Mit einem Investitionsvolumen von rund drei Millionen Euro hat das AIT (Austrian Institute of Technology) sein Wärmepumpenlabor in Wien umfassend ausgebaut. Herzstück der neuen Infrastruktur ist ein Prüfstand, der Tests mit Heizleistungen bis zu 100 kW ermöglicht. Bei der Eröffnung betonten Vertreter*innen aus Politik und Forschung die Bedeutung der Wärmepumpe als Schlüsseltechnologie für die Energiewende.
Eröffnet wurde das modernisierte Wärmepumpenlabor von Peter Hanke, Bundesminister für Innovation, Mobilität und Infrastruktur. In seiner Rede betonte er die Bedeutung des Projekts weit über den Standort Wien hinaus: „Das, was wir hier sehen, ist auch für Europa einzigartig. Ein Labor in dieser Form bereitzustellen, ist ein Signal. Denn es geht um die Wärmewende, um Dekarbonisierung und die Energiewende“, so Hanke.
Der Minister lobte das Zusammenspiel von Politik, Forschung und Wirtschaft: „Wenn Wissenschaft, Politik und Unternehmertum an einem Strang ziehen, dann können wir Österreich wieder zurück auf die Landkarte der wirtschaftlichen Souveränität und Resilienz bringen.“ Die Finanzierung des Labors wurde maßgeblich durch das Bundesministerium ermöglicht.
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Anwendungen in der Gebäudetechnik im Fokus
Mit dem neuen Prüfstand erweitert das AIT seine Infrastruktur gezielt in Richtung Mehrparteienhäuser, Gewerbebauten und thermische Netze. „Diese Leistungsklasse ist kein Einfamilienhaus mehr“, erklärte Thomas Fleckl, Leiter der Competence Unit Sustainable Thermal Energy am AIT, bei der Eröffnung. „Es geht um Wärmepumpen für Bestandsgebäude, für den Refurbishment-Bereich, aber auch für gewerbliche Anwendungen. Genau da gibt es derzeit große Dynamik – und Herausforderungen.“
Mit einem Prüfbereich von 30 bis 100 kW und realitätsnahen Umgebungsbedingungen zwischen minus 25 und plus 50 Grad Celsius richtet sich die Infrastruktur gezielt an Hersteller und Planer, die Anlagen unter variablen Bedingungen entwickeln, testen oder zertifizieren wollen. Auch die Optimierung bestehender Systeme ist möglich.
Der neue Prüfstand ist dabei nicht auf statische Standardtests beschränkt: „Wir können mit Hilfe von Simulationsmodellen dynamische Betriebsbedingungen nachbilden – etwa typische Lastgänge aus Gebäuden oder Wetterdaten“, so Fleckl. Das ermöglicht praxisnahe Prüfverfahren, wie sie künftig für Förderung und Qualitätssicherung zunehmend gefordert werden.
Die Wärmepumpe hat eine Erfolgsgeschichte geschrieben, und sie wird bleiben – nicht nur im Gebäudesektor, sondern auch in der Industrie und in Wärmenetzen.
Thomas Fleckl
Fokus auf Akustik, Kältemittel und dynamische Tests
Das Interesse aus der Gebäudetechnik war bei der Eröffnung deutlich spürbar: Zahlreiche Fachleute aus Planung, Installation und Komponentenentwicklung nutzten die Möglichkeit zur Besichtigung. Thomas Fleckl führte gemeinsam mit seinen Mitarbeitern durch die Prüfkammern. Besonders die akustischen Messmöglichkeiten wurden betont: „Wir können hier mit unterschiedlichsten Verfahren Schallmessungen im gesamten Temperaturbereich durchführen – und das nicht nur punktuell, sondern über den gesamten Betriebsverlauf hinweg“, erklärte Christian Köfinger, Business Manager Heat Pump Technologies im AIT.
In einer der beiden Prüfkammern befindet sich ein sogenannter Akustikdom mit 64 Mikrofonen – eine Eigenentwicklung des AIT. Damit lässt sich exakt lokalisieren, wo Geräuschquellen entstehen und in welcher Frequenz. „Das ist vor allem für Installationen in Mehrfamilienhäusern wichtig, wo Schallemissionen ein kritisches Thema sind.“
Auch sicherheitsrelevante Aspekte wurden vor Ort thematisiert. Der Prüfstand ist auf Tests mit brennbaren Kältemitteln ausgelegt, bis zu einer Füllmenge von 100 Kilogramm. Eine umfassende Gaswarnanlage mit CO-, CO₂- und Kältemittelsensorik, gekoppelt mit automatischer Abschaltung, gehört zum Standard.
Zottler betonte zudem die Energieeffizienz des Betriebs: „Wir können die entzogene Wärme zurückgewinnen und so beide Klimakammern effizient regeln – das senkt den Energiebedarf des Prüfstandbetriebs deutlich.“
Über 700 geprüfte Wärmepumpen – und kein Ende in Sicht
Mit dem neuen Prüfstand baut das AIT auf eine mehr als 25-jährige Erfahrung auf. Seit dem Jahr 2000 wurden laut Fleckl rund 700 Wärmepumpen am Standort geprüft. Dazu zählen Prüfungen für das EHPA-Gütesiegel ebenso wie F&E-Projekte mit Industriepartnern. „Wir sind überzeugt, dass wir hier eine Infrastruktur geschaffen haben, die aktuelle Anforderungen erfüllt – und auch die kommenden“, so Fleckl.
Ein aktuelles Beispiel: Das vom AIT koordinierte Projekt zum Gasthermenersatz in großvolumigen Wohnbauten, das sich dem Umstieg auf zentrale Wärmepumpensysteme widmet. Ebenso das internationale Doktoratsprogramm Heapnosys („Heat Pumps as the driver of Intelligent Energy Systems“), das gemeinsam mit der KTH in Schweden durchgeführt wird.
Zum Abschluss der Eröffnung blickte Fleckl noch einmal auf die Entwicklung der Technologie insgesamt: „Wir haben uns bei der Erstellung der ersten Wärmepumpen-Roadmap vor zehn Jahren alle verschätzt – im positiven Sinn. Die Wärmepumpe hat eine Erfolgsgeschichte geschrieben, und sie wird bleiben – nicht nur im Gebäudesektor, sondern auch in der Industrie und in Wärmenetzen.“