ein gutes Zeichen.

Gibt es sonst noch gute Zeichen? Wie läuft es im Objektgeschäft?
Das Objektgeschäft ist für uns natürlich sehr wichtig. Und auch hier sehe ich durchaus positive Entwicklungen, beispielsweise im Tourismus und in der Hotellerie. In aller Munde ist derzeit das Thema Data Center. Egal, ob Google, Microsoft oder andere Anbieter: Der Bedarf an derartigen Rechenzentren ist riesig. Das ist für unsere Branche eine große Chance. Österreich hätte hier hervorragende Voraussetzungen, sich als Hub für die DACH-Region und CEE zu positionieren. Leider läuft das aber nur ziemlich schleppend, weil die Netzkapazitäten nicht ausreichend vorhanden sind, um den Strom zu liefern und die Daten zu übertragen. Für potenzielle Investoren ist das mit Blick auf die nahe Zukunft eine nicht zufriedenstellende Situation.

Kehren wir zurück in die Gegenwart. Wie richten Sie Geberit in Österreich strategisch aus? Was sind ihre Ziele, und wie wollen Sie sie erreichen?
Wir wollen in Österreich gemeinsam mit unseren Partnern wachsen und unsere Marktposition verteidigen. Um das zu erreichen, setzen wir auf zwei Säulen: Die eine ist die Stärkung unserer Kernkompetenz – nämlich der Fokus auf Innovation im Bereich Sanitär und Hydraulik. Innovation ist ein strukturelles Thema für Geberit. Wir verstehen darunter, dem Kunden einen konkreten, handfesten Nutzen zu liefern, der uns am Markt eine klare Differenzierung bietet.

Können Sie mir dafür ein Beispiel geben?
Ich nenne Ihnen zwei: Hinter der Wand haben wir 2024 die Geberit Silent-Pro Suptertube Technologie eingeführt. Das ist ein System, bei dem Abwasser durch Sonderformstücke in Drehung versetzt und dadurch das Entwässern beschleunigt wird. Es bietet den Vorteil, dass man auf Umgehungsleitungen verzichten und damit die benötigte Fläche beim Bauen und die Kosten reduzieren kann. Zudem kann man durch die Beschleunigung sechs Meter ohne Gefälle arbeiten. Das ermöglicht es, die Raumhöhe zu reduzieren – bei Tiefgaragen ist das zum Beispiel ein Thema. Vor der Wand haben wir im Vorjahr das Geberit Aquaclean Alba auf den Markt gebracht – unser Einsteigermodell bei den Dusch-WCs. Es kostet mit rund 1.000 Euro plus Steuer ungefähr die Hälfte des günstigsten Modells, das es bis dahin am Markt gegeben hat, und wird sehr gut angenommen. Produktinnovationen wie diese tragen dazu bei, dass wir trotz des schwierigen Umfelds eine positive Entwicklung verzeichnen können.

Sie haben von zwei Säulen ihrer Strategie gesprochen. Was ist die Zweite?
Die Marke Geberit. Wir haben sie über Jahrzehnte aufgebaut und gepflegt. Dabei geht es vor allem um eines: Vertrauen. Vertrauen ist die Basis für unsere langjährigen und verbindlichen Partnerschaften. Unsere Kunden wissen, dass wir ein verlässlicher Partner sind. Wir geben auf unsere Spülkästen zum Beispiel eine Ersatzteilsicherheit von 50 Jahren. Diese starke Marke wollen wir nutzen und sie weiteren Zielgruppen näherbringen.

In welche Richtung soll das gehen?
Wir haben 2015 das Segment Sanitärkeramik und Möbel in unser Portfolio aufgenommen und sind seitdem verstärkt „vor der Wand“ vertreten. In diesem Segment spielt das Thema Design eine entscheidende Rolle. Das hat zur Folge, dass die Kaufentscheidung hier nicht in erster Linie von den Installateuren getroffen wird, sondern häufig von den Bauherren, Investoren oder Bauträgern. Oftmals sind auch Innenarchitekten oder Designer involviert. Diese Zielgruppen wollen wir verstärkt ansprechen – zusätzlich zu unseren angestammten Partnern und Kunden im Großhandel und bei den Installateuren.

Hat das auch Auswirkungen auf Ihren Vertrieb?
Ja, wir wollen den Vertrieb weiterentwickeln. Wir wollen wachsen. Und dafür benötigen wir punktuell neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Vertrieb. Zudem ist es unser Ziel, dass unsere Mitarbeiter*innen das gesamte Portfolio abdecken können. Dem haben wir uns in den letzten Jahren geöffnet und bilden uns dazu auch laufend fort. Es ist ein Unterschied, ob ich ein Produkt mit technischen Argumenten verkaufe oder ob ich über Design spreche. Die Klammer über das gesamte Portfolio bildet jedoch immer das Thema Hydraulik – egal ob strömungstechnisch optimierte Rohrleitungen, Duschabläufe, Spülkästen oder Keramiken. Das ist der Kern. Und das wollen wir auch mit unserem neuen Claim zum Ausdruck bringen, mit dem wir künftig auftreten: Mastering Water.