BZ-Umfrage

Trübe Aussichten im Wohnbau

Aktuelle Umfrage BAU
25.01.2024

Die heimische Bauwirtschaft bereitet sich mental auf ein mehr als schwieriges Jahr 2024 vor. Das zeigt die aktuelle Umfrage der Bauzeitung.

Schlechte Nachrichten dominieren derzeit in der Bauwirtschaft. Im Mittelpunkt des Interesses steht natürlich die Insolvenz der Signa Gruppe des einstmals gefeierten Tiroler Investors René Benko. Nachdem die Holding des Immo-Konzerns bereits im vergangenen November die Insolvenz anmelden musste, sind ihr in den letzten Wochen zahlreiche Tochtergesellschaften gefolgt.  Das Imperium des René Benko, zu dem hunderte Unternehmen zählen, stürzt zusammen wie ein fragiles Kartenhaus in einem rauen Wintersturm.

Und auch im medialen Windschatten der Signa-Pleite ist das Klima ungemütlich. Die Bauwirtschaft steckt in einer veritablen Krise – vor allem der Wohnbau. Die Situation am Bau ist so schlecht wie lange nicht mehr. Führende Unternehmen und Organisationen der Bauwirtschaft und des Baustoffhandels haben sich daher zu einem Pakt für den Wohnbau zusammengeschlossen – darunter die Bundesinnung Bau oder Unternehmen wie Wienerberger, Baumit oder Hagebaumarkt. Sie fordern die Politik zu raschem Handeln auf.  

Schlechte Stimmung

Wie die Reaktion der Politik ausfällt bleibt abzuwarten. Die Bauwirtschaft zieht sich jedenfalls für das laufende Geschäftsjahr mental warm an. Dies zeigt die aktuelle Umfrage unter den Leserinnen und Lesern der „Bauzeitung“.  42,4 Prozent der befragten Unternehmen verzeichnen für das laufende erste Quartal einen starken Rückgang des Auftragseingangs, 36,4 Prozent einen leichten. Zusammen sind das fast 80 Prozent. 9,1 Prozent können immerhin über eine Stagnation berichten, die übrigen 12,1 Prozent sogar über eine Steigerung.

Die Erwartungen für das Gesamtjahr 2024 schauen ganz ähnlich aus. 42,4 Prozent der Befragten erwarten einen starken Umsatz-Rückgang, 33,3 Prozent einen leichten. Zusammen sind das 75,8 Prozent. 15,2 Prozent rechnen mit einer Stagnation, 9,1 Prozent mit einer starken Steigerung. Die Erwartungen der Leserinnen und Leser in Worten gefasst: Das Jahr fängt nicht gut an und hört schlecht auf.

Und ein Ende der Krise ist nicht so schnell in Sicht. Jedenfalls vermutet das ein großer Teil der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Umfrage. 42,4 Prozent glauben, dass es noch länger dauern wird, bis sich die Auftragslage spürbar bessert. 30,3 Prozent sind etwas zuversichtlicher. Sie rechnen in einem Jahr mit einer Erholung. Dem gegenüber stehen jeweils 12,1 Prozent, die von drei Monaten oder sechs Monaten ausgehen.

Vor diesem Hintergrund ist es beachtlich, dass 54,4 Prozent der Befragten laut eigenen Angaben im ersten Quartal den Personalstand gehalten haben. Ein Drittel, exakt 36,4 Prozent, ist das nicht gelungen. Sie mussten Personal abbauen. 9,1 Prozent waren in der Lage, dem Trend zu trotzen. Sie konnten den Personalstand erhöhen.

Die Stimmungslage unter der Leserschaft der „Bauzeitung“ deckt sich mit den Prognosen der Wirtschaftsforscher. Das Euroconstruct-Netzwerk – eine Gruppe von renommierten europäischen Instituten, zu der auch das österreichische Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) gehört – geht für 2024 von einer Rezession in der österreichischen Bauwirtschaft aus. Es rechnet mit einem noch stärkeren Rückgang der Bauinvestitionen als 2023. Eine Stabilisierung der Bautätigkeit erwartet Euroconstruct erst ab dem Jahr 2025. Wobei der Wohnbau sogar erst ab 2026 wieder ein reales Wachstum verzeichnen dürfte.

Andere Bereiche der Bauwirtschaft können sich der Krise dagegen recht gut entziehen. Dazu gehören die „sanierungsnahen“ Bereiche, die von den hohen Energiepreisen und den dadurch ausgelösten Investitionen profitieren. Relativ stabil zeigt sich bislang auch der Tiefbau. Hier rechnen die Wirtschaftsforscher jedoch damit, dass die positiven Impulse aus dem öffentlichen Straßen- und Bahnbau mittelfristig sinken werden.

Branchen
Bau