Nachgefragt bei

“Vorschrift ist Vorschrift”

18.06.2025

Robert Rauter, Landesinnungsmeister Bau Kärnten, im Kurzinterview "Nachgefragt bei" mit der Bauzeitung. Er spricht über die Unsicherheit am Bau – und die lange Liste der Dinge, die ihn nachdenklich stimmt.

Wie wird 2025 für das Baugewerbe in Kärnten? Rechnen Sie mit einer ersten Erholung, oder wird 2025 sogar noch schwerer als 2024?
Ich hoffe auf ein gewisses Maß an Stabilität – aber wir müssen realistisch bleiben: Für viele klein- und mittelständische Unternehmen, vor allem im Einfamilienhausbau, bleibt die Lage angespannt. Erste Signale einer Entspannung sind zwar erkennbar, doch auf der Basis, bei den Betrieben vor Ort, kommen sie kaum an. Die Senkung des Leitzinses ist an sich positiv, aber die Wirkung verpufft, solange die strengen Kreditvorgaben bestehen bleiben. Für Private bleibt Finanzierung oft ein unbezwingbares Hindernis – und damit auch für viele Firmen der Zugang zu Aufträgen. 2025 bleibt ein Jahr der Unsicherheit – mit vielleicht ersten positiven Tendenzen, aber sicher noch keiner durchgreifenden Erholung.

“Vorschrift ist Vorschrift” als Verhinderer

Was stimmt Sie zuversichtlich, was nachdenklich?
Ganz ehrlich: Die Liste der Dinge, die mich nachdenklich stimmen, ist derzeit länger. Der bürokratische Aufwand nimmt stetig zu, und man hat zunehmend das Gefühl, dass Verwaltung und Vorschriften zum Selbstzweck werden. Statt Prozesse zu vereinfachen, werden sie komplizierter – gerade bei Sanierungen und Umbauten, wo Individualität nötig wäre. Der Zugang „Vorschrift ist Vorschrift“ verhindert mehr, als er ermöglicht. Auch die Unsicherheit in der Bevölkerung wächst. Viele wissen nicht mehr, ob sie sich ihren Wohntraum noch leisten können oder um unbestimmte Zeit verschieben müssen. Das spüren wir am deutlich rückläufigen Interesse – trotz eigentlich hohem Bedarf. Ein Lichtblick ist die Leitzinssatzsenkung – sie geht in die richtige Richtung, keine Frage. Aber sie reicht allein nicht, um die Lage im Baugewerbe spürbar zu verbessern.

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Landesinnungsmeister Bau Kärnten Robert Rauter.Copyright: WKK Presseteam Austria
Landesinnungsmeister Bau Kärnten Robert Rauter.
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Was erwarten Sie sich von der Bundesregierung? Welche Maßnahmen sollte sie setzen, um die Bauwirtschaft zu unterstützen?
Vonseiten des Bundes erwarte ich, dass sie nicht alle Investitionen dem Sparstift opfert. Budgetäre Disziplin ist wichtig, aber es braucht Investition mit Hirn: gezielt, nachhaltig, regional wirksam. Gerade im Bauwesen können öffentliche Aufträge wichtige Impulse setzen und Jobs sichern. Genauso wichtig sind Reformen in der Verwaltung oder ein Maß an Deregulierung. Die Verfahren sind zu langsam, zu kompliziert und praxisfern. Wir brauchen endlich eine moderne, effiziente Verwaltung, die Projekte ermöglicht, statt blockiert. Und nicht zuletzt: Der Fachkräftemangel bleibt eine der großen Herausforderungen für unsere Branche. Wir brauchen eine Fachkräfte-Offensive: bessere Aus- und Weiterbildung, gezielte Förderung von Lehrbetrieben und eine Imageaufwertung der Handwerksberufe. Ohne qualifizierte Fachkräfte nützt auch der beste Auftrag nichts.