Wasserbad auf der Toilette
Dusch-WCs erfreuen sich steigender Beliebtheit. Noch liegt ihr Marktanteil im einstelligen oder niedrigen zweistelligen Bereich. Doch das soll sich laut Einschätzung der Hersteller bald ändern.

„Würden Sie benutzte Teller mit einem trockenen Tuch abreiben, oder ihre Hände? Oder sich Rasieren, und nur mit einem trockenen Tuch abwischen? Warum geben Sie sich dann auf der Toilette mit Papier zufrieden?“ Reinhard Riedl, Leiter Marketing und Produktmanagement bei Geberit Österreich, verwendet Fragen wie diese gerne, um Kunden von den Vorzügen eines Dusch-WCs zu überzeugen. Und immer mehr von ihnen geben die erhoffte Antwort: nein.
Drei von vier
Laut aktuellen Umfragen von Geberit sind drei Viertel von 18.000 Befragten in Europa davon überzeugt, dass die Reinigung mit Wasser das beste Sauberkeitsgefühl verschafft. „Also sind wir zuversichtlich für die Zukunft“, meint Riedl. Unterstützung erhält er von Thomas Hagenauer, Geschäftsführer von Tece Österreich. „Die Wachstumsperspektive der Dusch-WCs lässt sich aus meiner Sicht mit einem einfachen Satz beschreiben: Der Großteil jener Menschen, die einmal die hygienischen Vorteile eines Dusch-WCs genossen haben, möchte darauf nicht mehr verzichten“, meint er. „Damit ist ein exponentielles Wachstum der Verkaufszahlen absehbar.“
Christian Tröger, Geschäftsführer von Hansgrohe Österreich, ist ebenfalls von den Perspektiven des Segments überzeugt. Er verweist vor allem darauf, dass noch reichlich Luft nach oben besteht: „Da die Verbreitung in österreichischen Haushalten schätzungsweise im einstelligen bis niedrigen zweistelligen Prozentbereich liegt, ist hier noch genügend Potenzial zu einem guten Wachstum“, so Tröger.
Die Intimreinigung mit Wasser erfreut sich hierzulande wachsender Beliebtheit. Die Nachfrage nach Dusch-WCs „verlässt zunehmend ihr Nischendasein“, sagt Christian Babinetz, Verkaufsleiter von Laufen Austria. „Während der Sanitärmarkt insgesamt mit Herausforderungen wie steigenden Kosten und einer allgemeinen Bauflaute konfrontiert ist, erweist sich das Segment der Dusch-WCs als erfreulicher Lichtblick. Insbesondere Investitionen in die Hotellerie sowie private Sanierungsprojekte treiben das Wachstum maßgeblich voran.“
Ramin Khoshideh, Geschäftsführer von Duravit Austria, sieht das ähnlich. „Die Nachfrage nach Dusch-WCs entwickelt sich, trotz der aktuellen Marktsituation, sehr positiv“, meint Khoshideh und verweist auf einen wesentlichen Grund dafür: „Einer der größten Wachstumshürden ist kein Strom beim WC. Mittlerweile wird der Strom jedoch oft schon im Standard im Neubau verlegt. Damit ist es einfach, ein Dusch-WC auch im Nachhinein zu installieren.“
Trotz aller unbestrittenen Vorzüge – im Vergleich zu manchen asiatischen Ländern sind Dusch-WCs in Europa nach wie vor eine Randerscheinung. In Japan werden sie von 80 Prozent aller Haushalte genutzt. Die Experten führen dies auf eine Reihe von Ursachen zurück. „In vielen asiatischen Ländern ist die Nutzung von Wasser zur Intimhygiene tief in der Kultur verankert. In Europa hingegen dominiert die Verwendung von Toilettenpapier, was die Einführung von Dusch-WCs verlangsamt hat“, nennt Laufen Austria-Verkaufsleiter Babinetz einen wichtigen Grund, der von Hansgrohe Österreich-Chef Tröger unterstrichen wird: In Europa „ist die kulturelle Prägung noch stark vom klassischen Toilettenpapier bestimmt. Themen wie Körperpflege, Intimhygiene oder gar Toilettentechnologie werden hierzulande oft noch zurückhaltender kommuniziert. Erst in den letzten Jahren setzt jedoch ein Umdenken ein: durch den Wunsch nach mehr Komfort, besserer Hygiene und nachhaltigen Alternativen zu Einwegprodukten.“
„In manchen asiatischen Ländern ist man uns hier voraus, das muss man zugeben“, meint auch Geberit-Manager Riedl. Er verweist darauf, „dass Europäer sich über Jahrhunderte mit der Reinigung mit Papier zufriedengegeben haben, und sich Gewohnheiten nur langsam ändern. Geberit arbeitet seit beinahe 20 Jahren an einem Kulturwandel, weg vom Toilettenpapier hin zur Reinigung mit Wasser.“ Weitere Aufklärungsarbeit ist offenbar gefragt. „Unaufgeklärte Kunden haben vor der Beratung Bedenken in Bezug auf Hygiene und Reinigung“, erläutert Duravit-Geschäftsführer Khoshideh.
Ein wesentliches Argument, das dem Siegeszug der Dusch-WCs in den heimischen Sanitärräumen lange Zeit im Wege stand, zieht nicht mehr – jedenfalls aus Sicht von Duravit Austria Geschäftsführer Khoshideh: „Der Preis wird dafür immer weniger ein Thema, da unsere Dusch-WCs mittlerweile einen ähnlichen Preis haben wie unsere Premium WCs.“ Das gefragteste Modell von Duravit ist das D-Neo Sensowash. Es bietet neben der normalen Dusche auch eine Ladydusche, eine Sitzheizung, ein Nachtlicht, eine antibakterielle Glasur, eine Entkalkungsfunktion und vieles mehr. Khoshideh: „Mit einem UVP Preis ohne Mehrwertsteuer von 1.740 EUR ist es ungeschlagen im Preis-Leistungs-Verhältnis.“
Auf Preis-Leistung setzt man auch bei Tece. Der Anbieter positioniert sich laut Österreich-Geschäftsführer Hagenauer als Qualitätsanbieter „mit einem einzigartigen Produktkonzept“: Wir bieten ein stromloses, nahezu wartungsfreies Dusch-WC zu einem Preis, der für ein breites Kundensegment attraktiv ist. Mit dem neuen Teceneo offeriert man „zeitloses Design, leistungsstarke und leise Spültechnik (Cyclon Flush), schmutzabweisende Keramik-Oberflächen und intelligente Details zur einfachen Keramikreinigung.
Pionier Geberit hält beim Preis dagegen. Das Unternehmen hat im Vorjahr das Basismodell Aquaclean Alba auf den Markt gebracht, das für 1.000 Euro ohne Mehrwertsteuer zu haben ist. „Seit dem letzten Jahr können wir hier alle Ansprüche der Kundinnen und Kunden abdecken, vom hochwertigen Luxus-Dusch-WC Aquaclean Mera mit vielen Zusatzfunktionen bis zum Basis-Dusch-WC Aquaclean Alba, das rein nur die patentierte Whirlspray-Duschfunktion bietet“, sagt Marketingleiter Riedl. „So können wir nun in jedem Preissegment ein Aquaclean mit der üblichen hohen Geberit Qualität und dem umfassenden After-Sales-Service anbieten.“
Das aktuelle Highlight von Laufen ist das neue, hochexklusive Premium-Modell Cleanet Auria, das Anfang 2026 am österreichischen Markt eingeführt wird. „Es vereint ein minimalistisches Design mit einem mehrstufigen Hygienekonzept: Eine UV-desinfizierte, selbstreinigende Düse, thermische Reinigung aller wasserführenden Teile, individuell einstellbare Duschfunktionen sowie Silent Flush 2.0 sorgen für höchste Sauberkeit und Komfort“, erläutert Verkaufsleiter Babinetz.
Villeroy & Boch hat hat sein Sortiment durch die Dusch WCs Supreo, Supreo Select und Tivo ergänzt. Bei Supreo stehen die Hygiene-Funktionen im Fokus, während Supreo Select mit zusätzlichen Komfort-Funktionen aufwartet. Beide Varianten bieten mehrere Strahlarten, automatische Spülung, Reinigung des Duschstabs mit Frischwasser und UV-Licht-Desinfektion, Geruchsabsorption mit Gesteinsfilter sowie Raumluftreinigung via Ionisator. Tivo soll mit einem „top Preis-Leistungs-Verhältnis“ punkten.
Am wachsenden Markt für Dusch-WCs in Europa mitverdienen will man auch bei Hansgrohe. Der Anbieter hat auf der ISH mit dem Modell Lavapura Element sein erstes Dusch-WC für den europäischen Markt vorgestellt. Es ist ab September erhältlich und vereint laut Österreich-Geschäftsführer Tröger „die Kompetenz von Hansgrohe im Bereich Wasser mit dem Anspruch, Hygiene und Komfort neu zu denken“. Besonders hervorzuheben: „Die individuell anpassbare Wasserreinigung über Gesäß- und Lady-Dusche, die durch verschiedene Strahlarten wie pulsierend oder oszillierend unterstützt wird.“