Hochwasserschutz

Beton für die Becken

11.11.2025

Wien wappnet sich für Extremwetterereignisse. Bis Ende 2026 werden die Rückhaltebecken in Auhof im Westen der Bundeshauptstadt aufwendig saniert und ausgebaut – vorwiegend mit dem Baustoff Beton.

Beim Hochwasser im vergangenen September wurde es knapp: Der Wienfluss, der in Trockenphasen zu einem bescheidenden Rinnsal verkommt, schwoll innerhalb kürzester Zeit dramatisch an – auf bis zu 450.000 Liter pro Sekunde. Ähnlich verhielt es sich mit den rund 50 Waldbächen im Westen Wiens. Auch sie verwandelten sich in wenigen Minuten in reißendende Fluten. „Ich habe so etwas noch nicht gesehen“, erinnert sich Gerald Löw, Leiter der MA 45 Wiener Gewässer der Stadt Wien. „Die Becken waren randvoll.“

Schutzwall für die Stadt

Die Becken – dabei handelt es sich um die Rückhaltebecken in Auhof entlang des Wienflusses im Westen der Bundeshauptstadt. Sie füllten sich damals innerhalb von nur zwei Stunden vollständig mit rund einer Million Kubikmeter Wasser. Die Retentionsbecken halten bei Hochwasser die Wassermassen so lange zurück, bis der Pegel wieder sinkt und der Wienfluss zusätzliches Wasser aufnehmen kann. „Der Retentionsraum in Auhof bildet mit seinen sechs Rückhaltebecken und einer Kapazität von fast 1,2 Millionen Kubikmeter einen zentralen Schutzwall für die Stadt“, erklärt Loew.

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Die im Jänner 2024 begonnene Sanierung der denkmalgeschützten Rückhaltebecken an der Grenze zwischen den Wiener Gemeindebezirken Hietzing und Penzing erhielt nach dem Hochwasser im September 2024 eine noch höhere Priorität. Um die Struktur dauerhaft zu sichern, entschied sich die MA 45 für eine umfangreiche Erneuerung. Die Arbeiten sollen 2026 abgeschlossen werden. Das Altersbedingte Schäden wie Hohlstellen, Risse und Abplatzungen werden behoben und die bestehenden Becken mit einer wasserundurchlässigen Stahlbeton-Vorsatzschale in einem Volumen von rund 11.000 Kubikmeter Beton umschlossen. Das Investitionsvolumen liegt bei 30 Millionen Euro.

Durch diese Maßnahme bleibt die historische Substanz der Retentionsbecken erhalten und die Lebensdauer der Bauwerke wird für Jahrzehnte verlängert. Zudem werden die Becken vertieft und die Wehre sowie die Trennmauer aus Beton um mindestens 50 Zentimeter erhöht. Damit steigt Fassungsvolumen der Becken um 10 Prozent auf 1,2 Millionen Kubikmeter. Die historische Anlage, die ursprünglich für ein 1000-jähriges Hochwasser gerüstet sein sollte, ist nach aktuellen Prognosen nun für ein 5.000-jährliches Ereignis gerüstet – und damit aus Sicht der Experten für die Folgen des Klimawandels gewappnet.

Für die Errichtung der 8,5 Meter hohen Mauern der Retentionsbecken kam 1899 im Zuge der Wienflussregulierung der Baustoff Beton zum Einsatz. „Beton bewährt sich seit vielen Jahrzehnten als verlässlicher und wartungsarmer Baustoff. Er eignet sich nicht nur für Rückhaltebecken wie hier in Auhof, sondern kommt auch bei Entlastungskanälen, Dämmen und Staumauern zum Einsatz“, so Anton Glasmaier, Vorstandsvorsitzender von Beton Dialog Österreich. „Eine seiner Stärken ist, dass er wasserundurchlässig ausgeführt werden kann. Damit bietet Beton Schutz vor Feuchtigkeit und drückendem Wasser – und das für mindestens 50 Jahre“, ergänzt Heimo Primas, Präsident der Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie. Beweis dafür sei, dass die ursprünglichen Mauern seit ihrer Errichtung vor mehr als 120 Jahren kaum saniert werden mussten.

Auch bei weiteren Infrastruktur- und Hochwasserschutzprojekten der Stadt spielt Beton eine Schlüsselrolle – etwa beim Ausbau des Wientalkanals: Bis Mitte 2026 werden 43.000 Stahlbeton-Segmente den 8,6 Kilometer langen Wiental-Kanal verstärken und so das Kanalnetz bei Starkregenereignissen entlasten.

Abseits ihrer technischen Funktion sind die Rückhaltebecken in Auhof auch ein wertvolles Naturbiotop. Bei Niedrigwasser bilden sie das größte Feuchtgebiet im Westen Wiens. Durch den Wechsel zwischen Trocken- und Hochwasserphasen haben sich hier naturnahe Lebensräume entwickelt – unter anderem für Biber, Bisamratten, Fischotter und rund 120 Vogelarten, darunter Eisvögel, Schwarzstörche sowie Schilf- und Drosselrohrsänger. Im Zuge des Ausbaus werden unter anderem 250 Kubikmeter Amphibientümpel errichtet sowie 24 Stück Fledermauskästen aufgestellt.