Heiß auf hybrid
Hybride Systeme werden beim Heizen immer beliebter. Und dieser Trend wird sich aus Sicht der Hersteller verstärkt fortsetzen: Die Hersteller setzen auf die Kombination von Biomasse, Wärmepumpe, Solarthermie oder PV-Technologie – das Ganze orchestriert durch intelligente Steuerung.
„Wer heute nur Geräte kauft, verschenkt Geld. Effizienz entsteht im System, gesteuert durch Energiemanagement.“ Manfred Breitenbrunner, Leiter Produktmanagement bei KWB, beschreibt einen Trend in der Heizungsbranche, der seit einiger Zeit zunehmend an Bedeutung gewinnt: Immer mehr Kundinnen und Kunden entscheiden sich bei der Wahl ihrer Heizung für eine Kombination aus verschiedenen Technologien.
Biomasse, aber intelligent
Die intelligente Verbindung von Biomasseheizung, Wärmepumpe und Solarthermie oder PV-Technologie bietet große Vorteile. Durch das Zusammenspiel dieser Systeme lassen sich die individuellen Stärken jeder Energiequelle optimal nutzen – mit spürbaren Vorteilen für Effizienz, Umwelt und Geldbörse. „Eine Biomasseanlage liefert zuverlässig Wärme, wenn der Bedarf besonders hoch ist. Die Wärmepumpe hingegen arbeitet vor allem in der Übergangszeit äußerst effizient“, erläutert Hans Maier, Director Future Lab & Innovation von Windhager. Photovoltaik oder Solarthermie erhöhen zusätzlich den Eigenverbrauch und senken die Betriebskosten deutlich.
„Die laufenden Kosten rücken immer stärker in den Fokus“, so Maier zur Erwartungshaltung der Klientel. Windhager bietet ein umfangreiches Sortiment im Bereich Biomasse-Heizlösungen und Wärmepumpen – ergänzt durch hybride Regelungen und die flexible Einbindung von PV-Anlagen. Maier: „Alle Systeme befinden sich in ständiger Weiterentwicklung, um maximale Effizienz, exzellenten Komfort und Zukunftssicherheit zu gewährleisten.“
„Die Kombination von Biomasse mit Solarenergie und einer Wärmepumpe ermöglicht ein besonders effizientes, umweltfreundliches und zukunftssicheres Heizsystem“, meint auch Stefan Ortner, Geschäftsführer von Ökofen. „In Verbindung mit Solarenergie kann während der Sommermonate und sonnenreichen Perioden der gesamte Warmwasserbedarf – und bei entsprechend dimensionierter Anlage auch Teile der Heizwärme – vollständig über die Sonne abgedeckt werden“, so Ortner weiter. Dank der Smart Hybrid-Funktion lasse sich ganz einfach ohne zusätzliche Stromzähler auch Überschussstrom aus der eigenen PV-Anlage gezielt zur Erwärmung des Pufferspeichers über einen E-Heizstab nutzen. Die mögliche Kosteneinsparung ist beträchtlich: „Damit sind je nach Gebäude und Nutzungsprofil Heizkosteneinsparungen von durchschnittlich 20 bis 40 Prozent möglich“, so Ortner.
Hybride Systeme
Bei einem Hybrid-System aus Pelletheizung und Wärmepumpe ergänzen sich beide Technologien ebenfalls ideal. In den Übergangszeiten nutzt die Wärmepumpe die kostenlose Umweltenergie aus Luft und Erde. In den Wintermonaten sorgt der Pelletkessel für eine stabile, witterungsunabhängige Wärmeversorgung. Ortner: „Das Ergebnis ist ein System mit maximaler Versorgungssicherheit, niedrigen Betriebskosten und geringer Umweltbelastung. Wird das Hybridsystem zusätzlich mit einer Photovoltaik-Anlage kombiniert, kann selbst erzeugte Energie direkt zum Heizen eingesetzt werden, was dauerhaft Stromkosten senkt und die Eigenverbrauchsquote steigert.“
Ökofen erweitert derzeit sein Angebot im Bereich Strom und Wärme und hat dazu den Einstieg in den Batteriespeichermarkt vollzogen. Ortner: „Im Zentrum steht ein wärmeintelligentes Gesamtsystem mit integriertem Energiemanagement, das PV-Anlage, Batteriespeicher, Heizung und E-Ladestation miteinander verknüpft.“ Die zentrale Steuereinheit, die Ökofen Greenbox, optimiert dabei den Energiefluss im gesamten Haushalt. Sie berücksichtigt nicht nur PV-Ertrag und Stromverbrauch, sondern bezieht auch den aktuellen und prognostizierten Wärmebedarf mit ein. Möglich wird das durch KI-gestützte Algorithmen, die Wetterdaten, Sonnenverlauf, Strombörsenpreise und Verbrauchsprognosen analysieren und daraus automatisiert Lade- und Entladevorgänge steuern.
Bei KWB orchestriert das Clee Energiemanagement den Einsatz von Biomasse, PV, Solarthermie, Zusatzwärmepumpe und Speicher sowie der Verbraucher. „Wir verkaufen Systeme – und Clee macht aus Technik Intelligenz“, meint Produktmanager Breitenbrunner. Das System hat in der Tat einiges zu bieten: Clee nutzt dynamische Stromtarife und Prognosen. Dabei berücksichtigt es Tariffenster, Wetter- und Lastprognosen und verschiebt Zusatzwärmepumpen- und weitere P2H-Läufe in günstige Phasen. Dabei priorisiert Clee: Kostenlose Solarenergie wird als erste genutzt, steuerbare Erzeuger werden nur nach Bedarf eingesetzt. „So sinken Brennstoff- und Stromkosten, die Taktung wird reduziert und die Lebensdauer steigt“, meint Breitenbrunner. Zudem ist das System lernfähig und optimiert laufend. Breitenbrunner: „Clee lernt Betriebs- und Verbrauchsmuster und passt die Fahrweise alle 15 Minuten an.“
Großes Potenzial
Das Potenzial der hybriden Lösungen hat auch Biomasse- und Solarthermie-Spezialist Hargassner bewogen, sein Sortiment zu erweitern. Das Ziel: Komplettanbieter für erneuerbare Wärme. Das Unternehmen hat im vergangenen Jahr die Luft-Wasser-Wärmepumpe Airflow-M auf den Markt gebracht. Mit fünf bis 20 Kilowatt besitzt sie ein breites Leistungsspektrum und eignet sich laut Hersteller für Ein- und Zweifamilienhäuser sowie für Sanierungsprojekte. Wichtig dabei: Die Airflow-M ist reibungslos mit den Biomassekesseln von Hargassner kombinierbar. So erhalte man eine Hybridanlage, die die Vorteile aus beiden Welten optimal einsetzt, meint Produktmanager Martin Daxecker. „Während die Wärmepumpe effektiv in der Übergangszeit und milden Wintermonaten arbeitet, unterstützt der Biomassekessel bei extremen Außentemperaturen und garantiert beständig wohlige Wärme.“
Hargassner bietet aktuell vier Kombinationsmöglichkeiten mit Pellets und Stückholz an. „Ein großes Ziel war es, die Kombination der Wärmepumpe mit Biomassekessel ausgeklügelt zu ermöglichen. Dabei wird auf Basis diverser Parameter entschieden, welcher Wärmeerzeuger zum Zeitpunkt der Wärmeanforderung am günstigsten beziehungsweise sinnvollsten in Betrieb geht“, so Produktmanager Daxecker.
Die Hersteller sind davon überzeugt, dass die Nachfrage nach hybriden Lösungen weiter stark steigen wird. „Steigende Energiepreise und der Wunsch nach Versorgungssicherheit machen hybride Systeme“ aus Sicht von Windhager-Experte Maier „zur idealen Lösung für die Zukunft“. KWB-Produktmanagement-Chef Breitenbrunner hat ebenfalls eine klare Meinung: „Hybrid wird Standard.“ Die Mehrheit neuer Biomasse-Projekte werde bereits als kombiniertes System ausgelegt. Und auch Ökofen-Geschäftsführer Ortner beobachtet, „dass sich dieser Trend weiter verstärken wird. Smarte, wärmeintelligente Gesamtlösungen gelten als Schlüsseltechnologie für die Zukunft des Heizens – sowohl im Neubau als auch in der Sanierung.“




