Bio im Brenner
Die Industrieheizungsbranche erlebt derzeit einen tiefgreifenden Wandel. Seit der Gaskrise 2022 ist der Trend zu alternativen Energien auch in der Industrie angekommen.
„Fast alle Industriegebäude werden momentan mit Öl oder Gas beheizt. Dadurch trägt die Umstellung auf Biomasse zur massiven Dekarbonisierung bei. Hier bieten wir Hackgut- und Pelletkessel in unterschiedlichen Leistungsklassen an. Auch die Anwendung im Prozesswärme-Bereich wird immer wichtiger, da sich so auch die Produktionskosten senken lassen.“ Anton Hofer, Produktmanager beim oberösterreichischen Heizungsanlagenanbieter Hargassner, spricht den wohl wichtigsten Trend an, der derzeit den Markt für Industrieheizungen prägt: Die Kunden suchen verstärkt nach nachhaltigen Lösungen, um den CO₂-Ausstoß zu reduzieren, mehr Versorgungssicherheit in Krisenfällen zu erlangen und die Kosten zu senken.
Mehr Alternativenergie in der Industrie
„Seit der Gaskrise 2022 ist der Trend der Alternativenergie mit Biomasse auch in der Industrie angekommen“, erläutert Hofer weiter. „Nicht nur, dass Bioenergie die Kosten senkt und eine Krisensicherheit bietet, reduziert sie auch den CO₂-Ausstoß. Diese wichtigen Argumente sprechen sich langsam auch im Gewerbe und der Industrie herum.“
„Die Industrieheizungsbranche erlebt einen tiefgreifenden Wandel, geprägt von der Dekarbonisierung und Energiewende“, meint auch Helmut Weinwurm, Gesamtleiter des Geschäftsfelds Bosch Home Comfort, zudem auch das Geschäft mit Industriekesseln gehört, in Österreich. „Das bedeutet eine Transformation hin zu hundertprozentig nachhaltigen Lösungen, wobei alternative Brennstoffe wie grüner Wasserstoff, Biomasse und Strom aus erneuerbaren Quellen dominieren werden“, so Weinwurm weiter. „Unser Produktportfolio mit Bosch-Industriekesseln richten wir konsequent auf diese neuen Energieträger und effiziente Systemlösungen aus.“ Weinwurm sieht diese Entwicklung als Chance, „unsere Technologieführerschaft zu festigen und aktiv zur Klimaneutralität beizutragen“.
Das Industriekessel-Segment spielt für Bosch in Österreich eine große Rolle. Man produziert im Werk in Bischofshofen für den globalen Markt. Und auch für den Gesamtkonzern kann die Relevanz des Geschäftsfelds kaum überschätzt werden: „Das Industriekessel-Segment ist für von strategisch entscheidender Bedeutung und ein integraler Bestandteil unseres Kerngeschäfts“, betont Weinwurm. „Es geht hier nicht nur um den Verkauf von Kesseln, sondern um die Bereitstellung kompletter, maßgeschneiderter Energielösungen für eine Vielzahl von Branchen. Die Nachfrage nach effizienten, zuverlässigen und zunehmend nachhaltigen Prozesswärmelösungen ist ungebrochen.“
Ganz ähnlich sieht man das beim oberösterreichischen Hersteller Ke Kelit. „Das Segment ist für uns ein strategischer Schwerpunkt – weil Industrie hohe Anforderungen stellt, aber auch enormes Potenzial bietet.“ Produktionshallen, Lagerflächen, Werkstätten verfügen aus Sicht von Ke Kelit über einen erheblichen Energiebedarf und bieten gleichzeitig großes Potenzial zur Energieeinsparung und Effizienzsteigerung.
Das Unternehmen weist zudem auf einen Aspekt hin, der in diesem Geschäftsfeld besonders wichtig ist: Industriebetriebe stehen unter hohem Zeitdruck und können sich nicht leisten, dass die Produktion über einen längeren Zeitpunkt stillsteht. Schnelle Montage und hohe Betriebssicherheit stehen daher ganz oben auf der Prioritätsliste der Kunden. „Konkret bedeutet das bei uns: Unsere Systeme sind so ausgelegt, dass sie durch einfache Montagetechniken die Bauprozesse beschleunigen“, meint man bei Ke Kelit. „Darüber hinaus setzen wir zum Beispiel auf Steckfittings, die Sicherheit und Montagefreundlichkeit gleichzeitig bieten – was in Industriebauten mit oftmals großer Installationsfläche ein echter Vorteil ist.“
Technologisch sieht man bei Ke Kelit mehrere große Entwicklungen. Dazu gehört einerseits ein Rückgang bei klassischen Luftheizsystemen: „Systeme wie Deckenstrahlplatten oder großflächige Gas-Umluftheizer verlieren an Attraktivität – sie erzeugen oft hohe Systemtemperaturen, viel Luftzirkulation, große Wärmeverluste und wenig direkte Flächenwirkung.“ Man setze im Industriebau zunehmend auf erneuerbare Energiequellen und auf Systeme, die mit niedrigeren Vorlauftemperaturen arbeiten. „Durch diese niedrigeren Temperaturen lassen sich Kosten in der Erzeugung und im Wärmetransport spürbar senken.“
Die Wärmeabdeckung erfolgt laut Einschätzung der Ke Kelit-Experten zunehmend über Fläche statt Punktstrahlung oder Luft. „Im Industriebau heißt das konkret: Heizen (und zukünftig mehr Kühlen) über Decke oder Wand, nicht primär über Radiatoren oder Umluft.“ Und schließlich, so die Spezialisten weiter, werden Industriehallen zunehmend flexibel genutzt – etwa für Lagerung, Produktion, Logistik – und müssen rasch an neue Anforderungen angepasst werden. Systeme müssen daher montagefreundlich und störungsfrei sein. Das Fazit von Ke Kelit: „Die Zukunft gehört Heiz- und Kühlsystemen, die energieeffizient, flächenorientiert, technisch robust und montagefreundlich sind – und hier sehen wir uns mit unseren Produkten gut aufgestellt.“
Eine besondere Nische deckt man bei Enerent Austria ab. Der Anbieter hat sich auf die Vermietung von mobilen Energiesystemen spezialisiert, die während geplanter Wartungsarbeiten oder im Zuge einer Modernisierung in einem Industriebetrieb zum Einsatz kommen. Je nach benötigter Temperatur- und Leistungsstufe kommen mobile Heizcontainer, mobile Heizzentralen oder mobile Dampfkessellösungen zum Einsatz. „Mobile Prozesswärmelösungen zählen zu den entscheidenden technischen Redundanzsystemen, um unkontrollierte Produktionsstillstände und anlagenkritische Abkühlprozesse zu verhindern“, meint man bei Enerent. „Insbesondere Industriebranchen wie die chemische Industrie, die Lebensmittel- und Getränkeindustrie sowie die textilverarbeitende Industrie verfügen über Prozesse, die nur innerhalb enger Temperaturfenster betrieben werden können.“
Auch hier gewinnt die Nachhaltigkeit zunehmend an Bedeutung. Dazu kommt aber noch ein weiterer Trend, der im gesamten Industrieheizungsbau immer wichtiger wird: Sowohl bei stationären Heizsystemen als auch bei mobilen Überbrückungslösungen spielt die Digitalisierung eine zunehmend wichtige Rolle. „Moderne mobile Heizsysteme sind heute standardmäßig mit digitaler Fernüberwachung ausgestattet. Betriebs- und Verbrauchsdaten wie Temperatur, Druck, Brennerstatus und Energieeinsatz werden dabei in Echtzeit an Computer, Tablets oder Smartphones übertragen“, erläutert man bei Enerent. „Zudem ist eine Fernsteuerung der Wärmeerzeuger sowohl via Smart-App als auch über die S7-Steuerung möglich. Dies bietet die Grundlage für eine kontinuierliche Anlagenüberwachung, schnellere Störungsdiagnosen und eine optimierte Betriebsführung.“
Enerent Austria-Geschäftsführer Tobias Meisl fasst es so zusammen: „Für Enerent stehen derzeit drei Entwicklungen im Fokus: die zunehmende Digitalisierung, der Bedarf an nachhaltigen Wärmelösungen und der Wunsch der Industrie nach flexiblen, mobilen Systemen“, so Meisl. „Unsere digital fernüberwachten mobilen Heizzentralen, Biomasse-Container und Wärmepumpen ermöglichen eine zuverlässige und effiziente Prozesswärmeversorgung auch in anspruchsvollen Situationen. Gleichzeitig setzen wir auf emissionsarme Technologien wie Flüssiggas-Systeme und moderne Low-NOx-Brenner.“ Meisl ist überzeugt: „Die Kombination aus Flexibilität, Effizienz und Verfügbarkeit wird für Industriebetriebe immer wichtiger.“




